Kolumne 18: Jim Ward geht
Der Oberhäuptling mit der recht dickköpfigen Meinung ist zurückgetreten, welche die Abenteuerspiele - aufgrund falscher Voraussagen - fast ausrottete …
Wer erinnert sich noch an die Zeit, in der jährliche 'LucasArts'-Adventures das Licht der Welt erblickten und man die auch noch bedenkenlos kaufen konnte? Vor zehn Jahren war Jim Ward nicht unbeteiligt, damals noch PR-Chef, diesem Fluss ein jähes Ende zu setzen und warf das Geschäftsmodell der einstigen Adventure-Kultfirma schlechthin über den Haufen. Was übrig blieb setzte nur noch auf starke Markennamen wie 'Indiana Jones' und natürlich 'Star Wars'. Protagonisten mit der Maus zu dirigieren und Rätsel zu lösen sei nicht mehr wirtschaftlich. Nicht wenige Konkurrenten folgten damals dem Leitspruch des Software-Riesen, was zur Folge hatte, dass das Genre fast ausstarb. Selbst eigene LA-Mitarbeiter kamen mit dem Richtungswechsel nicht zurecht und verließen die Firma. Logisch, dass sich aufgrund dessen nur noch wenige Entwickler trauten, Geld in die Point-und-Click-Welt zu investieren. Immerhin meinte die Nummer 1 des Genres, es wäre nicht mehr wirtschaftlich. Und dann auf einmal kamen ab 2002/2003 mehr und mehr Adventures auf den Markt - ohne 'LucasArts' - die Gewinn einbrachten. 'LucasArts' versuchte dann zumindest mit 'Sam & Max' eine Adventureserie im Jahre 2004 fortzusetzen, da die Lizenz dafür fast ausgelaufen war. Doch, in dem Jahr wurde Ward Präsident und als das Release näher rückte, macht Ward als neues Oberhaupt von seinem Amt Gebrauch und ließ die Spieler auf der ehemals offiziellen Webseite mit dem Satz zurück, dass das Adventure so oder so kein Geld einbringen werde. Die Kritik, die dann um die Welt ging, war unter den Fans beispiellos.
Doch das kümmerte Jim Ward nicht im Geringsten, was auch zur Folge hatte, dass die letzten bekannten Namen der 'LucasArts'-Welt absprangen und eigene Firmen gründeten. Selbst im Jahre 2006 meinte Ward immer noch hartnäckig in einem Interview, dass vor dem Jahre 2015 wohl nicht mit 'Monkey Island'- oder 'Day of the Tentacle'-Fortsetzungen zu rechnen sei. Ein harter Schlag, denn er war zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahren im Unrecht mit der Wirtschaftlichkeit. Deutsche Vertreiber zeigten dem einstigen Riesen, wie’s richtig gemacht wird und die amerikanische Welt liebäugelte fast neidisch den deutschen Markt. Den Vogel schoss dann eigentlich Ende 2006 die Schmiede 'Telltale Games' ab, in deren Führung unter anderem Steve Purcell, Vater der 'Sam & Max'-Charaktere, sitzt. Nachdem nämlich die ungenutzte LA-Lizenz für das tierische Kult-Duo ablief, zeigte 'Telltale Games', dass man damit beachtliche Gewinne erzielen könne. Gerüchten zufolge soll die Schmiede pro Episode rund 3 Millionen US-Dollar verdienen. Bei einem Verkaufspreis von 8,95 $ ein bemerkenswerter Rekord. Immerhin muss man auch bedenken, dass die Episoden fast durchweg monatlich erschienen. Mittlerweile werkelt die Schmiede bereits in der Nähe des Finales der zweiten Staffel.
Der langen Rede kurzer Sinn, Jim Ward, der Mann mit einer sehr dickköpfigen Meinung, ist als Präsident von 'LucasArts' zurückgetreten. Natürlich sind wir uns im Klaren, dass Mr. Ward nur einer der Verantwortlichen gewesen war, der damals die Entscheidung traf, keine Adventures mehr entwickeln zu lassen. Derweil sucht man nach einem geeigneten Nachfolger, meinte aber im gleichen Atemzug, dass dies keine Auswirkungen auf die Spieleprojekte haben werde. Wer von Euch jetzt vielleicht auf ein Umdenken hofft und damit auf neue LA-Adventures, dem sei gesagt, dass außer den Lizensen kaum mehr Mitarbeiter vorhanden sind, die an den Originalen mitwirkten. Es ist wohl realistischer, darauf zu warten, dass 'LucasArts' seine Lizenzen irgendwann auslaufen lässt und sich vielleicht auch wieder die originalen Schöpfer mit ihrer vor zahlreichen Jahren erschafften Welt auseinandersetzen dürfen. Das hat ja bereits einmal mehr als hervorragend funktioniert ...
Falko Tetzner _ 03.02.2008
Kommentare
okawango:
Hmmm, na vielleicht sollte ich mal dort bewerben :-).
Da kann sich die Adventure-Welt aber auf etwas gefasst machen.
Gruss
(12.02.2008 _ 15:12:36)
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