Die polnische Schmiede 'City Interactive', die bislang in anderen Genres agierte, wagt sich erstmalig an ein Adventure und stellt den Spieler an die Seite einer jungen FBI-Agentin, die gleich zu Beginn ihrer Karriere mit allen Schattenseiten des Agenten-Daseins konfrontiert wird.
Nicole Bonnet hatte bereits ihren Onkel an das FBI verloren, dem bei einem Einsatz der Tod ereilte. Dennoch entschied sie sich für eine Karriere bei der Agency und schloss als eine der vielversprechendsten Absolventen ihre Ausbildung in Quantico ab. Doch sie hat sich noch nicht einmal in ihrem Beruf etablieren können, da wird sie als Neuling gleich mit dem Tod ihres Kollegen James konfrontiert. Ihr Chef unterstellt sie aus diesem Grund dem Agenten Nick Romsky, der momentan Hilfe gut gebrauchen kann. Ein Ritualmörder hält nämlich die Stadt im Zaum. Scheinbar wahllos werden Menschen auf grausame Weise ermodert und Ihr Herz entnommen. Als eine Art "Visitenkarte" werden zudem noch Münzen in den malträtierten Körpern vorgefunden. Natürlich stellen sich da schnell die Fragen, was die einzelnen Opfer verbindet, was es mit diesen Münzen auf sich hat und warum es der Mörder gerade auf diese Personen abgesehen hat. Nicoles neuer Kollege Nick scheint jedoch keine große Hilfe zu sein, so dass sich die junge Agentin als völlig Unerfahrene praktisch alleine an die Lösung des Falles setzen muss. Der scheint während ihren Ermittlungen immer größere Kreise zu ziehen und führt sie gegen Ende sogar außer Landes …
Gute Engine mit allerhand Macken
Die Schmiede hat sich für die Umsetzung an das bewährte Gerüst der 'Wintermute-Engine' gewagt, das zuletzt in 'Sunrise' Verwendung fand. Leider haben die Polen sichtlich mit Fehler zu kämpfen gehabt, die sie selbst in der uns vorliegenden, finalen Version nicht ausbügeln konnten. So registrierten wir beim Spielen allerhand Frame-Einbrüche, was zur Folge hatte, dass das Spiel selbst auf moderneren Rechnern unangenehm ins Stocken kam. Dies betrafen sowohl die Ingame- als auch die zahlreichen Zwischensequenzen. An einigen, wenigen Stellen waren sogar nur noch unter zehn Bilder pro Sekunde drin und das obwohl unsere Testrechner Galaxien von der Minimalvoraussetzung, von nur einem 1-GHz-Pentium-III, entfernt sind. Auch das Herunterschalten auf nur 16-Bit-Farbtiefe oder das Abschalten der Kantenglättung brachten praktisch keine Veränderung dieses Zustandes. Hier sollte schleunigst ein Update nachgereicht werden, dass sich aber zusätzlich auch um die äußerst langwierige Speicherzeit beim Anlegen eines Spielstandes kümmern sollte. Aber leider waren das noch nicht die einzigen Probleme, die die Spiellaune trüben konnten. Ohne erkennbaren Grund ließ sich das Spiel plötzlich nicht mehr starten und wies auf eine zu geringe DirectX-Version hin, wobei natürlich die aktuellste vorhanden war. Nur eine erneute Installation des kompletten Adventures schaffte Abhilfe.
Auch ein Fall für Menschen mit Sehschwächen
Bislang noch weitgehend selten implementiert, verfügt 'Die Kunst des Mordens - Geheimakte FBI' über eine Funktion, welche auch Abenteurern mit Sehschwäche die Möglichkeit geben soll, die Ritualmorde aufzuklären. Dabei liest ein Algorithmus sämtliche, mit dem Mauspfeil berührten, Hotspots laut vor. Aufgrund der Tatsache, dass es sich beim Vorlesen nicht um einen echten Sprecher handelt, kommen dann allerdings teils schlecht verständliche Dinge wie „Arbe Itsiemer“ (Arbeitszimmer) oder „Druoker“ (Drucker) heraus. Inwieweit diese Option Menschen mit Sehschwäche nun tatsächlich helfen kann, sei erst einmal dahingestellt. Doch alleine der Einbau dieser Option ist eine positive Erwähnung wert. Denn, warum sollten Adventurespiele nicht etwas barrierefreier sein? Aber auch für Menschen mit guten Augen wurde ein Hilfssystem eingebaut, mit dem man alle relevanten Gegenstande und Ausgänge auf einen Klick sichtbar machen kann. Per Doppelklick lässt sich eine Location im Nu verlassen, bringt Nicole allerdings innerhalb eines Raumes nicht dazu, die Beine etwas in die Hand zu nehmen.
Schicke Optik, gute Lokalisierung
Beim Knobeln kann man den Eindruck gewinnen, dass die Entwickler erst im Laufe des Spieles so richtig in Fahrt gekommen sind. Denn sind die Locations zu Beginn teils noch etwas lasch, steigert sich deren Qualität bis zum Ende kontinuierlich. Im Durchschnitt ergibt sich ein Abenteuer, das sich durchaus sehen lassen kann. In Sachen Sprachausgabe hat man auf prominente Stimmen verzichtet, was allerdings nicht zwangsläufig heißen muss, dass hier keine Könner am Werk waren. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Die deutsche Lokalisierung ist fast durchweg gut gelungen und kann sich - neben einigen, wenigen Ausnahmen - hören lassen. Musikalisch zeigt sich Nicole Bonnets Reise ebenfalls von einer sehr angenehmen Seite. Die Rätseleinlagen sind logisch und stets nachvollziehbar. Einzig und alleine beim Einstellen der korrekten Beleuchtung einer Lagerhalle hätte man eine Vorschau einbauen können. Denn so heißt es, immer wieder zwischen dem Sicherungskasten und der Location hin- und herzuschalten, bis die passende Konfiguration gefunden ist. So etwas bildete aber die Ausnahme.
Gelungenes Erstlingswerk!
Wenn man bedenkt, dass es sich hier um den Einstieg von 'City Interactive' in die Welt der Abenteuerspiele handelt, kann man den Mannen in Polen eigentlich nur gratulieren. Als wir mit dem Spiel begannen, hatten wir spontan zwar lediglich nur ein befriedigendes Bild, doch änderte sich dies mit fortlaufender Zeit. Die ersten Locations wirkten etwas steril und vereinsamt. Dann kamen noch die nicht nachvollziehbaren Ruckler dazu. Aber wenn man dann erst einmal in den Fall eingetaucht ist, kann man im Grunde nicht mehr aufhören. Die Qualität des Adventures steigert sich dabei stetig und macht aus der zu Beginn faden Präsentation zu guter Letzt ein spannendes Abenteuerspiel. Wenn 'City Interactive' nun nur noch einen Patch nachschieben könnte, der die besagten Probleme bereinigt, könnten wir das Spiel sogar uneingeschränkt empfehlen. Doch bis es soweit ist, muss man auf der Suche nach dem Ritualmörder so manche Macke in Kauf nehmen. Wen das aber nicht stört, der kann zugreifen!
[ 12.03.2008 ]
Kommentare wolfgang koll:
Die Kunst des Mordens
(05.05.2008 _ 09:27:39)okawango:
Hallo Wolfgang
Dein kurzes Kommentar sagt Vieles. Man muss durchaus über diesen Titel nachdenken.
In der Adventurebranche herrscht ein gewisses Niveau; so, als wären wir Engländer, nur auf eine gute Art :-).
Ich kenne das Spiel nicht, hab' es nicht gespielt.
Jedoch am Morden eine Kunst zu sehen - auch wenn es sich lediglich um den Titel handelt - ist für meine Verhältnisse eine Perversion.
(10.08.2008 _ 20:00:55)BruderVerdruss:
Hmmm.
Eine sehr philosophische Angelegenheit.
Ein Mord ist doch nur dann ein Mord, wenn ausser dem Täter noch jemand anderes den begründeten Verdacht auf einen illegalen Tathergang hat.
Wenn nur der Mörder weiss, dass das Opfer nicht aus natürlichen oder sonstwie einigermassen legalen Ursachen starb (oder dass überhaupt jemand starb), ist es nach der reinen Lehre definitiv kein Mord.
Also: Die Kunst des Mordens.....
Eine morbide Kunst, aber eine Kunst.
So long
BruderVerdruss
(der -ausserhalb der virtuellen Welt- auch keine Morde mag)
(23.08.2008 _ 19:54:47)okawango:
Hallo BruderVerdruss
Es gibt immer mindestens einen Zeugen.
GOTT.
(29.09.2008 _ 12:08:45)Lamar:
Man kann ja auch eine Topfpflanze morden. Indem man ihr kein Wasser mehr gibt. Dann ist sie irgendwann dahin geschieden.
Die Kunst daran ist dann, das man ein Trocken Gesteck hat (lol)
Gutes Adventure, freue mich schon auf Teil 2.
(05.02.2009 _ 10:19:52)Pyros:
Hallo
War eines der Ersten Adventure die ich gespielt habe und muss sagen hat mir ganz gut gefallen.
Grafik fand ich sehr ansprechend!!
8/10
(15.09.2010 _ 18:58:53)
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