
Hersteller: | Prograph Research |
Vertrieb: | Anaconda |
Steuerung: | Maus |
Systemanforderungen: | Win ME/2000/XP / Pentium III 1 GHz / 256 MB RAM / 64 MB 3D-Grafikkarte / ca. 2 GB Festplatte |
USK: | Freigegeben ab 12 Jahren |
Offizielle Webseite: | www.tonytough2-game.de |
Washington, New Mexico - 07.September 1953
Tony lebt in jungen Jahren in der Kleinstadt - na ja … im Dorf - Washington, über der man schon mit dem Flugzeug abstürzen muss, um die paar Häuser zu finden. Probleme mit Überbevölkerung gibt's da noch lange nicht, denn bereits im Intro wird gezeigt, dass von den 22 Seelen eine abgezogen werden muss, da die gerade abgenippelt ist. Doch den guten Tony interessiert das im Grunde noch nicht wirklich, bekommt der doch von seinem besten Freund ein Buch, welches erklärt, wie man ein echter Privatdetektiv wird. Regel Nummer eins: Man benötigt eine Perücke und so verrückt es klingen mag, aber man verbringt fast die Hälfte des Adventures damit, besagte Haaransammlung zu bekommen. In dem sich Tony an diversen Orten finanziell bereichert, um das Teil zu kaufen. Erst ab Mitte des Spieles bekommt das Ganze eine Story verpasst: Das Hausmädchen Cornelia, das Tonys Eltern im Haushalt unterstützt, wurde von einem geflohenen Sträfling entführt, was auch im Zusammenhang mit der kürzlich Verstorbenen steht und der kleine Hosenscheißer macht sich auf, die Haushaltshilfe zu retten.


Wer die Rätsel findet, darf sie behalten
Das komplette Abenteuer spielt, bis auf das letzte Kapitel, in Washington selbst. Von den 21 verbliebenen Einwohnern lernt man weniger als ein Dutzend kennen und verbringt die meiste Zeit im Grunde damit, durch das Dorf zu flitzen. Die Rätselkost ist sehr schwach und auch wenn wir nicht mitgezählt haben, kommt das Spiel sicherlich nicht über die 25 Denksportaufgaben hinaus - sehr mager. Auch wenn das bereits für ein Adventure sehr verwundert, so ist ebenfalls die Länge der insgesamt 8 Kapitel extrem unterschiedlich ausgefallen. Ein, zwei Abschnitte sind nicht nur wenige, sondern auch gar keine Mausklicks lang - andere hingegen können über Stunden beschäftigen. Überhaupt wird mit den zahlreichen Sequenzen, ob nun in der Ingame-Grafik oder die vorberechneten Filmchen, das Spiel kräftig in die Länge gezogen. Quasselstrippe Tony selbst sorgt ebenfalls mit oft zu vielen Worten dafür, dass alleine das Aufheben eines Gegenstandes eine kleine Weile dauern kann.
Gute Synchronisation mit Hindernissen
An der Qualität der Sprachausgabe gibt es bei einem Publisher wie 'dtp/Anaconda' wie gewohnt nichts zu kritisieren: Wie in Teil eins hat man bekannte Stimmen wie Sky Du Mont, Herbert Feuerstein oder die deutsche Stimme des umstrittenen Filmes 'Das kleine Arschloch' verpflichtet. Letztere spricht übrigens den Hauptprotagonisten selbst. Was nur neben dieser tollen Qualität kränkelt ist der echt schwache Wortwitz, den das Spiel bietet. Um's kurz zu machen: Wir haben in der Vergangenheit schon wesentlich mehr lachen können. Die einzigen Schmunzler beziehen sich traurigerweise auf wüste, vulgäre Beschimpfungen und Beleidigungen, was sicherlich nicht jedermanns Sache sein wird. Eines ist aber sicher: In keinem Adventure haben wir derart oft das Wort "Scheiße" fallen hören. Damit scheidet das Spiel natürlich für Kinder aus. Des Weiteren sollte ein Patch das störende Knacken, am Ende eines Satzes, beheben, das wir sporadisch vernehmen konnten, wie auch das Einblenden falscher Untertitel zum Gesagten.


Vom Cartoon ins (fast) Reale
Bot der Vorgänger durchgehend gezeichnete Hintergründe, hat man für die Fortsetzung die Raytracer angeworfen. Alle Locations sind also vorgerendert und sehen auf jeden Fall sehr ansehnlich aus. Ebenso die dreidimensionalen Charaktere wurden gut in das Spiel implementiert und das zuschaltbare Anti-Aliasing macht kurzen Prozess mit unschönen Pixelkanten. Damit Washington nicht zu trist wirkt, haben sich die Entwickler, neben eingebetteten Animationen noch etwas Gelungenes einfallen lassen: Damit keine grafische Langeweile aufkommt, ändert sich die Tageszeit im Laufe des Spieles von sonnig, über rötlich schimmernd in der Abendsonne, bis hin zu pechschwarzer Nacht.
"Bei allen fliegenden Untertassen …"
Die Fortsetzung des kleinen Gnoms mit zu wenig angeborener Sehstärke ist nur bedingt gelungen. Gut gefallen hat uns die grafische wie auch rein akustische Seite, in Bezug auf die Sprachausgabenqualität. Weniger gut fanden wir aber den schwachen Witz des Spiels und vor allem die sehr dünne Rätseldichte. Außerdem schien der Musiker nur wenige Gehaltsschecks bekommen zu haben, denn das Spiel kommt fast ausnahmslos, bis auf beispielsweise das Hauptmenü, ohne unterstützende Melodien aus. Unser Fazit: Wir haben uns von 'Tony Tough II' mehr erwartet - aber sei's drum: Dennoch ist es ein Adventure der besseren Sorte.
[ 23.11.2006 ]
