
Hersteller: | Autumn Moon Entertainment |
Vertrieb: | dtp Entertainment |
Steuerung: | Maus |
Systemanforderungen: | Win XP/Vista / Pentium IV 1,8 GHz / 1 GB RAM / 256 MB Grafikkarte / ca. 4 GB Festplatte |
USK: | Freigegeben ab 6 Jahren |
Offizielle Webseite: | www.ghost-pirates.de |

Die Karibik in ihrer schönsten Form!
Kaum hat man das Adventure gestartet, ist man sofort von der grafischen Qualität hin und weg. Leider liegen die Locations nur in einer verhältnismäßig geringen Auflösung vor. Besitzer von 4:3-Monitoren haben nicht mehr als 1024x768 Bildpunkte zur Auswahl, Süßwassermatrosen mit einem 16:9/16:10-Monitor können zumindest auf die Auflösung 1280x800 zurückgreifen, die allerdings nur hochskalierte Bilder bietet und im Falle von 16:9 links und rechts schwarze Ränder offenbart. Warum sich gerade auf die 16:10-Laptop-Auflösung spezialisiert wurde, können wir nicht eine Sekunde nachvollziehen. Genau so wenig, warum bei diesem bildstarken Unterbau nur auf so wenige Bildpunkte zurückgegriffen wurde. Doch wer sich damit anfreunden kann, der wird wohl unserer Meinung sein, dass seit ‚Monkey Island III‘ die Karibik zweifellos nicht mehr so gut ausgesehen hat. Dass ‚Autumn Moon‘-Chef Bill Tiller dort als Grafiker mitwirkte, sieht man an jeder Ecke überdeutlich. Und eben auch, dass er sich an Guybrushs Repertoire teils sehr übermäßig bedient hat.
Abnehmende Performance
Die zahlreichen Zwischenfilmchen sind sehr schön gemacht und vor allem das sehr lange Intro überzeugt mit tollen Animationen. Jedoch besitzt ‚Ghost Pirates of Vooju Island‘ erneut den eigenartigen Fehler, den wir bereits lauthals bei ‚A Vampyre Story‘ kritisierten: Je länger Ihr nämlich in der Karibik unterwegs seid, je mehr Leistung verschwindet irgendwo im Nirgendwo. Übersetzt heißt das so viel, dass bei längerer Spielzeit der Titel beginnt langsamer und langsamer zu werden. Je nach Power Eures Systems kann sich dieses Phänomen etwas hinauszögern, scheint jedoch unausweichlich. Wer die minimalen Anforderungen erfüllt, die zugegebenermaßen äußerst moderat ausfallen, dürfte sich nach spätestens 30 Minuten über einen ruckligen Spielablauf wundern. Wir haben es im Test mal auf die Spitze getrieben und den Titel über Stunden laufen lassen. Am Ende hatten wir dann einen beinahe unspielbaren Zustand erreicht, der sich obendrein auch auf die Videosequenzen auswirkte. Die werden dann nämlich nur noch mit hängendem Ton wiedergegeben und machen dann einfach keinen Spaß mehr. Ein Neustart des Adventures behebt zwar das Problem, doch beginnt der nervige Zyklus dann wieder von neuem. Und da der Fehler auch im Vorgängerprodukt ‚A Vampyre Story‘ zu finden war und dort, trotz Updates, noch immer nicht ausgemerzt wurde, empfinden wir diese Produktqualität als absolut unzureichend! Zumal sich – laut den Credits – eine ganz gehörige Scharr von Beta-Testern über den Titel hermachte. Einige Videos konnten wir sogar ausschließlich bei installiertem Bink-Player unter Windows anschauen, da der Titel uns keine Möglichkeit bot, die Filmchen ohne Ton-Probleme direkt im Spiel wiederzugeben – so auch das Finale. Die Tester waren ihr Geld jedenfalls nicht wert! Denn wenn’s immer ruckliger wird, macht auch das Rätseln keinen Spaß mehr!
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Zusammenarbeit wie nie zuvor
Sehr gut gefallen hat uns die Zusammenarbeit der drei Protagonisten. Papa Doc, Jane und Blue stehen nämlich durch die Geistererscheinung im ständigen Kontakt zu einander und jeder sieht und hört, was der andere sieht und hört. Auf die Art und Weise können die beiden anderen Mitstreiter jederzeit über gewisse Dinge befragt werden. Möchte Jane beispielsweise wissen, wie sie Lauge herstellen kann, befragt sie einfach den Koch Blue, indem sie bestimmte Gegenstände oder Gedanken im Inventar mit seinem dortigen Abbild benutzt. Gedanken funktionieren dabei wie ganz normale Objekte, die man eingesammelt hat, bei denen sich aber der Protagonist geweigert hat, diese einzustecken. Das ist nicht immer ganz nachvollziehbar und stört den Spielablauf geringfügig. Denn beim Benutzen von Gegenständen, die als Gedanken vorliegen und im Inventar durch eine blaue Geisterfarbe hervorgehoben werden, muss der betreffende Charakter diese erst einmal von dort besorgen, wo er sie gesehen hat. Das macht einige Locationwechsel erforderlich, die nicht unbedingt schnell vonstattengehen. Auch sind die Rätsel nicht immer gut durchdacht, einige Aktionen können außerdem nur ausgelöst werden, wenn der Held über deren Sinn Bescheid weiß. Das Interface ist spürbar an ‚Monkey Island III‘ angelehnt und offenbart sich beim Halten der linken Maustaste. Bei dem müssen dann entsprechende Bereiche eines Totenschädels mit Hut berührt werden: Die Augen zum Betrachten und beispielsweise der Mund, um Gespräche zu starten.
Tolle Akustik!
Absolut beanstandungsfrei ist wahrlich alles, was aus Euren Boxen schallt. Musikalisch überzeugt das Spiel mit angenehmen Hintergrundmelodien, die zum Teil sogar Gesang aufweisen oder mit echten Instrumenten eingespielt wurden. Die Vertonung der Dialoge gab man in durchweg professionelle Hände, keine der Stimmen war unpassend oder wirkte gar unmotiviert. Das macht alles einen sehr guten Eindruck, wenn es dennoch ab und zu keine schlechte Option gewesen wäre, eine Möglichkeit zum Abbrechen der Dialoge einzubauen. So muss man sich das ein oder andere Mal bereits Gesagtes doppelt zu Gemüte führen, was vor allem beim Betrachten der Gegenstände ins Gewicht fiel, die zum Teil eine kleine Diskussion zwischen den drei Protagonisten entfachte, die man nicht zwangsweise doppelt hören mag. Das liegt zum einen auch an den nicht immer gelungenen witzigen Pointen, denn denen fehlt zu oft der Biss, um wirklich witzig zu sein. Wir hatten zwar einige Schmunzler, doch im Großen und Ganzen hielt sich das in Grenzen.

‚Ghost Pirates of Vooju Island‘ wird den Erwartungen leider nicht gerecht
Bedauerlicherweise kann Papa Docs, Janes und Blue Bellys Abenteuer nicht mit den hohen Erwartungen, die wir an den Titel gestellt hatten, mithalten. Wir haben uns wirklich sehr auf das Adventure gefreut, vor allem nach dem grandiosen ‚A Vampyre Story‘. Es macht zwar an vielen Stellen Spaß, aber der Funke wollte so manches Mal einfach nicht überspringen. Besonders geärgert hat uns der umfassend in diesem Review angesprochene Performance-Bug. Mit so einem Fehlerteufel im Hintergrund macht das Rätseln nur wenig Spaß. Wir hoffen, dass sich ‚Autumn Moon‘ nun endlich diesem Problem annimmt! Es ist uns schleierhaft, warum das bislang noch nicht getan wurde. Abschließend bleibt uns nur noch zu sagen, dass sich ‚Ghost Pirates of Vooju Island‘ als Vollpreis-Titel nur eignet, wenn man endlich mal wieder in die Karibik aufbrechen möchte. Wer noch ein paar Monate auf den Trip warten kann, der sollte sich den Titel für weniger Geld aneignen. Diese Euros ist das Adventure dann aber auch wirklich wert!
[ 21.02.2010 ]
