
Hersteller: | LucasArts |
Vertrieb: | Softgold |
Steuerung: | Maus |
Systemanforderungen: | DOS 6.0/Win 95/98 / 486/DX2 66 MHz / 8 MB RAM / ca. 1 MB Festplatte |
USK: | Freigegeben ab 12 Jahren |
Kompatibilität: | ScummVM / DOSBox |
Deutsch: | Komplett |

Gestrandet …
Die Stimmung des Titels ist beeindruckend und vermittelt gekonnt das Gefühl, selbst auf diesem fremden Planeten gestrandet zu sein. Die Einsamkeit, fernab der Erde, wird toll eingefangen. Zudem trennen sich recht schnell die Wege der drei Astronauten, was das Alleinesein zusätzlich unterstreicht. In der Rolle von Commander Boston Low tüfteln wir uns so durch allerhand Alien-Apperaturen und versuchen die zahlreichen Hinweise zu deuten. Allerdings ist dies keinesfalls auf einem derart hohen Level wie beispielsweise dem von ‚Myst‘, wo wir teils recht komplexe Sachverhalte verstehen müssen. ‚The Dig‘ wählt eine interessante Balance zwischen Anspruch und Verständnis, so dass grundsätzlich jeder an dem Spiel seine Freude haben dürfte. Niemals ist der Anspruch zu gering oder zu hoch. Das ermöglicht einen tollen Spielfluss, der perfekt mit der spannenden Handlung harmoniert. Wir haben damals ‚The Dig‘ in einem gut achtstündigen Marathon ohne Lösung in einem Rutsch durchgespielt, was äußerst bezeichnend für das mitreisende Abenteuer ist. Niemals traten wir auf der Stelle. Jedes gelöste Rätsel offenbarte neue Fragen, die nach einer Antwort lechzten und unseren Neugier-Level hoch hielten. So waren wir als Spieler mit jeder gemeisterten Knobelei erneut angefixt weiterzuspielen und herauszufinden, was als Nächstes kommt. Genau so funktioniert gutes und durchdachtes Spieldesign!
Interessante Charakterentwicklung
Oft wird in einem Adventure der Fokus sehr stark auf die eigentliche Geschichte gelegt und bei ‚The Dig‘ wäre es wohl naheliegend gewesen, den Fokus auf die fremde wüstenähnliche Umgebung zu richten. Tatsächlich sind es aber die Konflikte, die den drei Charakteren Maggie, Brink und Boston echte Authentizität einhauchen und sich damit von zahlreichen anderen Adventures abheben. Boston Low lässt uns beispielsweise immer durch Selbstgespräche an seiner Gefühlswelt teilhaben und offenbart nur zu gern, dass sich der eigentlich unerschütterliche Commander mit der Angst konfrontiert sieht, nicht mehr zurück zur Erde zu finden. Letzlich ist dies nämlich seine schlimmste Sorge, die ihn weitermachen lässt und motiviert. Auch wird nicht selten das Vertrauen in andere Charaktere in Frage gestellt, weshalb sich allerlei Konflikte bilden. Ohne zu viel zu verraten: Dr. Brink wird bald zur ernsten Gefahr für das Landungsteam und sabotiert gar auf gewisse Weise die Ambitionen der Heimreise. Man merkt einfach, dass ‚The Dig‘ ursprünglich als TV-Auftritt geplant gewesen war. Denn die gut ausgearbeiteten zwischenmenschlichen Probleme gehören zu den Highlights. Lediglich die Qualität der Sprachausgabe weiß dies ein wenig zu schmälern. Obwohl sämtliche Rollen gewohnt professionell besetzt sind, erschallen die Dialoge oft sehr dumpf und blechern. Zudem unterliegen sie generell einer viel zu starken Kompression – und das in allen Sprachfassungen. Schade, gibt´s doch mit Franziska Pigulla (vor allem bekannt durch ihre Arbeit als Gillian Andersons Sprecherin in der bekannten Serie ‚Akte X‘) im deutschen sowie Schauspieler Robert Patrick (‚Terminator 2‘) im englischen Ableger eigentlich sehr prominente und perfekt passende Sprecher zu hören.
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Lange Entwicklungszeit
Obwohl ‚The Dig‘ im Jahre 1995 erschien, initiierte Kult-Regisseur Steven Spielberg bereits 1989 die Idee. Im Zuge dieser langjährigen Entwicklungsphase entstanden mehrere Versionen des Adventures unter verschiedenen Projektleitern. Leider sieht man das dem Titel optisch ziemlich deutlich an. Konkurrenz-Adventures waren grafisch bereits zum Super-VGA-Standard übergangen, als das angestaubt wirkende VGA-Produkt von ‚LucasArts‘ käuflich zu erwerben war. Nichtsdestotrotz kann man der Optik einiges abgewinnen, welche die verfallene unbekannte Umgebung des entfernten Planeten immer noch sehr stimmig widerspiegelt. Die Zwischensequenzen gab man derweil in die Hände der hauseigenen Render-Schmiede ‚Industrial Light & Magic‘, die zuvor noch gar nicht in Entwicklungen ihrer Spielesparte involviert gewesen waren. Doch vor allem der gelungene Soundtrack von Michael Land trägt gehörig zur besonderen Atmosphäre bei. Die ambienten, teils klassischen Klänge mit Andeutungen an Kompositionen von Wagner haben die musikalische Untermalung mittlerweile zum Kult-Status angehoben. Erstmalig wurde gar der Soundtrack auf CD veröffentlicht, war allerdings ziemlich schnell vergriffen. Sehr hörenswert und selbst ohne das Adventure etwas vollkommen Eigenes.
Steuerung
Wie in den indirekten Vorprodukten von 'LucasArts' verzichtet auch 'The Dig' größtenteils auf Interface-Einblendungen, die den Blick auf die schön gepixelten Locations erschweren könnten. Wie in 'Sam & Max' sind obendrein die Themen der Gespräche lediglich durch stellvertretende Icons ersichtlich. So kann man durch den Klick auf das Fragezeichen eine Frage stellen oder eben die per Mini-Bildchen ersichtlichen Punkte ansprechen. Größtenteils funktioniert das ganz gut, lediglich das Ausrufezeichen in Gesprächen, bei dem Boston eigentlich etwas Tiegründiges von sich geben sollte, ist so eine Sache: Hin und wieder gibt er zwar seine Meinung zum Besten, der Anspruch der im Handbuch betitelten "Tiefgründigkeit" wird allerdings nur in den allerseltensten Fällen auch wirklich erreicht. Tatsächlich scheinen die Entwickler mit diesem Punkt gar ein wenig zu Schummeln: Oft werden nämlich Punkte angesprochen, für die man wohl scheinbar nicht extra ein Mini-Bildchen zeichnen wollte. Auch der riesige Scrollbalken unter den Dialogoptionen zeigt sich im Laufe des Adventures immer unschöner, da praktisch ständig neue Themen hinzukommen und der Komfort dadurch ein wenig abnimmt. Das gleicht zwar der Umstand aus, dass bereits besprochene Punkte bläulich hervorgehoben werden, um über bereits Diskutiertes informiert zu bleiben, doch das wird unsinnigerweise nach jedem Gespräch wieder zurückgesetzt. Und Diskussionen sind bei 'The Dig' Programm: Leider verpasst der Titel nämlich an manchen Stellen das Beantworten so mancher Fragen, die wir uns als Spieler im Laufe der Reise stellen. Am Ende wird somit leider nicht alles so wirklich aufgelöst und einige der nachfragebedürftigen Themen bleiben komplett im Dunkeln.

Unangefochten das spannendste ‚LucasArts‘-Adventure!
Dass sich die einstige kalifornische Schmiede grundsätzlich keinerlei Ausreißer in der Qualität ihrer Adventure-Spiele leistete und von daher sellbst heute noch eine riesige Fangemeinde um sich scharrt, ist schon ziemlich bezeichnend für die Qualität dieses Unternehmens. Mit ‚The Dig‘ haben sie sich aber noch einmal selbst übertroffen und liefern mit der Strandung auf einem fremden Planeten das spannendste Abenteuer ihres gesamten Portfolios ab. Die perfekte Balance zwischen Spannung und Schwierigkeitsgrad lässt selbst wenig erfahrene Genre-Neulinge nur selten ins Stocken geraten. Obwohl man meinen könnte, dass der Planet sowie die Spuren der vergangenen Zivilisation die wichtigsten Elemente seien, fällt den drei gestrandeten Charakteren Maggie, Brink und Boston ebenfalls ein nicht unwesentlicher Teil der Handlung zu. Obwohl sie sich zu Beginn recht schnell trennen, kommen sie im Laufe der Handlung dennoch regelmäßig miteinander in Kontakt. Bei diesen Wiedersehen entstehen jedoch auch Konflikte, die gelöst werden wollen. Man merkt einfach, dass ‚The Dig‘ ursprünglich als TV-Produkt geplant wurde und vielleicht ist es gerade diese Charakterentwicklung, die das Adventure zu etwas so Besonderem macht. Ohne jeden Zweifel eines der wichtigsten Abenteuerspiele aus dem Hause ‚LucasArts‘ und das spannendste obendrein! Science-Fiction-Fans kommen um dieses Meisterwerk jedenfalls nicht herum!
[ Klassiker-Test (neu aufgelegt) _ 16.11.2016 ]
