
Hersteller: | Giant Sparrow |
Vertrieb: | Annapurna Interactive |
Steuerung: | Maus / Gamepad |
Systemanforderungen: | Windows Vista SP2 64-Bit oder später / Intel i3 2125 mit 3,30 GHz / 2 GB RAM / GeForce GTX 750 oder AMD Radeon 7790 / ca. 5 GB Festplatte |
USK: | - |
Offizielle Webseite: | edithfinch.com |
Deutsch: | Untertitel |

Interessantes Spielkonzept
Natürlich wird auch dieser Walking Simulator seinen bekannten Klischees gerecht, in dem wir größtenteils mit dem Laufen beschäftigt sind. Wir durchstöbern die einzelnen Räume des recht großen Anwesens, finden dabei allerdings Hinweise und Tagebücher auf die einstigen Bewohner. Und genau ab diesem Punkt wird eine Richtung eingeschlagen, die so ungewöhnlich wie interessant zugleich ist. Während Edith nämlich in den niedergeschriebenen Worten ihrer einstigen Familienangehörigen versinkt, schlüpfen wir währenddessen in eben jene Rollen der Vergangenheit. Die Krux dabei: Wir lernen die Personen nicht nur kennen, sondern erleben gleichzeitig ihren letzten Lebensabschnitt hautnah mit. Und wir denken, dass dies niemanden kalt lassen sollte. Es ist ein unfassbar merkwürdiges Gefühl, mit jeder neuen Geschichte, die wir in der Haut der verschiedenen Protagonisten durchmachen müssen, zu wissen, dass – egal wie schön und interessant diese begann – sie mit dem unausweichlichen Tod dieser Person zu Ende gehen wird. All unsere Aktionen laufen letztlich genau auf diesen einen Punkt hinaus. Wir können es nicht verhindern, auch wenn wir es gern in einigen dieser Geschichten unbedingt tun wollen würden. Es liegt nicht in unserer Macht und einige Male packte uns tatsächlich kurz ein kleiner kalter Schauer, genau in dem Moment, wo wir verstanden, wie der Angehörige von Edith nun genau sterben wird. Ihr könnt uns glauben, dass das eine ganz besondere Erfahrung ist, die man keinesfalls beschreiben, sondern unbedingt selbst erleben sollte.
Wunderschöne Grafik
Ein großes Lob verdienen die Entwickler für die äußerst stimmungsvolle Qualität der einzelnen Locations. Das Haus sieht wahrhaftig aus, als hätten dort vor wenigen Minuten noch Menschen gelebt. Überall hängen Bilder verstorbener Familienmitglieder, das Geschirr in der Spüle verwest vor sich hin und der sanfte Sonnenschein bahnt sich seinen Weg durch die verstaubten Fenster. Um uns nicht aus dieser Immersion zu reißen, werden selbst die Untertitel direkt in die Welt projiziert. Die Liebe zum Detail, welche hier ständig vorherrscht, ist jedenfalls absolut bemerkenswert. Nichtsdestotrotz zeigt sich die wahre Stärke zeigt erst mit voller Wucht in den einzelnen Rückblenden der verschiedenen Angehörigen. Wir erleben so vielseitige Geschichten, in so unterschiedlicher Art und Weise, dass die rund zweieinhalb Stunden Spielzeit auf dem Papier kurz erscheinen mögen, in Wirklichkeit einen Non-Stop-Trip von ganz unterschiedlichen Erlebnissen und Eindrücken darstellt. Selten kamen uns 150 Minuten so lang vor – und das meinen wir im positivsten Sinne. Die Entwickler hätten die Spielzeit sicherlich problemlos strecken können, aber wir sind froh, dass sie es eben nicht getan haben. Denn genau auf diese Art und Weise sind alle Erlebnisse, die wir mit ‚What Remains of Edith Finch‘ durchlebten, knackig und niemals auch nur in der Nähe des Langweiligen. Man möchte mehr sehen, man möchte mehr erfahren und man möchte vor allem wissen, wo diese ganzen Geschichten nun eigentlich hinführen.
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Ausnahmslos hervorragende Sprecher
Die Realitätsnähe der Charaktere hätte durch die brillant agierenden (englischen) Sprecher kaum besser vonstatten gehen können. Natürlich finden wir schade, dass leider nur die Untertitel in unserer Landessprache zur Verfügung stehen, aber selbst wenn jetzt im Nachhinein noch eine deutsche Vertonung folgen würde, wäre es für uns eine große Überwindung, diese überhaupt auzuprobieren. So verdammt gut ist das, was wir hier an gesprochenem Wort auf die Ohren bekommen! Gerade die schwierigen Rollen der Kinder scheinen tatsächlich von echten Kindern des Alters gesprochen worden zu sein. Hinzu kommen noch die wunderschönen Melodien des rund einstündigen Soundtracks, welcher die Erlebnisse im Hintergrund tadellos untermalt. Freude, Trauer, Hoffung – all' das offenbart sich ebenfalls gekonnt in Form der Noten. Das Zusammenspiel aus Dialogen und Musik ist ohne jeden Zweifel erhabend. Man merkt dem Spiel einfach überall die unheimliche Liebe zum Detail an. Die Entwickler wollten etwas erzählen und haben dafür den wohl besten Weg gewählt. Mit Kopfhörern oder einer guten HiFi-Anlage gehört ‚What Remains of Edith Finch‘ definitiv mit zum Besten, was es zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu hören gibt.
Unbedingt selbst und unvoreingenommen erleben!
Mehr möchten wir über den Titel gar nicht sagen. Die Grenze zwischen dem Wiedergeben unser Erfahrungen und einem dicken Spoiler zeigt sich nämlich verschwindet dünnhäutig. Gerne hätten wir uns über die eine oder andere Stelle im Spiel detailliert ausgelassen, doch wir möchten Euch die Erfahrung nicht verderben und beißen uns daher kräftig auf die Finger, damit die das nicht ungefragt niedertippen. Die rund zweieinhalb Stunden mögen nicht viel klingen, sind aber prall gefüllt mit interessanten Erlebnissen Ediths Familienangehöriger, die berühren und nachdenklich stimmen. Überhaupt ist die omnipräsente melancholische Stimmung des Adventures etwas ganz Besonderes und schafft einfach eine Atmosphäre der Ruhe und des Abschaltens. Dann springen wir plötzlich in die Erlebnisse der verschiedenen Vergangenheiten und kommen nicht umhin, manche tragischen Schicksale der Protagonisen am Liebsten ändern zu wollen. Von uns gibt es jedenfalls eine absolut uneingeschränkte Empfehlung für dieses kleine Meisterwerk! Wer sich in ‚Everybody‘s Gone to the Rapture‘ oder ‚Firewatch‘ verlieren konnte, der sollte nicht lange mit dem Kauf von ‚What Remains of Edith Finch‘ zögern. Seit diesem Erlebnis schoss uns jedenfalls nur noch eine einzige Frage durch den Kopf: Warum gibt es nicht mehr solch' brillanter Ausnahmetitel?!
[ 09.05.2017 ]

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