Hersteller:
| Frictional Games
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Vertrieb:
| Steam / GOG
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Steuerung:
| Maus+Tastatur / Gamepad
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Systemanforderungen:
| Win 7/8/10 (nur 64-Bit) / Core i3 oder AMD A6 2.4Ghz / 4 GB RAM / NVIDIA GeForce GT 240 oder AMD Radeon HD 5570 ("Integrated Intel Graphic"-Grafikkarten werden nicht unterstützt) / ca. 25 GB Festplatte
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USK:
| n/a
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Offizielle Webseite:
| www.somagame.com
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Die kleine Schmiede 'Frictional Games' lehrte der Spielergemeinde bereits in der Vergangenheit das Fürchten. Titel wie die 'Penumbra'- oder die 'Amnesia'-Teile waren ausschließlich hartgesottenen Abenteurern vorbehalten. Allerdings – so scheint es zumindest – wollen sich die Mannen aus Schweden ein Stückweit vom Grusel entfernen und schicken den Spieler dieses Mal mit 'Soma' auf eine äußerst interessante Reise, die statt auf grenzenloses Fürchten zurückzugreifen, vor allem in die philosophische Richtung abdriftet. Und – so viel sei bereits in dieser Einleitung verraten – das hätten wir 'Frictional Games' in dieser Qualität gar nicht zugetraut…
Das Leben hält viele Überraschungen für uns bereit. Die Einen sind angenehm, die Anderen prägen uns für unser ganzes Leben. Doch für den Protagonisten Simon Jarrett wird dieser Fakt leider gleich doppelt tragisch. Wir schreiben den Mai 2015 als er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Ashley einen schweren Autounfall erleidet. Der riss nicht nur die geliebte Freundin aus seinem Leben, sondern bestrafte ihn zusätzlich mit einem sehr schweren Hirnleiden. Leider bleibt dem jungen Mann, der eigentlich noch sein ganzes Leben vor sich haben sollte, nicht mehr viel Zeit. Die kranialen Blutungen in seinem Gehirn werden ihn schon sehr bald sterben lassen. Verzweifelt und nach jedem Strohhalm greifend, unterzieht sich Simon daher einer möglichen und neuartigen Behandlung. Der Arzt, ein gewisser Doktor Munshi, möchte im Rahmen dessen sein Gehirn scannen, um exakt koordinierte Behandlungen einleiten zu können, die unserem Protagonisten wohlmöglich das Leben retten oder zumindest verlängern können. In der Praxis des Doktors angekommen, finden sich dort allerdings weder andere Patienten, noch irgendwelches Personal, bis auf den Arzt selbst. Leicht misstrauisch und stetig hoffend, dass ihm tatsächlich geholfen werden könne, stimmt Simon dennoch der Behandlung zu. Er setzt sich auf einen eigenartigen Stuhl, eine Maschine fährt hinab, umschließt dabei seinen Kopf und der Scan beginnt. Augenblicke später fährt der Mechanismus wieder nach oben und … was ist das? Simon ist plötzlich nicht mehr in der Praxis. Er befindet sich in einem dunklen Raum, ruft vergeblich seinen Arzt, fragt, ob etwas schief gegangen ist, aber niemand antwortet. Wo zum Teufel ist er? Wie ist er überhaupt hierhin gekommen? Und wo ist „hier“? Er sieht sich um und stellt zu seinem Erschrecken fest, er ist auf einer Station namens „Pathos II“. Diese Forschungseinrichtung ist aber nirgendwo anders als auf dem Grund des Ozeans.
„Wie bin ich hierher gekommen?“
Die Überraschung, die Simon hier überkommt, wird 1:1 an den Spieler übertragen. Da wir das Geschehen aus dessen Augen sehen, hat uns die Immersion im Laufe des Spieles derart gepackt, dass wir alles um uns herum vergessen haben. Es schien, als wären wir selbst an diesem nassen und kalten Ort gefangen und haben nur ein Ziel: Einen Ausweg finden. Aber als ob das nicht bereits genügend Fragezeichen für einen Tag gewesen wären, kommt merkwürdigerweise die erste menschliche Stimme, die Simon vernimmt, aus einem total zerstörten Roboter. Eingestöpselt in die Energieversorgung, die wir dringend für eine andere Sache benötigen, haben wir keine Wahl, als die Maschine von dieser zu trennen. Plötzlich bittet uns der halb zerstörte Roboter in voller Panik seine Stromversorgung bitte nicht zu kappen. Seine ängstliche, flehende und beinahe menschliche Stimme macht uns die Sache zur Qual. Doch Simon hat keine Wahl. Der letzte Stecker ist gezogen, das künstliche Licht erlischt langsam und der Roboter haucht einige letzte, traurige Worte, bis er gar nichts mehr sagt. Haben wir da gerade in Simons Haut getötet? Es war doch nur ein Roboter, oder? Ist das nicht etwas anderes? Aber er erschien so menschlich und uns überkommt ein schlimmes Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Und eben solche Momente werden es sein, die dem Spieler noch einige Male abverlangt werden. Mehr möchten wir an dieser Stelle aber keinesfalls verraten. Nur noch soviel: 'Soma' konfrontiert uns durchweg mit tiefgründigen und philosophischen Fragen, wie wir das niemals in dieser ausufernden Art und Weise erwartet hätten…
Was ist auf 'Pathos II' geschehen?
Beim Durchsuchen der Gänge findet Simon relativ schnell erste menschliche Leichen, die natürlich die Frage aufwerfen, was hier eigentlich abgelaufen ist. Computer bieten zumindest mit alten Kommunikationsaufzeichnungen im Stile des Klassikers 'System Shock' einige Informationen. Aber Simon scheint plötzlich außerdem über eine neue Gabe zu verfügen: Berührt er nämlich Leichen, alte Kommunikationsgeräte oder zerstörte Apparaturen, kann er ebenfalls Sprachaufzeichnungen hören, die langsam aber sicher Licht ins Dunkel bringen. Doch schnell muss unser Protagonist zusätzlich feststellen, dass nicht er doch nicht gänzlich allein ist. Recht früh im Spiel lernen wir Catherine kennen, die ihm gern helfen möchte und ihn bittet, zu ihr zu gelangen. So hat Simon wenigstens schon einmal ein Ziel vor Augen, welches ihn hoffentlich seiner Heimat in Toronto, Kanada wieder etwas näher bringen wird. Doch wie das Unglück so spielt, sind leider nicht alle Bewohner der Unterwasserbasis derart hilfreich. Manche Roboter scheinen durchgedreht zu sein und machen gar Jagd auf ihn. Ähnlich wie in 'Amnesia' haben wir als Spieler leider nur die Möglichkeit, uns zu verstecken. Vor dem Aggressor verteidigen können wir uns hingegen nicht. Diese Abschnitte, wo uns derartige Widersacher erwarten sind zwar gegenüber den Vorgängerprodukten deutlich zurückgefahren wurden, doch unserer Meinung nach hätte man die sogar komplett weglassen können. Die Geschichte und der Wissensdrang, die Hintergründe zu erfahren, was eigentlich geschehen ist, sind für sich alleine genommen bereits so interessant, dass sie gar das ganze Spiel komplett allein tragen könnten. Wir sind jedenfalls froh, dass die Entwickler sich zumindest dafür entschieden haben, die Grusel-Jagden zurückzufahren.
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Vereinnahmende Präsentation
Recht früh im Spiel findet Simon heraus, dass die Unterwasserbasis, auf der er sich befindet, nur eine von mehreren ist. Um zwischen denen zu reisen, kommen wir das ein ums andere Mal nicht um Unterwasserspaziergänge herum. Und genau die sind grafisch der heimliche Star des Titels. Obgleich wir niemals selbst auf dem Meeresboden spazieren gegangen sind, würden wir uns das jedoch exakt so vorstellen, wie es in 'Soma' präsentiert wird. Uns ist jedenfalls nicht nur einmal die Kinnlade nach unten geklappt. Innerhalb der verschiedenen Stationen kann die Grafik aber ebenfalls mit schicken Lichteffekten und einer generell guten bis sehr guten Texturqualität punkten. Man nimmt es dem Spiel einfach ab, dass man in Simons Haut steckt. Beim Laufen und Rennen suggeriert uns die Kamera, dass wir da gerade selbst umherirren. Bei Anstrengungen und Panik vernehmen wir Simons Atmung, Herzschlag, was postwendend vor allem in panischen Situationen direkt auf uns übertragen wird. Wut, Freunde, Angst … wir nehmen das dem Spiel jederzeit ab und konnten uns einfach gut hineinversetzen. Akustisch gibt man sich, wie bei den Vorgängerprodukten, absolut keine Blöße und bietet einen sehr authentischen Klangteppich, der vor allem mit Kopfhörern hervorragend zur Geltung kommt. Musik wird nur in einigen wenigen Momenten eingespielt und ist immer passend. Deutsche Sprachausgabe suchen wir allerdings leider vergebens. Einmal mehr haben sich die Macher von 'Frictional Games' ausschließlich für die Übersetzung der Untertitel entschieden. Als Entschädigung bekommen wir jedoch exzellente, englische Sprecher, die ihre Sachen absolut tadellos machen. Aufgrund der sehr räumlichen Abmischung grenzte das beinahe an Hörspielniveau.
Die Vorgeschichte zu 'Soma'
Die Schweden von 'Frictional Games' haben eine achtteilige Live-Action-Miniserie mit echten Schauspielern produziert, welche sich mit den Ereignissen beschäftigt, die vor Simons Ankunft geschehen sind. Wer sich dafür interessiert, der folgt einfach diesem Link (
Hier klicken) zur YouTube-Playlist. Allerdings raten wir dies nur Spielern, die 'Soma' bereits durchgespielt haben, da sie ansonsten unschön gespoilert werden!
Überschaubare Rätselkost
Zugegeben die Rätsel sind durch die Bank zwar recht oberflächlich gehalten und kommen kaum über die Itemsuche oder das Aktivieren von Maschinen hinaus, doch sind diese wirklich äußerst gut in den Kontext des Spieles eingebettet. So wirken sie weder aufgesetzt, noch tragen sie in irgend einer Weise dazu bei, die Spielzeit gar unangenehm strecken zu wollen. Gegenstände können derweil direkt mit der Maus aufgenommen und durch Gesten mit ihnen interagiert werden. Das fühlt sich dann beinahe so an, als würden wir das Utensil wirklich herum buxieren. Etwas schade fanden wir jedoch, dass uns die Entwickler an machen Stellen wirklich zumeist sehr schwere Entscheidungen treffen lassen, dann wieder an anderer Stelle keinerlei Wahl lassen. Nichtsdestotrotz sind die Momente, wo wir am Ruder sind und maßgeblich beeinflussen dürfen, was geschehen soll, äußerst packend, schwermütig und schlicht ergreifend umgesetzt. Hier fährt 'Soma' zu absoluten Hochtouren auf und uns werden sicherlich so einige Momente noch lange im Gedächtnis herumschwirren.
Was ein irrer Trip!
Wir sagen's ganz direkt: 'Soma' hat uns absolut in seinen Bann gezogen und wir haben den Titel beinahe am Stück durchgespielt. 'Frictional Games' ist hier nichts weiter gelungen, als ein kleines Meisterwerk! Die tiefgründige Geschichte wirft einfach so viele Fragen auf und wir haben noch einige Zeit nach dem Durchspielen über das Erlebte nachdenken und diskutieren müssen. Die teils gar philosophischen Ansätze haben uns jedenfalls vollends umgehauen. Hätten wir allerdings bei der Entwicklung ein Wörtchen mitzureden gehabt, hätten wir aber die Grusel-Szenen, wo wir uns vor feindlichen Widersachern verstecken müssen, gänzlich weggelassen. Glücklicherweise treten diese recht spärlich auf und gerade noch im vertretbaren Maße. Nicht, dass wir uns nicht gerne gruseln würden, aber die Geschichte ist schlicht derart interessant, dass die ohne Übertreibung problemlos auch so das gesamte Spiel tragen könnte. Nichtsdestotrotz möchten wir eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für dieses Meisterwerk aussprechen und würden es begrüßen, wenn solche Perlen öfter das Licht der Genre-Welt erblicken würden. Lässt man sich auf 'Soma' ein, trifft man hier auf einen der immersivsten Titel der letzten Jahre – zumindest wenn es nach uns geht. Wir haben jedenfalls ein paar Momente erlebt, die uns zum Nachdenken, Zögern und Diskutieren gebracht haben, wie das nur ganz wenige Spiele zuvor geschafft haben. Einfach nur eine unglaubliche Erfahrung! Unbedingt anschauen!
[ 11.10.2015 ]
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