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© 2002 - 2024
Adventures Unlimited
Hersteller: Terrible Toybox / Lucasfilm Games
Vertrieb: Devolver Digital Games
Steuerung: Maus / Gamepad
Systemanforderungen: Windows 10 / AMD FX-4300 oder Intel Core i3-3240 / 8 GB RAM / ca. 4 GB Festplatte
USK: Freigegeben ab 6 Jahren
Offizielle Webseite: returntomonkeyisland.com
Deutsch: Komplett
Oh mein Gott, man wird alt: Sage und schreibe rund 30 Jahre ist es nun schon her, seit Affeninsel-Schöpfer Ron Gilbert mit „LeChuck's Revenge“ den letzten Beitrag zum Monkey-Franchise beisteuerte. Viele der treuen Fans waren damals im Kindes- oder Jugendalter und sind mit Guybrush Threepwood aufgewachsen. Allerdings verließ Ron Gilbert nach der Veröffentlichung von 'Monkey II' 1991 die Edel-Schmiede 'LucasArts' und überließ die Sequels ehemaligen Kollegen, die es zwar schafften einen eigenen Stempel aufzudrücken, doch nicht wenige Fans wünschten sich eben eine Fortsetzung des einstigen Erfinders Ron Gilbert. Und der wurde seitdem immer wieder genötigt, über einen möglichen dritten Teil der Affeninsel zu sinieren. Diese Idee Wirklichkeit werden zu lassen – ehrlich – daran haben wohl nur die Wenigsten noch geglaubt, selbst Ron Gilbert sicherlich nicht. Es war eben ein nettes Gedankenspiel, gern herausgekramt, wenn man mit Gleichgesinnten in Nostalgie schwelgte. Doch aus "Hätte, hätte, Fahrradkette" ist nun plötzlich tatsächlich Realität geworden: 'Return to Monkey Island' ist der nunmehr sechste Teil der Reihe und tatsächlich von niemand Geringerem als Ron Gilbert himself.
Monkey Island 3a oder „Die größten Fußstapfen der Welt“
Eine Umsetzung nach so vielen Jahren ist zugegebenermaßen ein gewagtes Unterfangen. Wobei diese Wortwahl sicherlich gerade einmal bedingt den richtigen Ton trifft. Mehr oder minder fehlt hier gar ein angemessener Vergleich was es wirklich heißt, wenn sich ein Mastermind satte drei Jahrzehnte später noch einmal mit einer Sache aus seiner eigenen Vergangenheit außeinandersetzt, die zudem derart viele Fans ins Herz geschlossen haben. 'Monkey Island' ist eben nicht irgendeine Spielereihe. Zudem spaltete das ursprüngliche ‚Monkey III‘ die Gemeinde, von denen eine Seite gedanklich alles nach „LeChuck's Revenge“ negierte. Der Grund: Ron Gilbert war bei deren Entwicklung nicht mehr im Boot und äußerte obendrein selbst jahrelang, er hätte alle Nachfolger nach dem ersten komplett anders weitererzählt. So begann die Idee (oder doch der Mythos) eines alternativen, dritten Teiles: „Monkey Island 3a“. Dieser stand jahrelang einfach so im Raum und füllte sicher so manche Diskussionsabende unter Kennern. Denn davon auszugehen, dass tatsächlich noch einmal Ron Gilbert die Rechte bekommen würde, eine weitere Fortsetzung zu entwickeln, galt eben als schöner Traum. Mehr aber auch nicht. Doch es sollte anders kommen: 'Disney' kaufte 'Lucasfilm' sowie alle Sub-Unternehmen, schloss das glorreiche 'LucasArts', nur um es vor einigen Jahren dann unter dem ursprünglichen Namen 'LucasFilm Games' erneut zu eröffnen. Und tatsächlich schaffte es Ron Gilbert nach so vielen Jahren nun doch noch, ein weiteres Mal die Einwilligung zu erhalten, einen neuen Ableger der Monkey-Saga zu schaffen. Doch dreißig Jahre der Fan-Diskussionen, deren Themen er zum Teil auch selber immer wieder befeuerte, zeigten sich nun plötzlich als eine haushohe Mauer der Erwartungen. Wie kann er diesen überhaupt gerecht werden?
Endlich geht es weiter ...
Da nach so langer Zeit die Erwartungshaltung bei den meisten Spielern sicherlich bis unter das Oberdeck reichen dürfte, ist es natürlich schwer für uns zu wissen, inwieweit wir überhaupt den Beginn ansprechen dürfen, ohne jemandem etwas kaputt zu machen. Von daher sagen wir hier ganz klar, wir verraten die ersten Minuten des Adventures, ansonsten wird dieses Review selbstverständlich absolut spoilerfrei sein. Wer also überhaupt nichts wissen möchte, überspringt einfach diesen kompletten Absatz und macht mit dem nächsten weiter. Ok? Gut, dann wäre das geklärt – legen wir also los.

Bereits im Vorfeld wurde durch die Macher Ron Gilbert und Dave Grossman glasklar verraten, dass genau zwei Dinge im nunmehr sechsten Teil passieren werden. Erstens: Er spielt chronologisch zwischen ‚Monkey II‘ (‚LeChuck´s Revenge‘) und ‚Monkey III‘ (‚The Curse of Monkey Island‘) und Zweitens: Man hätte zumindest versucht, den späteren Kanon nicht auszuhebeln. Gerade der Beginn des Adventures ist zwar clever gelöst, schließt jedoch nur an „LeChuck's Revenge“ an, wenn man das so verstehen möchte. Denn obwohl es zu Beginn den Anschein macht, es würde wirklich nahtlos an das diskussionswürdige Finale der zweiten Affeninsel anschließen, spielen wir die ersten Minuten nicht mit Guybrush, sondern stattdessen seinem Sohn, der sich mit Chuckie auf eben jenem Jahrmarkt herumtreibt, mit dem Ron Gilberts Idee im Jahre 1991 vorerst endete. Waren die Vorgänger also nur Fantasiegespinste des kleinen Juniors, dessen Vorstellungskraft beflügelt wird? Denn da sein Vater es sich nicht verkneifen kann, regelmäßig von seinen einstigen Reisen zu erzählen, wird eben jene immer wieder aufs Neue befeuert. So auch an diesem Tag als der Sohn einmal mehr seinen Vater nach einer spannenden Abenteuergeschichte fragt. Und Guybrush hat da eine ganz Besondere in petto: Nämlich die, wie er einst das sagenumwobene Geheimnis von Monkey Island fand. Vollkommen gebannt, hängt der kleine Sohnemann nun an den Lippen seines Vaters, dessen Geschichte damit beginnt, erneut dem verschlafenen Island Mêlée einen Besuch abzustatten ...
Lange ist es her: Tief in der Karibik ... Die Insel Mêlée Island
Ach ja, Mêlée Island, da begann alles vor so langer Zeit. Eben jenem Island, mit dem im Jahre 1990 die initiale Suche nach dem Geheimnis von Monkey Island einst seinen Anfang nahm. Jedoch wurde dieses namensgebende Geheimnis nie aufgelöst und verlor sich selbst Jahre danach noch in unzähligen Spekulationen der Spielerschaft. In der Tat fühlt sich der erneute Besuch wie eine Reminiszenz an längst vergangene Tage an. Denn auf dem Island treffen wir gleich mehrere Charaktere von anno dazumal. Andere hingegen scheinen praktischerweise umgesiedelt zu sein: Die Voodoo-Lady oder der Kartenzeichner Wally haben es scheinbar auf Scabb Island nicht mehr ausgehalten, denn auch sie treffen wir hier wieder. Es macht schlicht Freude, alle wiederzusehen, was die Macher natürlich wussten. So dürfen alle Charaktere über ihren Werdegang seit ‚Monkey II‘ befragt werden, was sich in der Tat so anfühlt, als würde man einfach da weitermachen, wo man aufhörte. Allerdings sind Erinnerungen nicht der Grund, weshalb es Guybrush erneut nach Mêlée verschlägt. Erzfeind LeChuck trifft nämlich just sämtliche Vorbereitungen, das Geheimnis von Monkey Island zu bergen. Guybrushs Informationen zufolge hat sein Nemesis nämlich scheinbar tatsächlich den exakten Standort lokalisiert. Blöderweise ist LeChuck längst mit den Vorbereitungen beinahe fertig und nur wenige Tage vom Ablegen entfernt, während unser Möchtegernpirat Guybrush praktisch noch mit leeren Händen dasteht und erst einmal – ganz im Sinne des Originals von 1990 – eine Crew und ein Schiff finden muss. Mit denen will er unbedingt vor LeChuck das Geheimnis in den Händen halten. Aber wie gesagt: Es hat sich viel verändert. Die schrecklich wichtigen Piraten sind einem neuen Dreiergespann gewichen, welches sich alles andere als hilfsbereit zeigt. Außerdem sind Ex-Crew-Mitglieder wie Otis hinter Gittern, Carla steht vor der Wiederwahl zur Gouverneurin und so weiter.
Absolute Rätselfreude im typischen LucasArts-Style
Zu tun gibt es eine ganze Menge. Bereits auf Mêlée Island findet sich ausreichend Grübelkost – und dabei ist das erst die Start-Insel. Später entfaltet sich das Abenteuer stetig weiter, womit neue Locations sowie zusätzliche Inseln als Reiseziele hinzukommen. Dabei sind die zu lösenden Probleme niemals unlogisch oder wirken gar konstruiert – weit gefehlt. Vielleicht ist es ein subjektives Gefühl, aber das ist alles schlicht großartig umgesetzt. Man fühlt sich als Adventure-Veteran jedenfalls sofort heimisch. Uns erinnerte die Machart der Rätsel einfach extrem an die großartigen Tage von ‚LucasArts‘. Man merkt einfach wie durchdacht alles ineinander greift. Hier sind eben echte Könner am Werke gewesen. Wer mit offenen Ohren und einem wachen Auge durch die Örtlichkeiten streift, sollte keine Probleme haben. Zudem findet sich hier gleichermaßen die Stärke, Rätselketten in verschiedenen Reihenfolgen anzugehen. Kommt man an einer Stelle nicht weiter, gibt es auf jeden Fall an anderer Stelle etwas zu lösen. Dadurch entsteht ein sehr angenehmer Flow, der keine Langeweile aufkommen lässt. Der Umfang ist dabei zudem recht ordentlich. Für Anfänger gibt’s übrigens einen leichteren Schwierigkeitsgrad, bei dem einige Rätsel entweder fehlen, in abgewandelter Form vorliegen oder direkt gänzlich schon gelöst sind. Wer jedoch nichts verpassen will, sollte auf den normalen Weg setzen. Ein Wechsel im laufenden Spiel ist nämlich nicht mehr möglich. Aber selbst wenn sich Anfänger verklickt haben, finden die Unterstützung in der mehrstufigen Lösungshilfe. Eigentlich wurde an alles gedacht. Aber da ist noch mehr: Wer gerne sein Veteranenwissen testen möchte, für den gibt es ein nettes Schmankerl: Losgelöst vom eigentlichen Adventure finden sich per Zufall verteilte Kärtchen überall in den Locations. Sackt man diese ein, schaltet man in einem direkt zu Beginn in der Scumm Bar liegenden Quiz-Buch Fragen frei, die zum einen Dinge abfragen, welche sich im Spiel ergeben oder aber abseits davon Sachverhalte beleuchten, die tatsächlich nur Fans von damals beantworten können. Eine coole Idee!
Optik im Zwiespalt
Obwohl die geschickte Ankündigung der sechsten Affeninsel sowie das nachträgliche rätseln, ob es sich hierbei nicht nur um einen Aprilscherz Ron Gilberts handelte, so ziemlich alle Adventure-Veteranen wachrüttelte, wuchsen die Erwartungen an Guybrushs neues Abenteuer recht zügig ins Unermessliche. Die alte Garde freute sich überschwänglich. Denn kaum fassend, ging es ja nicht nur mit ‚Monkey Island‘ weiter – nein – mit Ron Gilbert saß eben der Vater des Franchises auf einmal wieder im Sessel des Projektleiters. Sage und schreibe über 30 Jahre später. Und als dann mit dem ersten Teaser feststand, dass es wirklich real war, wich die Freude bei so manchem der Euphorie. Dies hielt jedoch nur so lange an, bis erste Screenshots und vor allem der erste Ingame-Trailer das Adventure in Bewegung zeigten. Die Folge: Erneut spaltete sich die Gemeinde in zwei Lager. Die einen freuten sich weiterhin auf den Titel, die anderen konnten nicht fassen, dass sich Ron Gilbert zu diesem Grafikstil hinreisen ließ. Aber wir leben in den Zeiten des Internets, wo sich die Kritikergemeinde oft nur ungern zurückhält. So wichen die Kommentare schnell einer Welle der Beleidigungen, welche die Macher so nicht erwartet hatten. Schöpfer Ron Gilbert erschrak so sehr, er stellte den überwiegenden Teil der Berichterstattung auf seiner Webseite ein – außerdem nahm er die Kommentarfunktion offline. Selbst andere Gaming-Größen ergriffen für Ron Gilbert und sein neues ‚Monkey Island‘ Partei. Also ehrlich: Wir haben ja schon viel erlebt, doch Derartiges noch nicht. Natürlich darf jeder seine Meinung zum gewählten grafischen Stil haben, doch das ging einfach viel zu weit. Unter'm Strich wohl letztlich ebenso ein Indikator, wie groß die Leidenschaft für dieses Franchise tatsächlich ist. Aber in der Serie nicht neu, wenngleich nicht in dem Ausmaß. So kritisierten Spieler Ende der Neunziger Guybrushs Aussehen im dritten Ableger ‚The Curse of Monkey Island‘ oder später ebenfalls die grafische Entscheidung zum 2,5D in der nachfolgenden Iteration ‚Flucht von Monkey Island‘. Nur damals gab es eben kein Internet – zumindest nicht in der Art und Weise wie heute. Natürlich verstehen wir, dass die Grafik zu polarisieren weiß. Selbst hätten wir uns ebenfalls einen anderen Look gewünscht. Aber man gewöhnt sich recht schnell daran. In seinen besten Momenten – beispielsweise in den mit Lichtstrahlen durchfluteten Dschungel-Locations oder einigen Zwischensequenzen – ist ‚Return to Monkey Island‘ teilweise wunderschön, der überwiegende Teil absolut in Ordnung, nur einige wenige Locations wirken etwas detailarm und machen dadurch einen mehr schlichteren Eindruck. Letztere mochten wir daher ebenso nicht wirklich. Aber deswegen gleich das ganze Abenteuer zu verteufeln, wäre uns im Traum nicht eingefallen.
iMuse is back … zumindest beinahe
Eine verschenkte Chance sehen wir stattdessen in der musikalischen Ecke. Selbstredend sind die zum Teil bereits bekannten Melodien in neu aufgelegter Fassung auf jeden Fall toll anzuhören und es gibt grundsätzlich keine Stelle, die nicht musikalisch unterlegt ist. Dennoch ist uns die melodische Seite für unsere Ohren viel zu sehr im Hintergrund. Obwohl sie immer da ist, fehlt schlicht die Präsenz. Vor allem als zum ersten Mal der bekannte ‚Monkey Island‘-Schriftzug über das Bild flimmert, fehlt einfach die Wucht, das richtig zu untermalen. Gerade so etwas muss doch ein richtiger Gänsehaut-Moment sein! Obendrein geht im Spiel durch diese fehlende Präsenz beinahe ein Feature komplett verloren. Ähnlich wie zu Monkey-II-Zeiten wurde nämlich versucht, das iMuse-Soundsystem nachzubilden, bei dem sich die Musik in Echtzeit an Situationen auf dem Bildschirm anpasst. So ändern sich beim Raumwechsel fließend die Instrumente oder neue kommen hinzu. Das geht alles komplett flüssig ineinander über und klingt richtig toll – nur leider überhört man es regelmäßig. Gerade weil erneut mit Michael Land, Peter McConnell oder Clint Bajakian die alten Haudegen wieder am Werke waren etwas schade. Gar nicht schönreden ließ sich außerdem zum Release die nicht vorhandene deutsche Sprachausgabe. Dominic Armato ist zwar als englischer Guybrush genial wie bisher und überträgt den Wortwitz hervorragend, doch Norman Matt als einstiges deutsches Pandon hätte bestimmt eine ebenso gute Figur abgegeben. Aber nur ein paar Wochen später überraschte Entwickler ‚Terrible Toybox‘ die Fans gehörig zum zweiten Male, wurde doch tatsächlich die Tonspur in unser Landessprache noch nachgereicht. Gerade bei so einer wichtigen Marke wäre das anders aber auch wirklich unverzeihlich gewesen, galt und gilt Deutschland doch eigentlich als Hochburg des Genres. Bei uns ist es groß geworden. Für Käufer gab’s die zweite Sprachfassung übrigens gratis als Patch. Selbstredend haben wir uns danach gleich noch einmal in die Karibik gestürzt. Vielleicht liegt es an der Nostalgie, nach Jahren Norman Matt mal wieder in der Rolle zu hören, aber: Oh Mann, die deutsche Sprachausgabe ist gut – richtig, richtig gut. Nicht nur finden sich unter dem Ensemble weitere, bekannte Redner, mit Frauke Poolmann dürfen wir uns außerdem auf ein Wiederhören mit der originalen, deutschen Elaine Marley freuen. Für uns ist die zweite Tonspur auf jeden Fall das I-Tüpfelchen. Wer übrigens von der gar nicht genug bekommen kann, findet in den Optionen den „Writer’s Cut“. Dieser schaltet an einigen Stellen weitere Gesprächsoptionen frei. Unverständlicherweise ist der standardisiert ausgeschaltet. Begründet wird dies seitens des Entwicklers mit einem etwas schlechteren Pacing. Aber ehrlich: Wenn wir ein neues ‚Monkey Island‘ spielen, dann doch bitte direkt gleich in der vollständigen Fassung. Außerdem führt die etwas unglückliche Bezeichnung obendrein zur Verwechslungsgefahr: Manche meinten, hinter der Option verbergen sich die Entwicklerkommentare. Und das man die natürlich im ersten Durchlauf nicht hören möchte, ist logisch. Daher für Fans der Reihe, unbedingt an das Häkchen denken, bevor die Segel gesetzt werden.
Der Computernager im Hintertreffen
Obwohl für Adventures die Maus schon immer die Vormachtstellung innehatte, rüttelt das Gamepad bei ‚Return to Monkey Island‘ schon ganz ordentlich an diesem Thron. Natürlich kann Guybrushs neuer Karibik-Trip wie gewohnt per Computernager gesteuert werden, jedoch sind wir recht schnell aufs Gamepad umgestiegen. Da die Entwickler zeitgemäß die Fassungen für Konsolen ebenfalls im Blick hatten, verläuft das Rätseln mit dem Gamepad sehr komfortabel. Hier wird nicht auf die Stelle geklickt, die Guybrush aufsuchen soll, sondern wir dirigieren ihn stattdessen selbst durch die Landschaft. Bei Hotspots werden zudem direkt die Buttons (und damit Aktionen) eingeblendet, die möglich sind. Das geht super-flüssig von der Hand. Davon abgesehen gefällt uns das Mausinterface leider nicht allzu gut. Teilweise wirken die Grafiken beim Überfahren eines Hotspots mit dem Cursor ein bisschen wie Platzhalter, was beim Gamepad nicht so unschön zum Vorschein kommt. Lediglich die voreingestellten Größen der Texte und Popups in der Standardeinstellung sind bei beiden Steuerungsvarianten wesentlich zu groß. Man kann hier zwar manuell zwischen klein, mittel und groß wählen, aber selbst die kleinste Fassung funktioniert auf einem PC-Monitor nur bedingt. Hier fanden recht eindeutig das Tablet der Nintendo Switch oder Fernseher mehr Beachtung. Lässt man die Standardeinstellung (=groß) sieht's auf dem Monitor gar total deplaziert aus. Wir hätten uns daher noch einen zusätzlichen Verkleinerungsfaktor gewünscht. Apropos Wünschen: Gerade einmal neun Spielstände gleichzeitig sind möglich. Ganz schön mager. Wer gern liebevoll an wichtigen Stellen speichert, stößt zu flott ans Limit.
Respekt, Mr. Gilbert, Respekt!
Die Fußstapfen für ein neues ‚Monkey Island‘ waren von Beginn an so groß, da hat die halbe Adventure-Community reingepasst. Ehrlicherweise finden wir es sogar unglaublich, dass sich Ron Gilbert wirklich nochmal an das Franchise herantraute. Nach so langer Zeit sowie einer Spielerschaft, die bereits die erste Reise 1990 miterlebte und eine gefühlt unends hohe Erwartungshaltung mitbringt. Eigentlich konnte Ron Gilbert nur verlieren … doch unserer bescheidenen Meinung nach hat er das nicht! Mit dem nunmehr sechsten Teil der Reihe (der sich zwischen Teil zwei und drei mogelt) ist nämlich wirklich ein außergewöhnlich gutes Adventure geglückt. Nostalgie sowie die Gefühle von vor dreißig Jahren kann man zwar nicht wieder zurückbringen, aber hin und wieder erinnerte uns die Machart, der Aufbau der Geschichte, der clevere Humor und die Knobelleien schon sehr an die „alten Zeiten“, als wir das erste Mal auf Guybrush Threepwood trafen. Und machen wir uns nichts vor: Natürlich ist die Haupt-Zielgruppe das Heer an Adventure-Veteranen, die mit der Reihe groß geworden ist. Ja, man wird sich wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit darüber streiten können, ob der gewählte grafische Stil nun passt oder nicht. Doch verschwendet daran wirklich keine Zeit! Mit knapp über zwanzig Mark … ähm … Euro ist ‚Return to Monkey Island‘ nicht eine Sekunde eine Fehlinvestition. Denn abseits der Diskussion über die Optik finden sich sonst schlicht zu viele echte Stärken. Wenngleich Ron Gilbert mit dem Finale sicherlich erneut eine Diskussionsgrundlage geschaffen hat. Verraten tun wir natürlich nichts, doch das Adventure kann auf rund einem Dutzend Wegen abgeschlossen werden. Übrigens sollte man nach dem Durchspielen mal einen Blick in das Sammelalbum werfen. Letztlich machte es erst dann so richtig bei uns *KLICK*. Aber was erzählen wir hier eigentlich. Bist Du ein Fan der Reihe: Herrgott, dann denke nicht weiter nach und lass Dir ‚Return to Monkey Island‘ nicht entgehen!

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Kommentare

Young Indy:

Stimme dem Review völlig zu. Ein tolles Spiel. Ron Gilbert hat sich mal wieder selbst übertroffe.

Die Aufregung über die Grafik kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Es ist nunmal so, dass Spieleentwickler immer wieder gerne neues ausprobieren wollen. Man muss damit nicht einverstanden sein, aber man kann es wenigstens akzepteieren. Das nennt sich gesittetes Miteinander.

Hier noch einer off topic: Baphomet's Fluch geht in die sechste Runde. Der Originaltitel des sechsten Teils lautet Broken Sword: Parzival's Stone:

https://store.steampowered.com/app/2546810/Broken_Sword__Parzivals_Stone/

Gruß

Young Indy

(09.11.2023 _ 13:05:15)

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