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© 2002 - 2024
Adventures Unlimited
Hersteller: Animation Arts
Vertrieb: Deep Silver
Steuerung: Maus
Systemanforderungen: Win XP/Vista/7 / Pentium IV 2 GHz / 512 MB RAM / 64 MB Grafikkarte / ca. 4,5 GB Festplatte
USK: Freigegeben ab 12 Jahren
Offizielle Webseite: www.lost-horizon.deepsilver.com
Die beiden ‚Geheimakte‘-Adventures der deutschen Schmiede ‚Animation Arts‘ sind uns noch sehr gut im Gedächtnis. Gute Titel vergisst eben man eben nicht so schnell. Allerdings hatten beide exakt dieselbe Schwäche: Der Weg war bereits das Ziel. Das jeweilige Finale schwächelte nämlich enorm und stand im direkten Wiederspruch zu den vorangegangenen Stärken. Ihr aktuellster Streich ‚Lost Horizon‘ sorgte bereits im Vorfeld für leuchtende Augen. Die Preview-Version verschlangen wir ein ums andere Mal und konnten es nun kaum noch abwarten, das Abenteuer mit der Verkaufsversion endlich fortzuführen. Ob es erneut die Schwäche der indirekten Vorgänger innehat?
Tibet, 1936
Ein kleiner amerikanischer Stoßtrupp dringt mit letzten Kräften in ein Kloster vor und kann sich kaum der deutschen Nazi-Übermacht erwehren. Lediglich der Kommandant schafft es mit einem ansässigen Mönch in eine geheime Kammer. Auch wenn sie dort erst einmal sicher zu sein scheinen, sind sie leider eben genau an dem Ort, den die Deutschen verzweifelt versuchen zu finden. Immerhin ist er die Pforte in das Königreich Shambalas, mithilfe dessen sich die Nazis einmal mehr erhoffen, einen entscheidenden Trumpf für den geplanten Krieg in Europa in der Hand zu haben. Angeschossen übergibt der Klosterbruder dem Offizier mit letzten Atemzügen einen Talisman, der ihn kurz danach direkt nach Shambala befördert. Doch das dient lediglich als Prolog, der eigentliche Hauptprotagonist Fenton Peddock hat so seine eigenen Sorgen in Hong Kong. Eine Triade ist ihm auf den Fersen und möchte ihn tot sehen, was damit endet, dass der junge Charterpilot in einem hölzernen Sarg im Hafenbecken versenkt wird. Kaum aus der misslichen Lage befreit, beschließt er, Hong Kong so schnell es geht zu verlassen. Doch auf dem Flugplatz trifft er nicht nur seinen treuen Mechaniker, sondern auch einen alten Bekannten vom Militär, der ihn sogleich in die britische Botschaft bittet. Dort stellt sich dann heraus, dass der verschwundene Offizier der kleinen Militäreinheit in Tibet niemand Geringeres als der Sohn des Botschafters war und obendrein auch noch der beste Freund Pentons. Somit ist sein Auftrag klar: Dorthin reisen und schauen, was aus dem alten Freund geworden ist. Doch es ist alles nicht so leicht, wie es im ersten Moment erscheint. Denn erst einmal muss eine Karte organisiert werden, um das Kloster in Tibet überhaupt finden zu können. Die befindet sich im Besitz der jungen Kim, die sich von einem auf den nächsten Moment in großer Gefahr befindet. Denn auch die verfeindete Triade will das Stück Papier für sich haben und geht dabei über Leichen. Nach einer abenteuerlichen Flucht startet das Adventure dann richtig durch und führt die beiden quer über den Globus.
‚Indiana Jones and the Flight of the Amazon Queen‘
Nostalgiker unter Euch werden die Parallelen zum letzten ‚Indiana Jones‘-Point-and-Click-Adventure, welches ihn nach Atlantis führte, sowie Joe Kings Reise mit der Amazon Queen, sicher sofort wiedererkennen. Es scheint tatsächlich so, als haben sich die deutschen Mannen von ‚Animation Arts‘ die besten Elemente der beiden Klassiker geschnappt und zu einem neuen Paket zusammengeschnürt. Somit wird zwar nicht wirklich Neues geboten, doch die Mischung stimmt ganz einfach. Etwas irritierend fanden wir lediglich, dass die Minibildchen der Gesprächspartner, die bei jedem Dialog den Gegenüber darstellen, oft zu deutlich bekannten Schauspielern zu gleichen scheinen. Der verschwundene Freund ähnelt dem verstorbenen Heath Ledger bis auf wenige Pixel, Fentons Mechaniker gleicht wiederrum Ernest Borgnine aus der bekannten TV-Serie ‚Airwolf‘ aus den 1990ern – nur um zwei Beispiele zu nennen. Filmfreunden wird jedenfalls öfter die fragende Augenbraue nach oben schießen, weil man im Gesprächspartner einen amerikanischen Schauspieler wiedererkennt. Ob das nun nett oder dreist aufgenommen wird, sei mal jedem selbst überlassen.
Filmreife Inszenierung
Wo sich ‚Animation Arts‘ aber keinen Fehler erlaubt hat, ist wohl die Optik. Die kann sich nämlich durch die Bank absolut sehen lassen. Das verwöhnte Auge erwarten jedenfalls wunderschön gezeichnete Orte und vor allem zahlreich aufwendig vorgerenderte Zwischensequenzen, die im Adventure-Genre wohl ihres gleichen suchen und vom Stil am ehesten an George Lucas´ TV-Serie ‚Star Wars – The Clone Wars‘ erinnern. Nicht ganz so gut gelungen, sind die Animationen der Charaktere. In der Ingame-Grafik zeigen die leider keinerlei Emotionen, aufgrund fehlender Gesichtsanimationen, und bewegen sich recht hölzern. Normalerweise stört uns das nicht allzu sehr, doch wenn schon mit der grundlegenden Optik und den Zwischenfilmchen so eine hohe Messlatte gelegt wird, hätte man sich den Bewegungsabläufen der Ingame-Charakter ruhig etwas mehr widmen können. Doch was soll´s, unsere Kritik ist auf derart hohem Niveau, dass es uns nicht wirklich störte und im Bereich von Nice-To-Have liegt.
Solide Engine
Was besonders gelobt werden sollte und was wir am besten sofort loswerden möchten, bevor es dann im Test untergeht, ist die hervorrangende Performance des Adventures. Es sieht fantastisch aus und läuft, sofern man auf die Kantenglättung verzichten kann, selbst auf kleinsten Rechnern in hohen Auflösungen problemlos und superflüssig. Wer einen großen Breitbildmonitor sein eigen nennt, darf sich zudem sogar auf die ‚Full HD‘-Auflösung von 1920x1080 Pixeln freuen, wo das Gesehene erst so richtig zur Geltung kommt. Um das Gesamtpaket abzurunden, schallt es auch aus den Boxen nur in höchster Qualität. Die Sprecher sind allesamt professionell und qualitativ äußerst hochwertig aufgenommen. Hier wartet nichts Geringeres als Hörspiel-Niveau auf den Spieler. Ähnlich sieht es mit dem tollen Soundtrack aus, der mit angenehmen Melodien tadellos das Gesehene untermalt.
Logisch ohne Ende
Dass die Rätsel bei einem Adventure selbstredend wichtig sind, vergessen gern so manche Entwickler. Nicht aber diese deutschen Entwickler. Ganz ehrlich, ‚Lost Horizon‘ bietet die wohl logischsten Rätselketten seit Jahren. Mit ein wenig Nachdenken kommt man angenehm flott voran, wir haben beim Test jedenfalls nicht ein einziges Mal festgehangen. Immer wieder bot das Adventure Tipps und Hinweise, die schnell zur Lösung führten. Da kann man verstehen, dass auf eine Rätselhilfe beinahe vollständig verzichtet wurde. Alles, was sich findet, ist eine vertonte Kurzzusammenfassung der bisherigen Ereignisse und der demnächst zu erledigenden Aufgaben. Verraten wird hier nichts und wenn man dem Abenteuer eine Weile fern bleiben musste, ist diese Funktion eine angenehme Möglichkeit sich sehr schnell wieder in das Geschehen einzufinden. Top! Hin und wieder kann übrigens zwischen zwei Charakteren gewechselt werden, die dann auf verschiedene Weise an dem gleichen Problem zu knabbern haben. Das erinnert einmal sogar angenehm an ‚Day of the Tentacle‘ und macht mindestens genau so viel Spaß.
‚Lost Horizon‘ ist schlichtweg brillant!!
‚Animation Arts‘ wollte endlich wieder ein Abenteuer im Sinne der genialen ‚Indiana Jones‘-Reihe von ‚LucasArts‘ auf dem Markt sehen und damit eine Lücke ausfüllen, die bereits viel zu lange klafft. Und sie haben es in unseren Augen mit absoluter Bravour geschafft. Die Fußstapfen des kalifornischen Entwicklers waren groß, doch die der deutschen Entwickler sind mindestens ebenso so groß. ‚Lost Horizon‘ macht praktisch fast alles absolut richtig: Die Optik hat „Wow“-Momente, die Zwischensequenzen sind filmreif und suchen im Genre ihres gleichen, die Rätsel sind der Inbegriff von harmonischer und durchdachter Logik, die Spielzeit ist enorm, die Sprachausgabe und der Soundtrack bieten Hörspiel-Akustik. Lediglich ein Manko ist uns aufgefallen: das Finale. Wie auch schon in den indirekten Vorgängern ist der Weg das Ziel. Alles stimmt, nur der Epilog ließ uns mit etwas Enttäuschung zurück. Nettes Gimmick: Wer das Adventure beendet hat, schaltet einen interessanten Bonus frei. So darf die erste Version des Spieles durchrätselt werden, mit der die Macher ursprünglich auf Publisher-Fang waren. Die zusätzlich rund 30 Minuten Spielzeit sind eine nette Idee und zeigen obendrein, dass zuerst einiges anders geplant war. Fazit: Wir empfehlen ‚Lost Horizon‘ mit erhobenen Zeigefinger jedem einzelnen von Euch da draußen! Keinesfalls verpassen und unbedingt zuschlagen!!

[ 28.11.2010 ]

Kommentare

Demoniac:

Tolles Review, genauso sehe ich das Spiel auch. Einfach grandios. :D

Gruß, Marc

(28.11.2010 _ 17:37:39)

Lamar:

Auch ich kann hier nur sagen, ein absolut geiles grandioses TOP Adventure.

Mir hat es sehhhhrrrrrrrrrrrrrrrrrr gut gefallen.

Genau mein Geschmack.

(30.11.2010 _ 13:47:15)

okawango:

Ich bin suuuuuperheiß auf dieses Spiel. Klingt genau nach meinem Geschmack. An den Screenshots sieht man schon viele verschiedene Locations; überall in der Welt. Das liebe ich.
@Lamar.
Lange nichts von dir gehört. Hoffe, es geht dir gut. Hast du eigentlich schon Monkey Island 2 Special Edition gespielt?
Gruss

(30.11.2010 _ 15:28:16)

Lamar:

@ okawango

liegt vielleicht daran ,das hier nicht mehr allzu viele News erscheinen. :-)

Ich lebe noch, :-)) und ich habe auch Monkey Island 2 bei Steam gekauft und angefangen, aber mir geht dat englische auf die Nüsschen, ich kann zwar relativ gut englisch, aber mich nervt dat wenn ich immer alles lesen muß. Ich habe halt lieber eine schöne deutsche Sprachausgabe.

Aber dafür hab ich schon Tales of Monkey Island, Gray Matter, Hotel, und Tombraider Guardian of Light gekauft und gezockt. :-))

Jetzt warte ich sehnsüchtig auf The next big Thing.

(01.12.2010 _ 09:30:14)

Lamar:

Ach ja und A New Beginning hab ich auch schon durch, fand ich persönlich aber nur mittelmaß, denn es hat mir den Spielspass doch sehr verdorben, durch die ständigen Bugs und Abstürze im Spiel.

(01.12.2010 _ 09:35:25)

okawango:

@Lamar
Freut mich, dass du noch unter den Lebenden weilst :).
Ich kann übrigens deine Kritik an der englischen Sprachausgabe voll und ganz verstehen. Das zerstört meiner Meinung nach die ganze Atmosphäre. Ist bei mir genauso beim Herrn der Ringe. Deutsch Top, Englisch Flop.
Egal. Sehen andere anders. Meine heimliche Hoffnung ist ja, dass der dritte Teil auch als Special Edition rauskommt. Dafür gibt es ja bekanntlich schon eine deutsche Synchro.
Bei mir stehen vor allem Lost Horizon und Black Mirror 3 ganz oben auf der Liste.
Ma schaun.

(06.12.2010 _ 00:01:26)

Athanor:

"die Spielzeit ist enorm"? Habt Ihr ein anderes Spiel als ich gezockt? M.E. hat das Spiel viel zu wenige und viel zu einfache Rätsel (und ich bin kein sehr versierter Adventurespieler). Die shcönen Schauplätze sind dadurch im Nu abgeklappert, was mehr an eine Sightseeing-Tour erinnert als an ein wirkliches Abenteuer. Ich hatte es in drei Abenden durchgespielt.
Es gibt im Spiel einige gute Momente, aber generell hat es nicht im Ansatz die Brillanz von Indy 4: Charaktere zu platt und zu langweilig (vor allem die Gräfin ist eine echte Schlaftablette als Antagonistin), Story zwar mit guten Ansätzen aber viel zu unspektakulär ausgeführt und bezüglich Logik gravierende Lücken. Grafik ist sehr hübsch gelungen aber mit massivem Atmosphärebremser bei den grobpolygonigen Charakteren. Das Finale hatte interessante Ideen (Zeiträtsel), aber war, wie das ganze Spiel, viel zu kurz und in der Auflösung echt trashig und dämlich (v.a. die an Kitsch kaum zu übertreffende Martial Arts-Einlage...).
Trotz einiger guter Ideen für meinen Geschmack zu einfach, zu klischeebeladen, zu wenige ausgereift bei den Charakteren. Ein Adventure, das m.E. seinen Preis nicht wert ist.

(19.12.2010 _ 14:07:32)

Bruder Verdruss:

.
Besser spät als nie. Nach diesem Grundsatz habe ich mir das Spiel dann vor ein paar Wochen zugelegt und ein paar Tage danach angefangen mich durchzuknobeln. Naja.....richtiges Knobeln sollte man es nicht nennen; schwer waren die Rätsel ja nun wirklich nicht.

Aber ich kann meinem Vorredner auch nicht so recht zustimmen (bis auf die Animation mit der Nazi-Karatekämpfer-Tante... die war echt so nötig wie ein Kropf am Hals).
Die Spiellänge war mehr als zufriedenstellend und der Spass am Spiel ungeheuer. So viele Anleihen und Reminiszenzen an altgediente Spiele und Figuren (ja... auch Ernest Borgnine, dessen Karriere schon bei seiner Gastrolle als Taxifahrer in John Carpenters "Die Klapperschlange" auf dem absteigenden Ast war).

Ich hab jedenfalls nix zu meckern bei dem Spiel. Es gehört m.A. nach mit zu den besten, die in der letzten Zeit erschienen sind. Na gut, Gray Matter war noch einen Tick besser, aber das ging ja auch mit anderen Absichten an den Start.

Ansonsten freue ich mich jetzt schon auf Geheimakte 3...... angekündigt ist es ja ...

So long
Bruder Verdruss

(14.05.2011 _ 14:46:40)

Shi:

Ihr müsst ein anderes Spiel gespielt haben als ich,
vielleicht gibt es noch eine andere Version? ;)
Klar, Lost Horizon ist ganz netter(und frustfreier) Zeitvertreib, aber Story und Charakter ... gähn ...
schnarch ... da schau ich lieber die alten Indiana Jones Filme an. Das Spiel verschenkt viel Potenzial durch eine tröge Inszenierung und flache Charaktere und eine interessante Frauenfigur (wie man auf dem Cover suggeriert) oder ein toller Bösewicht fehlen völlig.
Und das Finale ist nur peinlich ...
Die Rästel sind zu leicht und meist einfallslos.
Nettes Game, aber kein Kracher!!!

(18.05.2011 _ 13:31:11)

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