Kolumne 07: 3D is coming II
Wie bereits in meiner vorherigen Kolumne beschäftige ich mich auch hier mit dem Thema '3D in heutigen Adventures'. Allerdings möchte ich noch tiefgreifender werden, denn ich ging im Grunde erst auf die äußere Schale ein. Diesmal geht's aber so weit wie möglich zum Kern voran. "Es ist nicht die dritte Dimension, die Sorgen bereitet, sondern, die Art, wie die Spiele umgesetzt werden..." Mit diesem Satz möchte ich auch schon beginnen, der den letzten in meiner vorherigen Kolumne darstellte.
Die dritte Dimension bringen viele Menschen, die sich auch nur annährend mit Computern auskennen, mit der Zukunft in Verbindung. Wer 2D hört, denkt an alte Tage vor dem 'Super Nintendo', 'Mega Drive' oder vor seinem alten 'Amiga'. Fast jedes Genre schwenkt aber mehr und mehr in Richtung der 3D-Spiele. Im Grunde wäre dies ja auch kein so schlechter Fakt, zumal heutige High-End-Grafikkarten mit 64-Bit Farbtiefe, 2,4 Milliarden Polygonen pro Sekunde ('GeForce FX' - rund dreifache GeForce-5-Geschwindigkeit) und unheimlich hohen Auflösungen protzen können. Hat man vor Jahren noch gedacht, die Grafik würde immer den Rechner ausbremsen, ist man heute froh, wenn die CPU nicht die Grafikkarte zu sehr ausbremst. Es hat sich sehr viel getan und mit nächstjährig erscheinender 'GeForce 6' wird die grafische Entwicklung der Computerspiele auch nicht lange auf sich warten lassen. Erste High-End-Engines wie beispielsweise John Carmacks Doom-III-Engine lassen allmählich nichts mehr unmöglich erscheinen. Laut Carmack soll die nächste Generation der 3D-Engines an grafische Film-Highlights wie 'Monster AG' heran kommen - natürlich in Echtzeit (!!!).
'Doom 3' ist momentan die Speerspitze der grafischen Möglichkeiten
Diese Entwicklung geht sicherlich an keiner Firma bedeutungslos vorbei, denn die Anwender verlangen auch "Futter" für ihre "High-End-Kämpfer", die stickstoffgekühlt unter dem Schreibtisch werkeln. Laut Umfragen ist das Aufrüsten der Computer ganz oben auf der Liste eines heutigen PC-Anwenders. Er mag dann zwar zumeist nicht allzu viele Spiele kaufen, doch wenn er kauft, dann will die Leistung seines PCs in der Software wiederspiegeln sehen, immerhin hat er ja auch genügend dafür bezahlt. Die User-Mehrheit will Spiele immer näher an der Realität und so zieht Genre um Genre diesem Trott hinterher - auch das Adventure-Genre. Vor knapp zwei Jahrzehnten wechselte die Adventurewelt schlagartig das Gewand, mit dem "Gebähren" der 2D-Adventures. Aus war die Zeit der Text-Adventures, endlich konnte man alles auf den Bildschirm darstellen und so den User mehr und mehr in eine Welt abtauchen lassen. Nun ist - laut vieler Firmen - der Zeitpunkt längst gekommen, einen Schritt weiter zu gehen, von den 2D- zu den 3D-Adventures. Die Performance ist da, und die dritte Dimension könnte nun eigentlich Dinge schaffen, die uns Adventurier noch mehr in eine andere Welt verhelfen, in der wir ein Abenteuer bestreiten wollen. Der Schritt ist im Grunde logisch und bis hier hin würde sicher noch so vieles stimmen, doch - meiner Meinung nach - ist der Schritt zum 3D-Adventure noch nicht vollendet. Wir befinden uns in einer Übergangsphase und Firmen wollen den Usern das neue Genre schmackhaft machen, doch nun kommt mein Abschlusssatz der letzten Kolumne zum Einsatz: "... sondern, die Art, wie die Spiele umgesetzt werden..."
Die 3D-Welt und viel Enthusiasmus seitens der Entwickler ist da, doch was machen sie daraus? Man spürt förmlich die Unbeholfenheit seitens derer, die das Spiel erschaffen haben. Die dritte Dimension könnte so viele neue Arten und Innovationen in Sachen Rätsel bieten, doch statt dessen werden 3D-Adventures mehr zum Action-Jump'n'Run mit Rätselelementen. Man beschränkt sich auf das Erklimmen von irgendwelchen Hindernissen, das Finden von diversen Schlüsseln zum Öffnen einer Tür oder das Niederschlagen von Endgegnern. Simples Spielprinzip, doch mehr und mehr findet man es in derlei "innovativen 3D-Adventures". In dieser - sogenannten "Übergangsphase" - könnten die Macher der Spiele viel lernen, doch hätten sie sich vorher bereits mehr Gedanken machen können. Sie stürzten sich mehr Hals-Über-Kopf in das neue Genre und wussten im Grunde doch gar nicht, wie sie es anstellen könnten. Sehr stark spürbar bei der Indiana-Jones-Serie von 'LucasArts'. Nach einem genialen 'Indiana Jones IV' wurde die Fortsetzung hier in Deutschland mindestens eben so beliebt wie ein eingewachsener Zehennagel. Warum? Das Spiel steuerte sich dermaßen plump und riesig große 3D-Areale zogen nicht nur das Spiel in die Länge, sondern hemmten zunehmend den Spielspaß. Von Dialogen in guter Adventure-Manier träumte man jede zweite Nacht, da das Spiel derart stumm ausfiel. Erst kürzlich erschien 'Indiana Jones VI', doch zum meiner Verwunderung - und sicher auch vieler anderer Adventure-Puristen - fiel das Spiel richtig gut aus. Die Action fällt, dank guter Animationen, wirklich recht toll aus, untermalt mit schöner 3D-Grafik und in gutem Verhältnis zu den Rätseln. Auch Dialoge gehören nicht mehr der Vergangenheit an, im Gegenteil, es wird viel gesprochen und treibt so die Story interessant Schritt für Schritt voran. Daher kann man aber von einem tollen Spiel sprechen, das selbst 3D-Adventure-Hasser bekehren könnte. Vielleicht war teil fünf - also der direkte Vorgänger - nur deshalb so "schlimm", weil einfach zu schnell an das Thema 3D herangegangen wurde und man direkt spürte, dass 'LucasArts' nicht allzu viel Erfahrung in dieser Hinsicht hatte. Für Teil sechs wurde eben ein neues Team engagiert, die einige Erfahrung mitbrachten und vielleicht fiel daher das Spiel auch so gut aus.
Bei der Baphomets-Fluch-Serie steht uns - meiner Meinung nach - kein schlechter dritter Teil ins Haus - trotz dritter Dimension. Grund hierfür ist sicherlich, dass sich die Mannen um 'Revolution Software' doch viel Zeit mit dem Spiel nehmen und sich natürlich darüber im Klaren sind, was passieren wird, wenn sie die User enttäuschen. Natürlich sind dies nur Spekulationen, doch ich denke schon, das sich Charles Cecil (Gründer von 'Revolution Software') mit seinem Team einige Gedanken gemacht hat, denn ein schlechter, dritter Teil könnte die ganze Serie zerstören. Ich finde zwar, dass Cecil doch etwas zu selbstsicher an die Sache herangeht, da er eigentlich in jedem Interview nur von 'Baphomets Fluch III' spricht, wenn im selben Satz "Die Zukunft des Adventures" geschrieben steht. Er aber spricht ebenfalls von neuen Innovationen und Rätseln, welche nur durch die dreidimensionale Welt möglich gemacht werden. Bislang gibt es noch keine handfesteren Fakten zu diesem Thema, doch bin ich ebenfalls sehr gespannt, ob Mr. Cecil nicht "den Mund zu voll genommen hat".
'Indiana Jones VI' - deutlich besser als sein Vorgänger, jedoch wieder ein Action-Game
Das - obwohl neu - leidige Thema 'Vollgas II' wird jedoch ein böseres Ende nehmen als beispielsweise 'Baphomets Fluch III'. Warum? Weil man aus diesem Spiel einfach systematisch die Adventurelemente durch Action-Elemente ersetzt hat, was man eigentlich schon sagen kann, wenn man nur die Screenshots sieht. Es sieht eben mehr aus, wie ein typisches Playstation-II-Action-Spiel, das nicht im Entferntesten das Flair des Vorgängers erzeugen kann. Einzige Verbindung zum Vorgänger wird hier wirklich nur die Story sein - meiner Meinung nach.
Doch für viele von uns stellt sich sicherlich die Frage, warum 3D gleichzeitig das Element 'Action' beinhalten muss. Immerhin waren 2D-Adventures doch auch mehr oder weniger ohne Actionelemente und konnten doch auch so überzeugen?! Die Beantwortung hier liegt denkbar einfach auf der Hand, wie ich in meiner vorherigen Kolumne schon anschnitt: Man möchte einfach mit dem Schritt in die 3D-Welt auch neue Spieler anziehen und sie für das 3D-Adventure begeistern. Doch meist kommen die aus dem Action-Lager und ohne dieses Element kommt ihnen so oder so das Spiel nicht auf den Rechner. Nun muss die schwere Aufgabe erfüllt werden, ein 3D-Spiel für zwei verschiedene "User-Arten" zu erschaffen. Damit muss versucht werden, eine Balance zwischen Rätsel und Action zu finden, was sich denkbar schwer herausstellt, weil im Grunde die "Action-User" wenig Rätsel oder billigere Rätsel haben wollen und die Adventure-User weniger Action. So macht man zum Schluss ein Spiel, das widerrum eine komplett andere Spieler-Generation kaufen wird, die diese Mixtur für in Ordnung halten, auf diese hatte man es aber vor der Entwicklung gar nicht abgesehen. Natürlich werden sich auch einige 3D-Hasser diese Spiele kaufen, weil sie im Grunde wissen wollen, die wie Story weiter geht. Daher sollte man sich entscheiden, zu welcher "Gattung" User man dann gehört und ob man sich das Spiel kauft oder es lässt.
Um aber auf 'Baphomets Fluch III' zurück zu kommen, verspricht dieses Adventure dem Spieler nur wenige Action-Sequenzen, die nur die Story etwas beleben sollen. Daher ist sicherlich von all den kommenden 3D-Adventures dieses das wohl am meisten begehrteste. Vielleicht hat Charles Cecil als einziger den Schritt komplett geschafft und George Stobbart in eine 3D-Welt geholt, die dem 2D-Vorgänger in nichts nachstehen wird. Wir dürfen gespannt sein. Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass diese und die vorherige Kolumne nur Mutmaßungen und Spekulationen darstellen und ich auch auf niemanden angreifend wirken wollte.
Falko Tetzner _ 06.05.2003
Kommentare
Oliver:
tolle kolumne. Stimme Dir vollkommen zu!
(08.12.2003 _ 15:23:42)
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