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Off Topic 07: Star Wars: Rogue One
Da ist es nun also: Das im Vorfeld kräftig diskutierte und wahrscheinlich ähnlich wie Episode VII heiß erwartete Spin-Off zu ‚Star Wars‘. Wie letztes Jahr konnte sich unsere kleine Redaktion als riesige Fans dieses Franchises selbstredend dem Kinobesuch keinesfalls verwehren und ich möchte an dieser Stelle gern ein paar meiner Gedanken diesbzüglich loswerden. Ich weise aber mit Nachdruck daraufhin, dass ich hier keineswegs zimperlich mit Spoilern umgehen werde. Wer den Film also noch nicht gesehen hat und sich mit wissenstechnischer Jungfräulichkeit ins Kino setzen möchte, der sollte keineswegs auch nur einen einzigen Satz weiterlesen. Genug der Warnung: Schreiten wir zur Tat!

Angesiedelt zwischen Episode III und Episode IV soll ‚Rogue One‘ die seit Ewigkeiten klaffende Lücke der Hauptsaga schließen und den Übergang zwischen den Prequels und der originalen Trilogie schaffen. Und auch wenn ich hier direkt viel vorweg nehme, ist es – meinen Befürchtungen zum Trotze – tatsächlich geglückt, eine beinahe perfekte Verbindung zwischen den beiden großen Trilogien zu schaffen.
SPOILER-Warnung: Ich weise mit Nachdruck daraufhin, dass ich hier elementare Dinge des Filmes verraten werde (SPOILER) und von daher ausschließlich Leute den Beitrag durchlesen sollten, die den Film bereits kennen!!
A Star Wars Story
Aber beginnen wir von vorn: Erstmals ohne Lauftexteinführung werden wir direkt in das Geschehen geworfen. Der Wissenschaftler Galen Erso und seine Frau sind in Alarmbereitschaft, als plötzlich ein imperiales Shuttle am Horizont erscheint. Beide wissen, dass es sich nur Direktor Orson Krennic handeln kann, der gekommen ist, Galen abzuholen und ihn erneut für das Imperium arbeiten zu lassen. Als angesehener Wissenschaftler tüftelten die beiden nämlich an nichts Geringerem als an einer riesigen Waffe, die ganze Planeten vernichten kann: dem Todesstern. Allerdings möchte Galen diese Bürde nicht auf seinen Schultern tragen, fürchtet sich jedoch um die Sicherheit seiner geliebten Frau und seiner kleiner Tochter Jyn. Während sich Letztere gerade noch vor dem imperialen Suchtrupp verstecken kann, wird Galens Frau direkt vor seinen Augen erschossen. Zumindest die Tochter scheint in Sicherheit, kontaktierten die Eltern doch kurz vor Krennics Eintreffen den Rebellenführer Saw Gerrera. Der macht sich direkt auf und holt die völlig verängstigte Jyn, um sich um sie zu kümmern.

Dass mit dem Kümmern scheint allerdings nicht so richtig geklappt zu haben, denn nach einem mehrjährigen Zeitsprung in der Handlung sehen wir plötzlich die junge Dame bereits erwachsen und eingesperrt in einem Arbeitslager des Imperiums. Der Gefangenentransport wird jedoch durch die Rebellen überfallen, die um Jyns Person wissen und ihre Hilfe benötigen. Saw Gerrera ist nämlich im Laufe der Jahre selbst den Rebellen abtrünnig geworden und führt mittlerweile seinen eigenen kleinen Krieg gegen das Imperium auf dem abgelegenen Planeten Jedha. Das haben die Sturmtruppen mittlerweile massiv belagert und bauen dort wie wild spezielle Kristalle ab, die – wie sich schnell herausstellen wird – ein elementarer Bestandteil der neuen Superwaffe sind. Die Rebellen erhoffen sich durch Jyns Hilfe nach Jahren endlich wieder einen Kontakt mit Gerrera herstellen zu können, um ihn um Hilfe zu bitten. Denn die Rebellion weiß längst, dass der Todesstern bereits im Bau ist und braucht daher jede Unterstützung, die sie bekommen kann. So stellt Jyn den Kontakt wie befohlen zu Gerrera her, der zufällig einen übergelaufenen Transportschiffpiloten des Imperiums in seiner Obhut hat, der von ihrem Vater entsendet wurde, um die Rebellion über einen wichtigen Punkt zu informieren: Galen hat nämlich heimlich eine kleine, doch massive Schwachstelle in die Superwaffe eingebaut, die – wie wir wissen – in Episode IV zur Zerstörung des Todessterns führen wird. Allerdings benötigt die Rebellion zwingend die originalen Baupläne der Kampfstation, um die Achilles Ferse auch wirklich finden zu können. Dummerweise lagern die zentralen Archive des Imperiums auf dem entfernten Planeten Scarif, der selbstredend hochgradig gesichert ist und die Mission möglicherweise zum Selbstmordkommando deklariert. Dennoch sind die Todessterndaten wichtiger als alles andere, bekommt die Galaxis doch mit der totalen Zerstörung Jedha Cities einen ersten Vorgeschmack auf das, was da kommen wird.
Kontinuierlicher Spannungsbogen
Zugegeben der Beginn des Spin-Offs ist ein wenig zäh und ich tat mich leicht schwer, durch die raschen Zeit- und Ortswechsel einen Zugang zur Geschichte zu finden. Vor allem die Kontaktaufnahme Jyns mit Saw Gerrera ist meines Erachtens ein wenig zu lang und hätte tatsächlich sogar weggelassen werden können, da sie zur Haupthandlung nur wenig beiträgt. Das hätte man zwar anders lösen können, doch ist es in meinen Augen dennoch zu verzeihen. Es ist immerhin nicht schädlich, andere Nebenschauplätze zu beleuchten, die den Blick kurzzeitig von der Haupthandlung ablenken. Zudem ist Saw Gerrera der erste Star-Wars-Serien-Charakter, der auch in einem Film zu sehen ist, taucht er doch bereits in ‚The Clone Wars‘ auf. Seine Rolle ist nur etwas Over-the-Top und sein Opfer nicht eindeutig nachvollziehbar. Mit der Zerstörung Jedha Cities ist nämlich auch sein Schicksal besiegelt, da für ihn nun nichts mehr zu tun ist und er sich fühlt, als habe er versagt, die Menschen zu beschützen. Die einzige Szene mit ihm, die wirklich dem Rotstift hätte zum Opfer fallen können, war die Befragung des übergelaufenen Piloten Bodhi Rook mithilfe eines schrägen Tentakelmonsters. Das erinnerte mich ungewollt an Episode VII, bei der die Rathtare Hans Transportschiff verwüsten. Die Szene hätte ich nämlich ebenfalls weggelassen. Was hat ‚Lucasfilm‘ nur mit diesen Tentakelviechern?

Doch kaum ist Jedha City zerstört, kommt die Handlung richtig in Fahrt, reißt jede Minute stärker mit, gipfelt letztlich in dem Gänsehaut erzeugenden Angriff der Rebellenflotte auf Scarif und wird sogar noch einmal durch Darth Vaders Wutausbruch übertrumpft. Selten habe ich so eine starke Gänsehaut verspürt und ich mag generell die düstere Tonlage des Filmes. Das Imperium wird einfach toll dargestellt. Man spürt förmlich, wie die Galaxis unter der Herrschaft der Sith leidet und unter dem Druck beinahe zerbricht. Die Rebellen sind verzweifelt und wissen genau, dass das Beschaffen der Pläne des Todesstern nichts Geringers als eine Selbstmordmission ist – die allerdings getan werden muss, wenn es irgendwann ein Leben ohne das Imperium geben soll. Der Gegenspieler Direktor Orson Krennic ist zudem eine fantastisch unberechenbare Figur, die nur noch von ihrem Fanatismus, dem Imperator und Darth Vader zu imponieren, übertroffen wird. Denn sie sind letztlich die einzigen beiden Instanzen, zu denen er überhaupt noch aufblickt. Selbst Großmoff Tarkin, der als überaus beeindruckende CG-Figur den Weg in das Spin-Off gefunden hat, ist für Krennic nur ein Hindernis auf dem Weg zur Macht im Imperium.

Überaus mutig, wenn auch vorhersehbar, war die Entscheidung tatsächlich den gesamten Cast im Gefecht fallen zu lassen. Ich konnte es mir zwar denken – vor allem nachdem man den Mumm in Episode VII aufbrachte, eine der wichtigsten Figuren überhaupt sterben zu lassen – es dann aber letzten Endes zu sehen und mitzuerleben ist etwas völlig anderes. Während im Spin-Off nach der Offenlegung des Todessterns hohe Unstimmigkeiten in den Reihen der Rebellen herrschen, ob es sich überhaupt noch lohne, gegen diese zu kämpfen, steht Jyn Erso und ihre Kameraden sowie ihr Vater Galen, die allesamt ihr Leben für diese Sache hergaben. All diese Opfer dürfen nicht umsonst gewesen sein, weshalb letztlich aus der zerrütteten Rebellion genau das wird, was wir in Episode IV-VI erleben: Eine organisierte, aufopferungsvolle Armee gegen die Truppen des Imperiums. Alleine deswegen ist ‚Rogue One‘ ein wichtiger Film der Star-Wars-Geschichte und je mehr ich über ihn nachdenke, umso besser und wichtiger wird er.
Von Fans für Fans
Obendrein merkt man an wirklich jeder Stelle, dass hier absolute Star-Wars-Fans am Werke waren. Es finden sich so viele Anspielungen für Kenner der Saga und man hat es sogar geschafft, die Kurve zu bekommen und nicht zu viele bekannte Figuren als Cameo auftreten zu lassen. Vor allem bin ich dankbar, dass der junge Han Solo oder Chewbacca nicht – wie befürchtet – irgendwo auftauchen. Denn das wäre sicherlich zu viel des Guten gewesen. Was sich im Film jetzt findet, sind wirklich nette Anspielungen an das bekannte Star-Wars-Universum und es ist deutlich ersichtlich, dass die Macher sich viele Gedanken dazu gemacht haben. Des Weiteren hat man der Versuchung widerstanden und nicht zu viel Neues – wie neue Raumjäger oder Technologien – eingeführt, die in den späteren Filmen eben nicht mehr auftauchen. Es gibt zwar neue Schiffe zu sehen, aber die bereits bekannten, wie X-Wing, Y-Wing, Tie-Fighter, etc. sind dennoch präsenter. Von daher passt das alles recht gut, da es zusätzlich auch viele neue Planeten in die Handlung geschafft haben, die in den späteren Filmen keine Rolle mehr spielen, von denen die Schiffe entsprechend entstammen können. Ansonsten erscheinen beinahe alle Designs und Konzepte penibel im Stil der originalen Trilogie. Es scheint, man habe wirklich jeden Knopf zweimal nachgeschlagen, um auf keinen Fall die Hardcore-Fans zu vergraulen. Neue Dinge, wie zum Beispiel das Archiv auf Scarif erinnerte mich übrigens angenehm an den Ego-Shooter ‚Star Wars – Dark Forces‘, der zwar nicht mehr zum offiziellen Kanon gehört, die Optik dennoch übernommen wurde. So viel Liebe zum Detail ist bemerkenswert und verdient ein großes Lob!

Grundsätzlich ist ‚Rogue One‘ so oder so einer dieser Star-Wars-Geschichten, die man normalerweise nur aus den Büchern oder Computerspielen kennt und sich immer danach selbst sagte: „DAS hätte man als Film machen können!“ Ich hätte niemals gedacht, dass es möglich gewesen wäre, einen Film im geliebten Krieg-der-Sterne-Franchise zu produzieren, in dem Jedi bzw. Sith eine derart untergeordnete Rolle spielen. Doch es ganz wegzulassen, traute man sich dann doch nicht. Durch Chirrut Imwe, der als blinder Martial-Arts-Kämpfer zumindest dezente Verbindungen zur hellen Seite hat, steht mit Darth Vader natürlich der wohl mächtigste Sith der (Film)-Saga auf der Gegenseite. Sein Wutausbruch am Ende ist letztlich gar das Tüpfelchen auf dem „I“, der seinerseits wiederum in eine beinahe nahtlose Verbindung zu Episode IV mündet.

Etwas schade empfinde ich lediglich den Soundtrack von Michael Giacchino. Er stieß leider erst recht spät dazu und schien entweder nicht die nötige Zeit gehabt zu haben oder wurde bewusst klein gehalten. Es finden sich kaum nennenswerte Themen, die man nach dem Schauen noch im Ohr hat. Oft werden bekannte Melodien nur kurz angerissen, nur, um sie dann doch anders weiterzuführen. Einfach schade! Ein guter Score im Stile von John Williams gehört schlichtweg dazu. Auf dieser Seite ist ‚Rogue One‘ tatsächlich ein bisschen schwachbrüstig. Selbst das eigentliche Star-Wars-Thema kommt gefühlt weniger präsent aus den Lautsprechern als in den Filmen der Haupt-Saga.
Etwas blasse, aber sympathische Charaktere
Natürlich ist es schwer, in nur einem Film derart viele neue Gesichter unterzubringen und dann auch noch adäquat zu beleuchten. Bis auf Jyn Erso und Captain Cassian Andor bleiben leider alle anderen Personen ziemlich blass und man schmiedet wohl am ehesten eine Verbindung zu diesen beiden sowie zum Androiden K-2SO, der als zynischer Robotersidekick das düstere Kampfgeschehen regelmäßig auflockert. Die Charaktere derart schwach zu beleuchten, erscheint mir allerdings sinnvoll, wenn man doch ohnehin alle fallen sieht. Trotzdem schafft es der Film dennoch, dass mir deren Opfer keinesfalls egal gewesen sind. Bei jedem Einzelnen dachte ich mir jedes Mal: „Verdammt! Schade um ihn“. Besonders intensiv war das Ableben von K-2SO, der sich äußerst heorisch aus seinen Dasein verabschiedete; dass der beiden Freunde Chirrut Imwe und Baze Malbus sowie natürlich im Finale der Tod von Jyn beziehungsweise Cassian, die langsam den Tod in Form einer riesigen Flutwelle auf sich zurasen sehen und in den wenigen verbleibenden Momenten noch einige lieb gemeinte Worte wechseln. Wirklich toll geschrieben und gespielt!

Nicht weniger beachtenswert ist die Darstellung der Rebellion und des Imperiums. Denn beide Seiten haben sich letztlich nicht mit Ruhm bekleckert. Während das Imperium natürlich die Versinnbildlichung des Bösen darstellt, ist es bei den Rebellen um so interessanter zu sehen, dass eben auch die Extremisten unter sich haben bzw. so manche Taten begingen, auf die man wahrlich nicht stolz sein kann. Das wird mehrmals angerissen – beispielsweise einmal im Mord an einer Kontaktperson durch Captain Cassian Andor oder später durch das Gespräch mit Jyn, in welchem er offen eingesteht, dass beinahe jeder in der Rebellion bereits Dinge tun musste, auf die er nicht unbedingt stolz sein kann, die aber notwendig für die Sache gewesen waren. Die Darstellung, dass es eben nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch viele Grautöne gibt, finde ich sehr gelungen. Immmerhin ist das näher an der Realität - selbst für ein fiktives Universum.
Kein Teil der großen Saga, aber mindestens genau so gut!
Ich hätte nicht erwartet, dass mich ‚Star Wars: Rogue One‘ derart begeistern würde. Ich erhoffte mir ein gutes Versatzstück zwischen Episode III und Episode IV, aber bekam letztlich weit mehr als das. ‚Rogue One‘ ist wie ein riesiger Fan-Film, der grundsätzlich alles vereint, was man an ‚Star Wars‘ lieben gelernt hat. Obendrein gefällt mir der düsterere Ton und der Mut, auch mal etwas auszuprobieren und andere Wege einzuschlagen. Den Hauptcast sterben zu lassen, fühlt sich im Rahmen der Handlung sinnvoll und konsequent an. Ich bin froh, dass man nicht versucht hat, die Figuren irgendwie zu retten und dann in ein Exil zu schicken. Das hätte einfach nicht gepasst. So ist die Wirkung ihres Opfers als Startschuss für Episode IV ergreifender und die Handlungen der Rebellion nachvollziehbarer. Ist ‚Rogue One‘ besser als Episode VII? Nein, weder besser noch schlechter. Eben anders und genau das ist die große Stärke!

[Sämtliche Bilder sind (C)opyright 2016 by Lucasfilm Ltd.]

Falko Tetzner _ 20.12.2016

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