
Hersteller: | LucasArts |
Vertrieb: | LucasArts |
Steuerung: | Maus & Tastatur / Gamepad |
Systemanforderungen: | Windows XP/Vista/7 / Pentium IV 3 GHz / 256 MB RAM (XP) & 512 MB RAM (Vista/7) / 128 MB Grafikkarte (Shader 2.0) / ca. 2 GB Festplatte |
USK: | - |
Offizielle Webseite: | www.monkeyislandspecialedition.com |
Deutsch: | Komplett |
Tief in der Karibik … Scabb Island
Nachdem Guybrush Threepwood im letzten Spiel LeChucks Ektoplasma mit einem Schluck Malzbier zurück ins Jenseits schickte, verbringt er nun seine Zeit damit, jedem Zweiten von eben jener Heldentat zu berichten, auch wenn die gar nichts mehr davon hören möchten. Doch ohne den Geisterpiraten in der Karibik ist es viel zu ruhig geworden. Zu ruhig für Guybrush, weshalb er sich in den Kopf setzt, den legendären Piratenschatz Big Whoop zu finden, um so seinen Lebenslauf deutlich aufzuwerten … und vor allem, um dem gelangweilten Publikum eine neue Geschichte erzählen zu können. Mit Big Whoop könnte er obendrein sogar zur Legende werden. Dummerweise hat er mit seiner Suche ausgerechnet auf Scabb Island begonnen, die von LeChucks ehemaliger rechter Hand, Largo LaGrande, herumkommandiert wird. Ein Embargo sorgt nun dafür, dass Anreisende nicht mehr von der Insel wegkommen. Also muss Guybrush erst einmal dem kleinen Mistkerl an den Kragen. Der schnappt sich jedoch im finalen Showdown des ersten von insgesamt vier Kapiteln LeChucks Geisterbart, den Guybrush als Trophäe immer bei sich trägt und welcher wohl das einzige Überbleibsel des Piratenkapitäns sein dürfte. Leider war jedoch genau das die letzte Zutat, die Largo benötigt, um LeChucks vermoderten Leichnam wiederzubeleben. Gesagt, getan: Momente später flimmert der ehemalige Geisterpirat wieder über den Bildschirm und Guybrush muss ihn ein weiteres Mal aufhalten.

Näher am Original
Das Remake des Vorgängers hatte uns bereits sehr gut gefallen, doch mussten sich die Locations von allerhand Seiten gefallen lassen, sie hätten sich zu sehr vom Original entfernt und vor allem das modernisierte Aussehen des Tunichtguts Guybrush gefiel nicht jedem Retro-Zocker. ‚LucasArts‘ nahm sich dieser Kritik absolut vorbildlich an und änderte grafisch mit der Special-Edition von Teil zwei gegenüber dem Original nur äußerst wenig. Beinahe durchweg scheint es so, als habe man ausschließlich mit den originalen Zeichnungen gearbeitet und diese lediglich für hohe Auflösungen optimiert. Somit kann auch Guybrushs zweites Abenteuer in ‚Full HD‘ (1920x1080 Bildpunkte) durchrätselt werden. Etwas schade fanden wir an dieser Vorgehensweise allerdings, dass sich die Entwickler so sehr an dieser Kritik orientierten, dass wirklich jedes Inselblatt exakt wie im Original erscheint. Kleinigkeiten an Locations zu verändern, haben die Kalifornier – bis auf einige wenige Hommagen – nicht mehr übers Herz gebracht. Detailveränderungen an der einen oder anderen Stelle hätten der Neuauflage aber sicherlich noch mehr Charme geben können. Aber das ist selbstredend Kritik auf verdammt hohem Niveau. Denn bereits das Original von ‚Monkey Island II‘ weiß selbst heute noch sehr zu gefallen. Lediglich die geringe Auflösung stört in heutigen Zeiten. Der Umstand wird nun durch die Neuauflage vollständig ausgemerzt. Wie gravierend der Unterschied ist, zeigt einmal mehr das flotte Umschalten zwischen alt und neu. Per Tastendruck kann nämlich jederzeit, auch während selbstlaufender Ingame-Sequenzen, zwischen Original und Neuauflage gewechselt werden. Beim ersten Umschalten wird man übrigens von einem Achievement überrascht – eine Sitte aus der Konsolenwelt. Sobald besondere Aktionen getätigt werden, schaltet man diese Extras frei. So gibt es jeweils ein Achievement für das Abschließen eines jeden Akts des Adventures oder besondere, zum Beispiel, wenn man Guybrushs Reise in unter drei Stunden durchsegelt. Alles in Allem für Fans solcher Auszeichnungen eine ganz nette Sache, alle anderen können das getrost ignorieren.
Überarbeitete Steuerung
Freunde des traditionellen SCUMM-Interfaces hatten bereits beim ersten Teil das Nachsehen, zumindest wenn man die Neuauflage spielte. Äußerst böse empfanden wir daran, dass das Spielen mit einem XBox-360-Pad deutlicher flüssiger vonstattenging als zum geliebten Mausnager zu greifen. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich beim Original um ein PC-Adventure handelt und die Neuauflage an die Konsolenwelt angepasst wurde, erschien uns das etwas ärmlich. Immerhin ist ein Großteil der Adventure-Retro-Szene mit einem PC bewaffnet. Auch dieses Manko wurde etwas überarbeitet. Sowohl Maus- als auch Pad-Steuerung spielen sich dieses Mal recht ähnlich, dennoch finden sich im Remake keine anklickbaren Verben. Über einem Gegenstand hält man die rechte Maustaste gedrückt und bekommt so die möglichen Aktionen als Minibildchen angezeigt, die man dann nur noch auswählen muss. Nicht ganz optimal, aber deutlich besser als die Steuerung von ‚The Secret of Monkey Island SE‘, wo man die Aktionen noch mühselig mit dem Mausrad durchschalten musste. Wenig sinnvoll empfinden wir nun lediglich die Fortbewegung per Pad. Denn dann verliert das Adventure jedweden Point-and-Click-Charme. Guybrush kann dann – ähnlich einem 3D-Spiel – nicht mehr durch einen Klick in die Umgebung dirigiert werden, sondern ausschließlich mit dem analogen Stick. Das war uns einfach zu fummelig. In zeitkritischen Passagen ist das Pad vom Computernager außerdem hoffnungslos übervorteilt. Dort eignete sich der flotte Wechsel zum Original und das Zurückgreifen auf das altbewährte SCUMM-System via Maus.
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Audiokommentare: Ein Mekka für Retro-Fans?
Als besonders tolle Innovation, gegenüber dem ersten Remake, gilt selbstredend der Einbau von Audiokommentaren der ursprünglichen Entwickler. ‚Monkey Island‘-Schöpfer Ron Gilbert, Tim Schafer und Dave Grossman geben per Knopfdruck Anekdoten aus der Entwicklungszeit des Originals zum Besten. Für Retro-Fans alleine schon ein Kaufgrund. Allerdings ist bekanntlich nicht alles Gold, was glänzt. Den Dreien zuzuhören, macht zwar Spaß, doch wird das Spielgeschehen nicht unterbrochen, womit man den eigentlichen Spieldialogen nicht lauschen kann. Außerdem sind die Anzahl und der Inhalt der Kommentare etwas mager. Da hätten wir uns viel mehr gewünscht. Einen wirklichen Einblick in den damaligen Entwicklungsalltag darf man leider nicht erwarten. Für Fans der ersten Stunde, wie uns, schon ein kleiner Wehrmutstropfen. Vor allem beim überraschenden Finale hätten wir uns mehr von der Kommentarfunktion versprochen. So bleibt das Ganze zwar immernoch eine richtig gute Idee, die man aber tiefgreifender hätte ausnutzen können. Das Spiel selbst ist wieder superb (englisch) vertont und Dominic Armato zeigt einmal mehr, dass er Guybrush Threepwood verkörpert wie kein Zweiter. Wer das Original gern stimmlich unterlegt haben möchte, erhält dieses Mal eine entsprechende Funktion in den Optionen, muss sich aber musikalisch mit den Midi-Sounds zufrieden geben. Die überarbeitete Fassung punktet dagegen mit echten Instrumenten und es gibt ein hoch qualitatives Wiederhören mit sämtlichen Musikstücken des Originals. Vor allem der Knochensong ist einer der absoluten Höhepunkte dieses akustischen Genusses. Einmal mehr ganz, ganz große Klasse ‚LucasArts‘!
Kleine (Ratten-)Haare in der Suppe
Das gelungene Intro sucht man in der Neuauflage ebenso vergeblich wie den zweiten, leichten Schwierigkeitsgrad. Aufgrund einer eingebauten Hilfefunktion ist der simplere Knobellevel für uns problemlos verschmerzbar, aber wieso gerade die Einleitung entfernt wurde, können wir leider nicht verstehen. Obendrein finden sich hin und wieder einige Übersetzungsprobleme, da die deutsche Version des Remakes und die englische Original-Version parallel laufen. Als Beispiel dient ein nun verwirrendes Problem in der Bibliothek auf Phatt Island: Sucht man dort nämlich im Karteikartenkatalog das storyrelevante Buch „Berühmte Untergänge“ wird man zum Bereich „U“ für „Untergänge“ weitergeleitet. Im englischen Original allerdings zu „D“ wie „disaster“. Das endet damit, dass sich das Werk dann auch in der deutschen Version nicht unter „U“, sondern nur unter „D“ auffinden lässt, was nicht wirklich Sinn ergibt. Wer das Hilfesystem nicht verwendet oder das Rätsel nicht gleich im englischen Original löst, wird sicherlich auf Probleme stoßen. Glücklicherweise waren solche Probleme aber die Ausnahme.

Eine Special-Edition wie sie im Buche steht!!
Vor allem für ‚Monkey Island II‘ hatten wir eine enorme Erwartungshaltung inne. Für viele Kielholer ist die erste Fortsetzung auch die beste der gesamten Reihe. Hätte ‚LucasArts‘ gravierende Fehler gemacht oder zu viel Neues ausprobiert, hätte das leicht schiefgehen können. Aber einmal mehr hat sich das Unternehmen tapfer geschlagen und ist auf viele Fan-Zuschriften besonnen eingegangen. Herausgekommen ist ein wirklich tolles Werk, das wir blindlinks jedem empfehlen können, der sich diese Zeilen durchliest. ‚Monkey Island II – Special Edition‘ ist einfach grandios und hat einen Daueranlegeplatz auf jeder heimischen Festplatte verdient! Unbedingt kaufen, unbedingt spielen, denn – trotz einiger Kritik – handelt sich es hierbei um ein äußerst gelungenes Remake des wohl besten Adventures aller Zeiten!
[ 19.07.2010 ]
