Kolumne 11: Games Convention 2004 in Leipzig
Auch in diesem Jahr wurden wieder hohe Erwartungen an das deutsche Gamer-Event gestellt. Mit einer erwarteten Besucherzahl von 100.000 Spielefreaks sollte die 'Games Convention 2004' die Messe vom Vorjahr toppen. Wir waren für Euch vor Ort!
Auch dieses Mal haben wir uns wieder den Samstag für unseren Messebesuch auserkoren. Immerhin wird dieser Tag - wie im Vorjahr - der wichtigste Tag der gesamten Messe sein. Pünktlich früh um 10:00 Uhr ging's los, die wenigen Kilometer Entfernung nach Leipzig anzugehen und die Messehallen zu stürmen. Auf der Fahrt erwarteten wir aber bereits, dass die Messe für reine Adventurier sicherlich nicht viel zu bieten haben würde.
Ein Blick auf das beeindruckende Messezentrum
Die Ankunft
Auf den Straßen und der Autobahn war um diese Zeit schon richtig viel los, je näher man der Messestadt kam. Trotz des hohen Verkehrsaufkommens und einiger komplett besetzter Parkplätze ging die Abfertigung der parkenden Masse recht zügig voran und schien gut organisiert. Die Messe war nun nicht mehr weit entfernt, voller Vorfreude liefen wir die Treppen hinab, in Richtung der genialen Messehalle und uns stockte fast der Atem, was wir da sahen: Massen von Menschen. Schon im vorherigen Jahr war nicht wenig los, aber dieses Jahr konnte man kaum den Augen trauen. Menschen über Menschen und ellenlange Schlangen an den Kassen. Doch, dies war noch nicht einmal das Schlimmste. Ein Blick auf die Eingangstreppe ließ ebenso nichts Gutes verheißen, denn dort war alles derart verstopft, dass es kaum Bewegung gab. Augen zu und durch: Im Gänsemarsch und verdammt kleinen Schritten ging es Zentimeter um Zentimeter näher in Richtung der ersten Messehalle.
Games Convention 2004
Aufgrund der vielen Besucher - später sollte sich noch herausstellen, dass an diesem Tage über 50.000 Gamer der Messe beiwohnten - ging es auch in den Messehallen eher schleppend voran. Erneut glich das Ganze mehr einer Discothek als einer Messe. Jeder Stand bot neue Musik und immer noch einen Tick lauter als der Stand nebenan und man konnte oft sein eigenes Wort kaum verstehen. Die Stände an sich waren sehr intelligent und teils gekonnt in Szene gesetzt wurden. Da gab es neben genialen Beleuchtungstechniken auch einen riesigen Hubschrauber, der die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu ziehen vermochte. Ab und zu bekam man auch Prominenz zu sehen, so schreite sich Pro7-Schützling Oliver Pocher buchstäblich die Seele aus dem Leib und die Sendung 'Giga' ging mitsamt des Trubels wieder live auf Sendung.
Gamer Invasion
Entertainment versus echtes Zocken
Im Vorfeld der Messe wurde mit Slogans geworben wie "Die neuesten Spiele antesten", "Aktuelle Games abstauben", etc, doch davon war im Grunde leider nicht viel zu spüren. Viele Stände hatten DJs und etwaige Shows mit Moderation im petto, so dass teils der eigentliche Sinn des Standes vollkommen in den Hintergrund rückte. Bestes Beispiel dafür bot die Firma 'Ubisoft', die mit ihrem genialen vierten Myst-Teil schon mein Herz höher schlagen ließ, als ich nur das Logo und einige - bereits bekannte - Szenen aus 'Myst IV' auf einer riesigen Leinwand sah. Doch Rechner zum Zocken suchte man vollkommen vergebens. Der ganze Stand bestand nur aus der Show und einem riesigen Bildschirm, auf dem wieder und wieder die Ubisoft-Animation lief. Das Ganze wurde nur zeitweise mit einigen (schon im Vorfeld bekannten) Szenen aktueller Spiele unterbrochen. Für den reinen Spieler, der nur gekommen war, um das Spiel zu spielen, gab es hier im Grunde nichts. Wahrlich verdammt schade.
Endlich ein "Paar" Adventures...
Am Dreamcatcher-Stand warteten endlich Maus und Monitor auf den Adventurier. So konnten wir dort sowohl 'Still Life', als auch 'Clever & Smart' antesten. Bei Letzterem waren wir etwas verwirrt, dieses Spiel bei Dreamcatcher vorzufinden und nicht bei 'dtp', doch dazu später mehr.
Clever & Smart
Hier wurden wir sehr angenehm überrascht. Das Spiel sah teils noch besser aus als es auf den ersten Screenshots den Eindruck machte. Wir trafen auf farbenfrohe, kindliche Zeichentrick-Grafik und lustige Animationen. Musikalisch und sprachlich war durch den Lärm nicht ein Ton zu hören, doch konnte man durch die komplett eingedeutschten Untertitel dennoch verstehen, um was es bei dem Spiel ging: In einer Westernstadt hatten Clever und Smart einen kleinen Dieb dingfest gemacht, der den beiden einen Diamanten stibitzt haben soll. Die Steuerung, natürlich mit der Maus, war zwar leicht gewöhnungsbedürftig, doch hatte man erst die Belegungen verstanden, kam man schnell zurecht. Hier kann man sich getrost auf eine Top-Umsetzung freuen und mit ordentlicher Sprachausgabe wird das Adventure gleich um noch eine Stufe interessanter werden.
Still Life
Auch dieses Spiel war grafisch edel anzusehen, doch genau das Gegenstück zu 'Clever & Smart'. Hier überwog das düstere Ambiente und Endzeitstimmung, in der eine junge Detektivin an schreckliche und blutige Tatorte geschickt wird. Alles war schaurig schön in Szene gesetzt und man kam nur schwer wieder von dem Spiel los. Spielbar, trotz 3D-Perspektive ala 'The Longest Journey', natürlich mit der Maus. Die hier noch englische Version wird im ersten Quartal 2005 komplett in Deutsch in den Läden zu haben sein.
Nun ging unsere kleine Reise weiter, immer suchend nach interessanten Dingen und dennoch hätten wir fast den Stand von 'dtp' übersehen. Grund war nicht unsere etwaige Unaufmerksamkeit und die nicht abreißenden Menschenmassen, sondern ein kleiner, völlig unspektakulärer Stand, der nicht viel bot. Geworben wurde hier nur für den Radsportmanager und einem Computerspiel für Kinder, nichts weiter. Also da hätte man schon wesentlich mehr erwartet, immerhin ist das der Publisher, der unser geliebtes Genre wieder zu neuen Ufern führen will. Keine Spur von 'The Moment of Silence', dass man sicherlich auch gern angezockt hätte. Nebenbei hätte man mit diesem spannenden Titel auch wesentlich mehr Menschen an den Stand locken können. Nun verstanden wir, warum 'Clever & Smart' zu 'Dreamcatcher' verfrachtet wurde. Der Stand war nun mal nur dazu da, die Leute für ein einen Radsport-Manager und Kindersoftware zu begeistern. In den Medien konnte man erfahren, dass man Halle 2 extra für Kinder eingerichtet hatte, was ebenfalls Erklärung bietet, warum 'dtp' kein 'The Moment of Silence' vorstellte, da der Stand in besagter Halle war.
Amiga lebt!
Adventure Unrelevantes
Interessant fanden wir auch, das ein kleiner Amiga-Stand den Weg in die Messe gefunden hatte. Dort wurde neben dem aktuellen 'AmigaOS 4' auch das 'Pegasos II'-System vorgestellt. Selbst nach so vielen Jahren scheint sich bei 'Amiga' noch immer Einiges zu tun, was uns - als alte Freaks - natürlich sehr freut.
Der Case-Modding-Bereich war dieses Mal wirklich sehr mager ausgefallen, doch am Meisten wunderte uns, dass man im Grunde keine Stände bedeutender Zeitschriften vorfand. 'GameStar' und Co. fehlten völlig. Nur große Werbeplakate waren außerhalb der Hallen zu finden.
Das Fazit nach unserem Messebesuch
Es waren wirklich viele Menschen vor Ort, die das Spielen aktueller Games doch sehr erschwerten. Dennoch kann man die Schuld nicht nur auf die Massen schieben. Die 'Games Convention 2004' war kleiner und unspektakulärer als die Messe im Jahr 2003. Es gab viel weniger zu sehen und (ohne Presseausweis) zu spielen - richtig interessant war im Grunde nur Halle 3 - und einige Stände vergaßen oft ihre Funktion als eigentlicher Hersteller von Computerspielen. Da konnte man sich nur von unnützen Shows berieseln lassen, wie man zum Beispiel viele halbnackte Teenies auf eine Bühne bekommt. Beim etwas enttäuschten Verlassen der Messe sagte ein Spieler neben uns, dass es die schlechteste Messe war, die er je besucht hatte. Wir lassen dies einfach mal so im Raum stehen und hoffen, dass die nächste Messe wieder Computerspiele zeigt, anstatt Entertainer.
Falko Tetzner _ 22.08.2004
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