Hersteller:
| Deck 13
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Vertrieb:
| astragon GmbH
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Steuerung:
| Maus
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Systemanforderungen:
| Win XP/Vista/7 / Pentium IV 1,5 GHz / 512 MB RAM / 128 MB Grafikkarte / ca. 500 MB Festplatte
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USK:
| Freigegeben ab 12 Jahren
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Offizielle Webseite:
| http://www.blacksails-game.com/
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Der deutsche Entwickler ‚Deck13‘ hatte bislang ein sehr geübtes Händchen für PC-Spiele. Die ‚Ankh‘-Trilogie und ‚Jack Keane‘ zeigten, was die Mannen aus Frankfurt am Main drauf haben. Bei denen kam auch der Humor selten zu kurz. Ihr neuestes Machwerk schlägt nun in zwei andere Kerben. Zum einen soll sich hier gegruselt werden, zum anderen ist der Titel recht kurz geraten. Ob weniger, im Fall von ‚Black Sails‘, wirklich mehr ist, wollten wir daher genauer wissen.
Wir schreiben den 4. Januar 1884. Ein Kreuzfahrtschiff, das von New York nach Portugal unterwegs ist, kollidiert auf offener See mit einem unbekannten Hindernis und sinkt auf den Meeresboden. Bis auf die beiden Passagiere Anna, eine Reporterin aus New York, und Lex, ein chauvinistischer Nichtsnutz, überlebt niemand die Tragödie. Doch das bekannte Glück im Unglück lässt im Nebel ein Segelschiff erscheinen. Beide gehen an Bord und bemerken recht schnell, dass die Brigantine vollkommen verlassen ist. Die Kapitänskajüte ist verwüstet, Hilferufe bleiben unbeantwortet. Was war hier nur geschehen? Wo ist die Mannschaft? Wer sich auf ‚Black Sails‘ einlässt wird die Antworten nach frühestens fünf Stunden bekommen. Da ist jedoch nicht erst der Mittelteil des Spieles erreicht, sondern bereits das Finale. Um der Kürze entgegenzuwirken, wandert das Adventure aber für weniger Euros über die Ladentheke.
Entscheidungen mit Einfluss?
Obwohl Anna, welche der Spieler übernimmt, und Lex ein äußerst ungleiches Paar sind, müssen beide Wohl oder Übel auf dem einsamen Kutter miteinander auskommen. Das ist allerdings gar nicht so leicht, denn Lex ist die Verkörperung eines unsympathischen Machos, Anna wirkt leider nicht deutlich kontrastreicher auf den Spieler. Sie teilt zwar Lex‘ Ansichten nicht eine Sekunde, doch mit ihrer Spielfigur wird man einfach nicht warm. Zudem stellt sich das Duo viel zu schnell als ziemlich einseitige Nummer heraus: Lex wird nämlich bereits nach wenigen Minuten schwer verletzt und Anna muss fortan komplett alleine klarkommen. Je mehr Zeit verstreicht, je deutlicher wird die Ahnung, dass Lex ausschließlich als Ansprechpartner dient. Von einem Sidekick kann hier überhaupt nicht gesprochen werden. Apropos Gespräche: Die sollen, zumindest erklärt uns diesen Sachverhalt das Adventure kurz nach dem Start, Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Anna und Lex haben. Das ist aber derart dünn umgesetzt, dass es kaum der Rede wert ist.
Gruseln ab 12
Ebenso ist der Gruselfaktor es kaum wert, dass man Worte darüber verliert, was sich unterstreichend in einem mildem Urteil der USK niederschlägt: "Ab 12". Erfreulich ist jedoch, dass an diesem „Grusel-Erlebnis“ auch Adventurier teilhaben können, denen leicht der Angstschweiß auf die Stirn tritt. ‚Black Sails‘ ist Tausende von Seemeilen von einem ‚Darkness Within‘ oder ‚Penumbra‘ entfernt, bei denen man sich jede Bewegung zwei Mal überlegte. Das finden wir jedoch schade und sahen zuhauf verpasste Chancen. Dennoch konnten wir dem Plot an sich einiges abgewinnen, welcher einen gekonnten Spannungsbogen aufzubauen weiß, der aber leider viel zu schnell wieder abnimmt. Ist die Katze nämlich einmal aus dem Sack, pendelt man bereits auf das Finale zu, das zwar mit verschiedenen Epilogen punkten kann, allesamt dennoch das Adventure relativ schwach ausklingen lassen. Das liegt vor allem daran, dass man die Figuren kaum richtig kennenlernt und die erst zum Ende mal richtig los plappern, um den Endsequenzen den Weg zu ebnen.
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Engine mit Tücken
Grafisch schwankt der Titel zwischen Mittelmaß und sehr gut gelungenen Locations. Leider handelt es sich bei der Brigantine um ein recht kleines Schiff, was sich mit nur wenigen Räumlichkeiten bemerkbar macht. Zudem ist das Interface schlecht optimiert, das wohl mit der 3D-Welt nicht so richtig zurechtzukommen scheint. Das äußert sich darin, dass Gegenstand und Hotspot nicht unbedingt an derselben Stelle zu finden sind. Relativ häufig mussten wir deshalb auf die Hotspot-Anzeige zurückgreifen, um die richtigen Gegenstände überhaupt ausfindig machen zu können. Nicht ganz ausgereift wirkte des Weiteren auf uns die selbstlaufende Kamera. Die Perspektive wechselt zwar bequem automatisch, aber eben nicht immer in die optimale Position. Hin und wieder haben wir sogar nur durch Zufall einen neuen Abschnitt eines Raumes entdecken können, als wir uns in einen scheinbar unbegehbaren Bereich klickten.
Nicht viel zu sagen
Die deutsche Sprachausgabe ist außerordentlich gut gelungen. Zu beanstanden haben wir an der Qualität jedenfalls nichts, lediglich die Quantität lässt zu wünschen übrig. Kurzum: Man unterhält sich einfach viel zu wenig. Das hat nicht nur ein sehr ruhiges Adventure zur Folge – denn musikalische Unterstützung ist beinahe gar nicht vorhanden – sondern auch ein eher unpersönliches. Wie bereits angemerkt, lernt der Spieler aus eben diesem Grund die Figuren so gut wie überhaupt nicht kennen. Die Schicksale beider interessieren kaum. Da ist es beinahe überflüssig zu sagen, dass die verschiedenen Endsequenzen deutlich an Reiz verlieren, was dem Wiederspielwert an sich natürlich nicht allzu gut tut. Wir haben von ‚Deck13‘ einfach mehr erwartet. Wer darüber hinaus mit einem Großbildmonitor mit entsprechender hoher Auflösung zu Werke geht, wird bei den wenigen Dialogen Probleme mit der Lesbarkeit bekommen. In ‚Full HD‘ (1920x1080 Bildpunkten) sind die Auswahlmöglichkeiten im bewährten Multiple-Choice-System dann kaum noch zu lesen. Die Schriften werden nicht angepasst und wir mussten deshalb nicht nur einmal näher an den Bildschirm rücken, um eine Auswahl für den Fortgang der Dialoge zu wählen.
Hotspot-Extreme
In Sachen Rätseltechnik wird sich keinerlei Blöße gegeben. Sämtliche Hirnschmalzverbrennung läuft niemals aus dem Ruder und ist stets nachvollziehbar. Auch Einsteiger dürften hier auf wenige Hindernisse stoßen. Eines der Hindernisse könnte nur die immer wieder eintretende Hotspot-Flut sein, die sich gern von einem Extrem ins andere wandelt. Während in manchen Locations nur wenig Anklickbares wartet, sind andere Orte hoffnungslos überladen. Schaltet man beispielsweise im allerersten Raum die Hotspotanzeige ein, wird beinahe jeder Nagel hervorgehoben. Dumm ist eben hierbei, dass dies nicht immer ausreichend Sinn macht. Uns kam es jedenfalls oft so vor, dass immer dann, wenn wir uns mehr anklickbare Punkte in einem Raum gewünscht hatten, diese selten vorhanden waren. Und dort, wo es uns weniger interessierte, konnte – überspitzt formuliert – jede Planke einzeln betrachtet und benutzt werden.
Zu kurz und zu unausgereift!
‚Black Sails‘ hat uns etwas erschreckt. Der Ausflug der deutschen Schmiede in grusligere Adventure-Gefilde ging, trotz des geringen Kaufpreises, so ziemlich im Kielwasser verloren. Viele Stärken des Entwicklers, wie Dialoge oder interessante Figuren, sind zu marginal umgesetzt und gehören hier gar zu den großen Schwächen des Spieles. Hervorheben möchten wir allerdings die interessante Story, die auf alle Fälle zum Weiterrätseln einlädt. Der Rest des Machwerks ist in unseren Augen aber leider kein ‚Deck13‘-Titel, der dieses Ranges würdig wäre. Mehr als ein – nüchtern betrachtet – befriedigendes Gesamterlebnis können wir jedenfalls nicht mit gutem Gewissen bescheinigen.
[ 08.06.2010 ]
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