
Hersteller: | Amanita Design |
Vertrieb: | Daedalic Entertainment |
Steuerung: | Maus |
Systemanforderungen: | Win XP/Vista / Pentium IV 1,6 GHz / 1 GB RAM / 128 MB Grafikkarte / ca. 350 MB Festplatte |
USK: | Freigegeben ohne Altersbeschränkung |
Offizielle Webseite: | www.machinarium.de |

Ohne Worte
Um Josefs hintergründige Geschichte oder Dialoge zu versinnbildlichen setzt ‚Machinarium‘ auf karikatierte Sprechblasen oder auf die vielseitigen Animationen der Protagonisten. Gesprochenes Wort sucht man im gesamten Spiel vergeblich. Bereits ‚King Art‘ setzte mit ‚The Book of Unwritten Tales‘ zum kleinen Teil auf ein ähnliches Konzept, bei man „das Vieh“ wortlos und nur mit Gestik bewaffnet kurzzeitig kontrollieren musste. Bei ‚Machinarium‘ aber durchzieht diese Wortlosigkeit den ersten bis zum letzten digital kodierten Bit. Wer aber Langeweile aus den Lautsprechern erwartet, wird überrascht. Denn Komponist Tomáš „Floex“ Dvořák gab dem Spiel ein akustisches Gesicht, bei dem man die deutsche Sprachausgabe nicht ein Stück vermisst. Jede Location ist liebevoll mit angenehmen Melodien untermalt, die man auch ohne das Adventure hören möchte. Und, so ein Zufall aber auch, da hat ‚Daedalic‘ wohl ähnliche Gedankengänge gehabt und dem Spiel gleich eine Audio-CD mit dem kompletten Soundtrack als Bonus beigelegt, an dem Fans elektronischer Musik noch lange ihre Freude haben werden. Wir werden die jedenfalls haben!
Knackiges Abenteuer
Im Spiel selbst kann hier und da aber auch schon einmal der frustresidenteste Grübler an seine Grenzen stoßen. Alle Rätsel sind zwar logisch und stets absolut nachvollziehbar, doch die Minispiele haben es zum Teil wirklich in sich. Eine Abart des Klassikers „4 gewinnt“, bei dem man mit seinen Spielsteinen vier in der Waagerechten oder der Diagonalen gekonnt platzieren muss, verbrannte Hirnschmalz scheinbar im Sekundentakt. Zudem müssen hier fünf Steine platziert werden, der computergesteuerte Gegner scheint beinahe übermächtig. Da auch keinerlei Möglichkeit des Überspringens solcher Miniaufgaben eingebaut wurde, befürchten wir bei dem Ein oder Anderen, vor allem an dieser Stelle, wohl mehr Frust als Spaß. Für die herkömmlichen Rätsel gibt es im Gegensatz dazu jedoch eine eingebaute Komplettlösung, auf die man jederzeit Zugriff hat, sofern man ein (sehr einfaches) Mini-Spielchen in Side-Scroll-Shooter-Manier absolviert. Mit den Cursor-Tasten müsst Ihr Hindernissen ausweichen, garstige Gesellen schießt Ihr mit der Leertaste über den Haufen. Das ist ziemlich simpel und dauert nur rund 30 Sekunden pro Lösungshilfe. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass auf ein ähnliches Hilfesystem, das ohne dieses Vorgeplänkel auskommt, deutlich öfter zugegriffen werden dürfte, als es in ‚Machinarium‘ der Fall ist. Ist das Ende des Levels erreicht, wird dann die vollständige Lösung des jeweiligen Raumes als klassischer Comic eingeblendet. Zudem gibt’s pro Raum einen kostenlosen Tipp, der jedoch nicht immer wirklich hilfreich ist.
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Flash als Adventure-Plattform
Wenn man die Screenshots sieht, erwartet man sicherlich nicht, dass das Adventure vollständig auf der Flash-Engine basiert, die normalerweise für das Verschönern oder dynamische Eigenleben von Homepages genutzt wird. Doch auch für ‚Machinarium‘ funktioniert das ausgesprochen gut. Ladezeiten sind praktisch gar nicht vorhanden, ansonsten ist alles grundlegend identisch zu einem klassisch programmierten Spiel. Nun ja, zumindest bis auf das Nichtbenutzen der rechten Maustaste. Die belegt nämlich ‚Flash‘ automatisch mit dem eigenen Menü. Somit steht ausschließlich die linke Nagertaste zur Verfügung, was beim Ablegen von Gegenständen allerdings etwas negativ auffallen kann, da man es schlicht gewöhnt ist, mit dieser einen aus dem Inventar entnommenen Gegenstand umgehend wieder ins Gepäck zurück zu verfrachten. In Josefs Abenteuer hingegen müssen Gegenstände, die aus dem Inventar entnommen wurden, auch wieder penibel dort abgelegt werden. Der negative Beigeschmack wird jedoch durch eine sehr begrenzte Anzahl von Objekten, die ins Inventar wandern, etwas abgemildert. Um Hotspots zu benutzen, muss sich Josef übrigens stets in der näheren Umgebung zu diesen befinden. Weiter entfernte Elemente sind nicht verfügbar. Maximal diverse Höhenunterschiede kann der kleine Roboter gekonnt umgehen, indem er sich streckt oder zusammenzieht. Das ist allerdings nur in den ersten Räumen wirklich relevant. Später ändert Josef seine Erscheinung fast immer selbstständig auf die benötigte Größe.
‚Samorost II‘
Nebst der bereits angesprochenen Audio-CD findet sich obendrein noch ein Poster und der indirekte ‚Machinarium‘-Vorgänger ‚Samorost II‘ auf der Spiel-CD, bei dem man sich als Hunderetter beweisen muss. Kleptomanische Außerirdische haben nämlich nichts Besseres zu tun als den besten Freund des Helden zu entführen. Grundsätzlich basiert dieses Browser-Abenteuer auf ähnlicher Technik wie das neueste Abenteuer von ‚Amanita Design‘, ohne aber vollends an dessen Qualität heranzureichen. Grafisch haben die Tschechen nämlich einiges dazu gelernt, was auch mit einem Preis auf dem „Independent Games Festival 2009“ entsprechend gewürdigt wurde. Animiert sieht das allerdings sogar noch einen kleinen Tick besser aus. Denn überall bewegen sich Details wie die Wolken im Hintergrund, der Rauch aus Schornsteinen und dergleichen. Leider müssen Besitzer eines 16:9-Monitors im Vollbild mit dicken, schwarzen Balken beidseitig leben – einen Ausweg bietet da ausschließlich das Spielen im Fenster-Modus. Beide Ansichten lassen sich zwar problemlos jederzeit wechseln, doch muss dieser Fehler im Jahre 2009 und dem Umstand des Einzugs der Breitbildmonitore auf immer mehr Schreibtischen dieser Welt nicht mehr sein. Der Erfolg dieser Displays müsste nun langsam auch bei den Entwicklern ankommen.

‚Machinarium‘ ist anders!
Ein Adventure ohne ein einziges gesprochenes Wort und basierend auf der Flash-Engine hätten sich wohl die wenigsten Vertreiber getraut zu veröffentlichen. Auf den ersten Blick absolut verständlich, doch wenn man einmal die mechanische Welt von ‚Machinarium‘ besucht hat, kann man ‚Daedalic Entertainment‘ zu diesem Coup gratulieren. Sie haben den richtigen Riecher bewiesen. Mit dem kleinen Roboter Josef zu rätseln und die Hintergründe seiner Verschrottung aufzudecken, macht einfach Spaß. Auch wenn der recht knackige Schwierigkeitsgrad mancher Mini-Spiele zu frusten weiß. Zudem hatten wir seltene Abstürze zu beklagen, die stets genau im falschen Moment auftraten. Zusammenfassend kann man an ‚Machinarium‘ aber kein echtes böses Wort lassen. Uns hat es sehr viel Spaß gemacht und wir können nur jedem wärmstens ans Herz legen, Josef auf der Suche nach seiner Freundin beizustehen!
[ 06.11.2009 ]
