Hersteller:
| Frogwares
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Vertrieb:
| Koch Media
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Steuerung:
| Maus & Tastatur
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Systemanforderungen:
| Win 2000/XP / Pentium III 1,3 GHz / 512 MB RAM / 64 MB Grafikkarte / ca. 3 GB Festplatte
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USK:
| Freigegeben ab 6 Jahren
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Offizielle Webseite:
| www.sherlockholmes-spiel.de
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Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes spielte im Laufe seines Werdegangs schier unzählige Male in diversesten Romanen oder TV-Serien die Hauptrolle. Diesen Trend scheint auch 'Frogwares' umsetzen zu wollen. Immerhin schicken die den Meisterschnüffler bereits zum vierten Mal ins Rennen.
London, 14. Juli 1885
In letzter Zeit müssen sich Sherlock und Dr. Watson mit minderwertigen Kriminalfällen abgeben, womit beide sichtlich Probleme haben. Doch ein Brief in der täglichen Post ändert diesen Umstand schlagartig. Niemand anderer als der französische Meisterdieb Arséne Lupin fordert Sherlock zum intellektuellen Duell heraus und will England auf Lebenszeit mit der peinlichen Wahrheit brandmarken, nicht einmal auf die eigenen Schätze aufpassen zu können. Das kann Holmes natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Hier geht es nicht nur um sein Land, sondern auch um seine Ehre als Meisterdetektiv. Anfangs erscheint das auch gar nicht allzu schwer. Immerhin verrät Lupin, verschlüsselt in seinen Worten, dass er plant, ein kostbares Gemälde aus der „National Gallery“ zu entwenden. Doch trotz Warnung und Vorbereitung der Polizei seitens Holmes gelingt es dem Dieb, das auch tatsächlich durchzuziehen und sogar neue Nachrichten zu hinterlassen. Die wiederum verraten, was als nächstes Diebesgut in Frage kommt. Der erste Punkt mag zwar an Lupin gehen, doch kann das der Profischnüffler nicht auf sich sitzen lassen. Fortan muss er alles daran setzen. mit seiner Logik und den vielen Hinweisen den kleptomanischen Gegenspieler zu Fall zu bringen.
Gleiche Welt, bessere Technik
Fans des Vorgängers werden sich im vierten Teil sofort zurechtfinden, denn an der Spielwelt hat sich nichts verändert. Das grafische Gerüst des 1st-Person-Adventures ist praktisch identisch. Einzig und allein, werten, neben den bisherigen grafischen Features wie Kantenglättung und anisotropische Textur-Filterung, neue zuschaltbare Effekte die 3D-Welt kräftig auf. So kann man mit dem ansehnlichen Bloom-Effekt das Überstrahlen von Flächen aktivieren, mithilfe dessen ein sonniger Tag auch richtig sonnig wirkt, denn dann blenden helle Fassaden. Für den Blick in die Tiefe kann nun sogar ein Tiefenunschärfeeffekt aktiviert werden. Heimlicher Superstar unter den grafischen Spielereien ist aber auf jeden Fall das so genannte „Normal Mapping“. Das lässt angestrahlte Personen nun wesentlich plastischer erscheinen, was gerade in den vielen Dialogen richtig zur Geltung kommt, wenn die Kamera nah an den Protagonisten klebt. Klingt alles sehr rechenintensiv, ist es aber nicht. Bei wem der Vorgänger makellos lief, der wird auch mit der Fortsetzung wenige Probleme haben. Natürlich unterstützt die Engine auch weiterhin die „PhysX“-Karten, die für die realistischen physikalischen Berechnungen optimiert sind. Pflicht ist diese Komponente jedoch nicht. Ohne diese Karte werkelt die CPU die anstehenden Aufgaben problemlos ab. Immerhin beschränkt sich 'Sherlock Holmes IV' im Grunde auf physikalische Spielereien am Rande. Echte Rätsel, die mit der Naturwissenschaft der Energien und Kräfte zu tun haben und welche die echte Innovation des Vorgängers darstellten, sucht man hier vergebens.
Sherlocks Logik im Übermaß
Dass man bei den Titeln des Profischnüfflers mitdenken musste, gehört bei der Serie zum Standard. Part vier geht aber in diesem Bereich erst recht in die Vollen. Wem Adventures in den der letzten Zeit zu einfach sind, der sollte sich auf jeden Fall mal an diesen Rätseln versuchen. Denn klassische Inventarrätsel gibt es nur sehr selten. Der Hauptanteil der Grübelkost bleibt dem semantischen und logischen Verständnis vorbehalten. Das äußert sich dadurch, dass Arséne Lupin nach seinen Raubzügen stets dutzende Hinweise hinterlässt, oft in Form von kleinen Gedichten. Und eben die müssen zum Teil sogar erst übersetzt und vollständig verstanden werden. Immerhin offenbaren sie den weiteren Weg. Profis unter Euch werden in diesem Titel sicherlich ihre Erfüllung finden. Leider sind die Hinweise und Verstecke in den einzelnen Locations viel zu zahlreich. Oft verbringt man gleich mehrere Stunden an ein und demselben Ort und jagt von einem Hinweis zum Nächsten. Da hätte etwas mehr Abwechslung und weniger Laufarbeit nicht geschadet. Letztere kann man glücklicherweise durch Druck auf die „C“-Taste verkürzen. Denn dann kommt eine Übersichtskarte zum Vorschein, mit der man bequem und in Windeseile zu bestimmten, bereits besuchten Orten springen kann. Leider bleiben viele Reiseziele auf der Stadtkarte nur Punkte. Denn nur wenige Orte können auch wirklich bereist werden. So wird man nach dem Besuch in der „National Gallery“, dem „Tower of London“, dem „Britischen Museum“ und dem „Buckingham Palace“ einen längeren Besuch abgestattet. Die Locations schwanken dabei von einem mageren („Tower of London“) bis zufriedenstellenden Detailreichtum („Buckingham Palace“). Auch sind manche Hotspots etwas unfair platziert. Im „Britischen Museum“ beispielsweise konnte ein Gegenstand nur in der Hocke aufgenommen werden, bei dessen Suche wir aufgrund dessen fast verzweifelten. Da die Rätsel ohnehin schon knackig sind, muss man dem Spieler mit solchen Finessen nicht noch mehr Probleme bereiten. Das Programm prüft außerdem regelmäßig und mit einer wesentlich höheren Frequenz als im Vorgänger, ob der Spieler die Handlung bis zu einem gewissen Punkt verstanden und die Hinweise richtig gedeutet hat. Dann muss nämlich mittels eines Parsers die richtige Antwort eingetippt werden. Erst anschließend kann man sich den nächsten Herausforderungen stellen. Daher sollte man alles extrem genau untersuchen und jedes Dokument lesen, was einem unter die Augen kommt.
Von klassischer Musik bis deutscher Sprachausgabe
Fans der Serie von 'Frogwares' müssen sich bei den Sprechern glücklicherweise nicht umgewöhnen. Die Macher haben sich wieder die originale Belegschaft gekrallt, welche die angestandene Vertonung außerordentlich gut erledigte. Leider trifft man im Spiel nur die nötigsten Charaktere. Immer wieder werden Ausreden gefunden, warum bedeutende Touristenanlaufpunkte wie leergefegt wirken. Die Dialoge selbst laufen im gewohnten Multiple-Choice-Verfahren ab. Allerdings kann nur das anzusprechende Thema ausgewählt werden. Alle Diskussionen dazu laufen nach dem Klick auf dieses letztendlich selbstständig. Musikalisch untermalt wird das Spiel von klassischen Melodien bekannter Komponisten. Das rundet das Gesamtbild angenehm ab und wirkte niemals störend.
Holmes VS. Lupin - Wer wird siegen?
Wer sich dieser Herausforderung stellen möchte, sollte ausgeschlafen sein. Denn Lupins Hinweise zu deuten, erfordert einen wachen Geist. Selten findet man derart viel Grübelkost auf so anspruchsvollem Niveau. Wer auf leichte Inventarrätsel hofft, der sollte tunlichst die Finger von diesem Titel lassen. Der bietet wie gewohnt eine romanartige, spannende Geschichte und wirkt, trotz chronischem Detailmangel in den Locations, sehr atmosphärisch und besitzt aufgrund der Unmengen an Denkarbeit eine verteufelt lange Spielzeit. Wir können Sherlocks neuesten Fall bedenkenlos allen Grübelfans empfehlen, der noch mehr Spaß macht als der direkte Vorgänger.
[ 17.12.2007 ]
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