
Hersteller: | Silver Style Entertainment |
Vertrieb: | The Games Company |
Steuerung: | Maus |
Systemanforderungen: | Win XP/Vista / Prozessor IV 2,0 GHz / 512 MB RAM / 128 MB Grafikkarte / ca. 2 GB Festplatte |
USK: | Freigegeben ab 12 Jahren |
Offizielle Webseite: | www.goindowntown.de |


Cyperpunk im Comic-Look
Für die grafische Umsetzung bediente sich die Schmiede 'Silver Style Entertainment' an der Technik des „Toon-Shadings“. Das ähnelt im groben Aufbau dem bereits mehrfach in anderen Produkten genutzten „Cell-Shading“ und sorgt dafür, dass das Adventure im perfekten Comic-Look erstrahlt. Und das kann sich, unserer Meinung nach, auch wirklich sehen lassen. Vor allem in hohen Auflösungen sieht das Endergebnis schlichtweg grandios aus. Wäre der Mauspfeil nicht, könnte man an vielen Stellen vergessen, dass es sich hierbei um ein PC-Spiel handelt. Einziger Störfaktor ist bei dieser grandiosen, grafischen Umsetzung die fehlende Lippensynchronität zum gesprochenen Wort. Da bei Dialogen in eine besondere Nahansicht gewechselt wird, hätte man gerade auf diesem Aspekt achten können. Entschädigt wird zum Teil durch zuschaltbare Untertitel, die dann nicht einfach nur plump eingeblendet werden, sondern stilecht in Sprechblasen daherkommen. Unnütze Persönlichkeiten werden obendrein als so genannte „Konturenmenschen“ dargestellt – also sie sind schlichtweg grau und ohne Textur. Mehr Comic-Look geht praktisch nicht mehr.
Deutsch Deluxe
Besonders hervorzuheben ist auch die brillante, deutsche Sprachausgabe, die man nur in den höchsten Tönen loben kann. Es gibt ein Wiederhören mit allerhand bekannten Stimmen wie Will Smith, Nicole Kidman, Antonio Banderas, Jennifer Lopez oder George Clooney – wobei der erst Genannte die Rolle des Hauptprotagonisten Jake übernimmt. Leider täuscht diese akustische Dominanz nicht darüber hinweg, dass sämtliche Charaktere nur sehr oberflächlich behandelt werden. Vor allem bei Jake, der seine Frau verlor, hätten wir uns deutlich mehr Tiefe gewünscht. Man erfährt zwar zu Beginn von seinem Kummer, doch das hat man bis zum Finale längst wieder vergessen, weil kaum mehr Bezug dazu genommen wird. Jake bleibt daher austauschbar und ist für den Spieler, selbst nachdem der Abspann auf dem Monitor flimmert, immer noch ein Fremder. Das liegt aber nur zum Teil an dem rudimentären Bezug zu den Charakteren. Die extrem kurze Spieldauer tut nämlich das Übrige: Nach maximal zwei Spielabenden ist das Rätsel um Roses Tod bereits gelüftet, was zusammengenommen um die fünf, sechs Stunden Spielzeit ist. Und das gilt auch für Anfänger. Denn die Rätsel sind allesamt sehr einfach gestrickt und liegen oft auf der Hand. Kurzes Nachdenken erfordern maximal die vierdimensionalen Denksportaufgaben. Denn genau wie in 'Everlight' kann auch in 'Goin‘ Downtown' jederzeit per Knopfdruck zwischen Tag und Nacht gewechselt werden. Manche Orte können daher nur zu einer bestimmten Tageszeit besucht und so manches Rätsel dann erst gelöst werden. Sollte man doch einmal nicht mehr weiterwissen, hilft die eingebaute Komplettlösung, die in drei Schritten den Spieler auf den richtigen Weg bringt. Wie gehabt, stupst Stufe eins den Abenteurer auf den richtigen Weg, Nummer zwei wird deutlicher und die letzte Etappe zeigt dann buchstäblich mit dem Zeigefinger drauf.
Hervorragende Steuerung
Jake lässt sich während seiner Suche nach der Wahrheit fast perfekt durch die Locations dirigieren. Die Steuerung wurde weitestgehend optimiert und bietet neben bekannten Sachen, wie einer Hotspot-Anzeige per Tastendruck, außerdem ein neues Feature. Das äußert sich darin, dass der junge Gesetzesvertreter vollkommen automatisch die Beine in die Hand nimmt, wenn man auf einen Punkt klickt, der etwas weiter in einer Location entfernt ist. Damit entfallen lästige Wartezeiten. Dazu trägt auch die Karte bei, mit der man blitzschnell von A nach B düsen kann, ein Doppelklick wechselt die Location ohne Umschweife. Hat man den Faden verloren, kann man im Tagebuch die nächsten Aufgaben einsehen – vorbildlich!


'Goin' Downtown' ist kein 'Blade Runner'
Tolle Grafik, tolle Sprachausgabe, exzellente Steuerung – diese Punkte zeichnen das Positive in 'Goin‘ Downtown' aus. Doch es ist eben nicht alles Gold was glänzt. Die kurze Spielzeit, die teils übertrieben simplen Rätsel und die sehr oberflächlich gehaltenen Charaktere übernehmen den Contra-Part. Nicht unerwähnt sollte man an dieser Stelle außerdem den thematisch, teils völlig verfehlten, Soundtrack lassen. Der dudelt in so einer Fahrstuhl-Manier vor sich hin, dass er irgendwann nur noch stört. Außerdem riss uns dieser Umstand immer wieder aus der Spielwelt heraus, als wir gerade so richtig eingetaucht waren. Ein weiteres Manko war auch der äußerst kompromisslose Kopierschutz. Der hat nämlich so seine Probleme mit gewisser Sicherheitssoftware. Tatsächlich konnten wir 'Goin Downtown' nur nutzen, als wir die Firewall restlos deinstalliert hatten – das betrifft die Installation und das Adventure selbst. So etwas muss nicht sein. Bei den hohen Raubkopierzahlen sicherlich nicht unverständlich, aber wenn man mit seinen Kopierschutzmechanismen ehrliche Kunden straft, geht das schlichtweg zu weit. Doch wir wollen nicht unfair sein. Der Fehler trat nicht bei jedem Sicherheitstool auf. Die eben benannten Probleme gab’s lediglich mit verschiedenen Versionen von 'Bitdefender', 'Outpost Firewall Pro' oder 'Spywaredoctor'. Dass dieses Problem mit einem Patch behoben werden sollte, empfinden wir als selbstverständlich. Davon abgesehen hat uns das Spiel nur bedingt begeistert. 'Goin‘ Downtown' ist ein durch und durch solider Titel, der Spannung an den Schreibtisch bringen kann, doch Potenzial verschenkt. Wer hier ein Abenteuer á la 'Blade Runner' erwartet, wird leider enttäuscht. Gegen Ende möchte man zwar unbedingt wissen, wie’s ausgeht und was Rose wirklich zustieß, jedoch wird auf dem Weg zur Wahrheit zu sehr auf die Geschichte und kaum auf die Charaktere eingegangen.
[ 17.06.2008 ]
