Off Topic 03: Star Wars - Episode VII
Endlich ist der Moment verstrichen, auf den ich mich indirekt seit 10 Jahren und direkt seit der ersten Ankündigung, dass es eine weitere Star-Wars-Episode geben wird, vorbereitet habe: Ich habe ‚Star Wars – Das Erwachen der Macht‘ heute Nacht in der Vorpremiere zusammen mit meinem Bruder Heiko und einem guten Freund angeschaut und möchte meine Eindrücke nun hier verarbeiten.
SPOILER-Warnung: Ich weise mit Nachdruck daraufhin, dass ich hier elementare Dinge des Filmes verraten werde (SPOILER) und von daher ausschließlich Leute den Beitrag durchlesen sollten, die den Film bereits kennen!! Das ist die erste, letzte und absolut EINDRINGLICHE WARNUNG!
Nachdem ich noch immer halb übermüdet hier am PC sitze und der Film so nach und nach seine Wirkung erzielt, saß ich, als der Abspann lief, wie gelähmt auf meinem Kinositz: Einerseits war ich voller Freude auf die kommenden Episoden, anderseits war da aber auch ein Teil von erst einmal nicht definierbaren Emotionen zu verspüren. Aber ich möchte nicht zu weit vorweggreifen und so beginne ich mit den positiven Aspekten:
Positive Aspekte
Kurzum die gesamte Wahl der Schauspieler ist absolut geglückt. Die alte Garde wird nach und nach äußerst charmant eingeführt und geben beim Schauen dieses wohlige Gefühl der Nostalgie. Die neuen Gesichter wie Finn, Poe und natürlich Rey sind super besetzt. Obgleich der Star-Pilot Poe etwas wenig Screentime bekam, haben alle drei gleichermaßen auf mich einen sehr gekonnten Eindruck gemacht und übernehmen das Zepter von Han, Leia und Luke äußerst geglückt! Allen voran Rey ist als bislang noch total unbekanntes Gesicht ein absoluter Glückstreffer. Ihre schauspielerische Leistung spielt beinahe sogar die der Oldies an die Wand. Den Ex-Trooper Finn halte ich ebenfalls für toll gewählt und war erst baff, als Kylo Ren den gegen Ende niedersäbelte. Sein Tod wäre wirklich schade gewesen und ich war dann schon froh, dass deutlich gezeigt wurde, dass er wohl wieder genesen und in der/den kommender/-n Episode(n) eine Rolle spielen wird.
Überrascht und zwar auch in positiver Hinsicht war ich von der Härte, wie die Neo-Imperialen – genannt die „Erste Ordnung“ – eingeführt wurden. Man sieht sofort, dass die Macher hier keinesfalls Parallelen zu den weiß gekleideten Brüdern aus der originalen Trilogie schaffen wollten: Direkt die ersten Szenen zeigen überdeutlich, dass mit den Sturmtruppen in Episode VII keinesfalls zu spaßen ist. Obgleich George Lucas in Episode I-III den Aufstieg der Nazis dezent mit dem Erstarken des Imperiums nacherzählte, so wirken die Mannen der „Neuen Ordnung“ wahrlich noch viel deutlicher an Hitlers Spinnertruppe angelehnt: Die neuen Sturmtruppen gehen äußerst brutal und erbarmlos zur Sache und können vor allem auch endlich mal Ziele treffen. Ich kann mich nämlich noch gut an Obi-Wans Ausspruch in Episode IV erinnern, wo er meinte, dass nur imperiale Sturmtruppen zu derart präzisen Treffern fähig seien. Sah man die dann aber in Aktion, schienen die jedoch nicht einmal eine Mauer zu treffen, auch wenn die direkt vor ihrer Nase war. Episode VII macht nun jedenfalls Schluss mit diesem Quatsch und somit nimmt der Zuschauer die Armee der „Neuen Ordnung“ von Minute eins ab vollkommen ernst.
ENDLICH wird die Macht desweiteren mal so gezeigt, wie man es eigentlich schon immer sehen wollte: kraftvoll und einfach übermächtig. Bislang traute sich dazu ja leider nur die Spielreihe ‚Star Wars – The Force Unleashed‘, in der der Protagonist Starkiller als menschgewordene Macht-Explosionsschleuder etabliert wurde. Ich freue mich jedenfalls, dass so etwas nun endlich auch im Film Einzug gehalten hat. Als Kylo Ren einen Laserschuss mit seinen Fähigkeiten in der Luft hält und munter nebenbei mit Poe in aller Seelenruhe diskutiert, macht das schon einen echt starken ersten Eindruck.
Als großer Harrison-Ford-Fan war ich in den letzten Jahren von seinen schauspielerischen Leistungen nur bedingt überzeugt. Er wirkte oft einfach nur unbeeindruckt und schien seine Texte gar runter zu spulen. In Episode VII zeigt er sich endlich wieder in seiner Paraderolle (neben Indiana Jones) und schauspielert wirklich so gut, wie schon lange nicht mehr. Seine Beziehungsprobleme mit Leia werden liebevoll thematisiert und ich fand es schön, dass der alte Haudegen sich ein letztes Mal in dieser Film-Reihe so zeigen durfte!
Nicht nur die menschlichen Schauspieler haben bei mir einen sehr guten Eindruck hinterlassen, auch der neue androide Sidekick BB-8 fügt sich schlicht toll ein und spielt in nur diesem einen Film grundlegend gar den endlos liebgewonnen R2D2 in den sechs vorherigen Teilen komplett an die Wand. Dabei agiert BB-8 grundsätzlich als eine Mischung aus R2D2 und Disneys Wall-É. Er wirkt menschlicher und zeigt deutlich mehr Emotionen als sein blauweißer Bruder aus den Vorgängern – das gefällt. Dennoch fand ich es sehr schön, dass auch R2D2 noch einmal einen kurzen Aufritt bekam und hoffe, trotz des starken Auftakts von BB-8, dass die Piep-Einheit nun nicht durch seinen Nachfolger gänzlich ersetzt werden wird. C3PO bekommt übrigens von mir den Ehrenpreis, für den wohl launigsten Auftritt seiner Laufbahn. Als er Han unterstellt, er würde den Goldjungen aufgrund des neuen roten Arms nicht mehr erkennen, war sehr charmant witzig und der gutbesetzte Kinosaal lachte um die Wette. Außerdem gab es ein liebevolles „Oooooooch“, als er sich zwischen Han und Leia zwängte.
Das bringt mich auch gleich zum nächsten Punkt, denn der Humor ist zweifelsohne richtig gut gelungen. Man hat es geschafft, die Sprüche niemals unfreiwillig komisch wirken zu lassen und man merkte auch bei den kurzen witzigen Aussprüchen der Charaktere, dass der Kinosaal es ähnlich wahrnahm. Nichts war aufgesetzt, alles wirkte gar spontan und zu jeder Situation passend. Dem Gipfel setzten dann natürlich auch die zahllosen Anspielungen an die die originale Trilogie auf. Ich fand das alles einfach passend und es bot sich schlichtweg dieses nostalgische Gefühl beim Schauen, wo man sich als Zuschauer verstanden sieht – Fanservice eben.
Unweit vom Fanservice entfernt waren natürlich ebenso die toll inszenierten Schlachten. So und nicht anders liebt man den Krieg der Sterne. Als die Rebellenflotte Han und Co. zu Hilfe eilte und knapp über die Wasseroberfläche geschossen kam, hatte ich jedenfalls eine äußerst wohlige Gänsehaut. Die Dogfights zwischen Tie- und X-Wing-Jägern war zwar typischerweise mit computergenerierten Bildern vollgestopft, doch wirkte es zu keiner Zeit übertrieben und war sehr an der originalen Trilogie angelehnt - trotz 3D. Großer Gänsehautmoment war natürlich nicht zuletzt der Millennium Falke. Der (immer noch) als Schrotthaufen gebrandmarkte Pott ist und bleibt Kult und sein Auftritt war absolut der Serie würdig.
Mag man Kylo Rens Laserschwert im Netz schon unzählige Male parodiert haben, kam der kristallgetriebene Meinungsverstärker ungemein hart rüber. Optisch und akustisch erscheint die Waffe extrem derb und schafft Respekt. Als der dunkle Lord der jungen Rey dieses Monstrum dann auch noch vor die Nase hält, bebte das Kino und die Leistung der Tieftöner waren gar im Magen spürbar. Den Kampf am Ende, den sich Finn und Rey abwechselnd mit Kylo liefern, hätte indes gefühlt etwas länger sein können. Vor allem hier zeigte Schauspieler Adam Driver gekonnt, wie verwirrt der junge Sith eigentlich ist. Es wird in der Tat sehr interessant sein, die Hintergründe zu erfahren, wie er überhaupt von der dunklen Seite der Macht verführt werden konnte.
Diskussionswerte Aspekte
Allen voran, und das muss ich ehrlich zugeben, hat mich im ersten Moment Han Solos Tod tatsächlich vollkommen kalt gelassen. Ich war selbst verwundert, dass mich der Mord einer meiner ganz großen Leinwandhelden kaum berührte … doch weit gefehlt: Erst jetzt merke ich, es war keine Gleichgültigkeit, es war ein Schockzustand. Je mehr mir die Bilder immer wieder innerlich vor Augen geführt werden, wie Kylo Ren alias Ben Solo seinen eigenen Vater mit dem flammenden Laserschwert durchstößt und Han seinem Sohn schmerzverzehrt in die Augen sieht, ihn ein letztes Mal väterlich berührt und dann leblos in die Tiefe stürzt, bin ich ellenweit weit weg von einem Gefühl der Gleichgültigkeit. Es ist einfach Trauer und im Nachhinein tut mir Han Solos Schicksal richtig weh, je mehr ich darüber nachdenke, dass sein eigener Sohn ihm das antat. Filmisch gesehen ist es allerdings das wohl beste Ende, das man dem alten Haudegen hätte bieten können. Denn nach all den Kämpfen tötet ihn nicht ein Blasterschuss eines Sturmtrupplers, sondern der Mensch, den er am meisten liebt und für den er letztlich erstmalig wirklich verwundbar wird… Das gibt mir schon ziemlich viel Stoff zum Nachdenken. Jetzt habe ich das erst richtig verstanden und sacken lassen und ich muss sagen, dass Han Solos Tod definitiv für mich in die Filmgeschichte eingehen wird. Allerdings wird diese Szene im Film dann gefühlt etwas zu kurz abgefrühstückt. Die obligatorischen „Neeeeeiiinnn“-Schreie und Chewies lautes Gebrüll sind natürlich vorhanden und passend inszeniert, aber im Nachhinein wird sich filmisch wieder zu schnell auf den Kampf konzentriert und Han bekommt außerdem am Ende noch nicht einmal eine Beerdigungs-Szene, die seiner würdigt. Selbst Qui-Gon Jinn bekam diese in Episode I und der Gute war lediglich nur für diese eine Episode Teil der Saga. Han hätte hier deutlich mehr Würdigung verdient! „Dass es ihn nicht mehr geben soll“ …. Selten traf ein Satz mehr den Nerv … Am Tod von Han werde ich noch lange zu knabbern haben, obwohl ich gestehen muss, dass es für mich klar gewesen war, dass ein Hauptprotagonist sterben musste. Irgendwie erschien das für mich absolut sinnig und mein Bruder Heiko und ich diskutierten hier schon lange darüber – eigentlich seit dem ersten Teaser. Hätte ich Geld setzen müssen, wäre meine Wahl aber tatsächlich auf Chewbacca gefallen. Han, die Ikone der Saga zu töten, hätte ich J.J. Abrams ehrlich nicht zugetraut – eine ganz schön mutige Entscheidung.
Aber dafür war der Rest des Filmes alles andere als mutig. Man merkt an so vielen Stellen, dass ‚Disney‘ absolut auf Nummer sicher gehen wollte und Neuerungen nur äußerst dezent einbaute. Grundlegend bediente man sich nämlich reichlich an der originalen Trilogie: (1) Dutzende (gut gemachte) Anspielungen auf deren Geschehnisse; (2) ein neuer „Todesstern“ (hier Starkiller); (3) der Angriff auf den Starkiller-Planeten mit erneutem Flug durch einen Graben; (4) der Umstand, dass die Imperialen (hier „Erste Ordnung“) erneut eine offensichtliche Schwachstelle in ihren Planetenvernichter einbauen mussten; (5) Die Zerstörung von Planeten (auch wenn der originale Todesstern nur einen Planeten pro Schuss schaffte); (6) Der gesamte Anfang des Filmes mit Rey, der Episode IV nicht unmaßgeblich ähnelt bzw. überhaupt aus dieser eine ganze Menge entnommen wurde, usw….. Selbst bei den Figuren traute man sich echt wenig. Luke Skywalkers Rolle aus der originalen Trilogie wurde beispielsweise einfach geteilt und auf Finn und den Star-Pilot Poe übertragen, wobei Letzterer auch eine Prise des Draufgängers Han Solo innehat. Außerdem ist Kylo Ren, als Bösewicht-Nachfolger, nur unweit von Darth Vader entfernt und natürlich auch wieder ein gefallener Skywalker. Die Liste könnte man jedenfalls noch eine ganze Reihe lang fortsetzen und man fühlt einfach an vielen Stellen so, dass man das alles schon einmal gesehen hätte. Dennoch schafft es J.J. Abrams das in eine sehr angenehme neue Form zu pressen, so dass man zwar mehr vom Gleichen bekommt, sich aber dennoch schon fühlt, als würde man eben eine Fortsetzung schauen.
Ein weiterer diskussionswerter Punkt sind die Rollen von General Hux und Captain Phasma. Während Ersterer irgendwie zu jung für seine Rolle scheint und hier und da doch ein bisschen zu dick aufträgt, ist Phasmas Auftritt gleichmal den vorher gesehenen Trailern kaum würdig. Ich dachte, sie wäre mehr eine Art neuer Bobba Fett, stattdessen aber bekommt sich schlicht zu wenig Screen-Time, als dass sie – abgesehen von ihrer reflektierenden Stormtrooper-Rüstung – irgendwie im Gedächtnis haften bleiben wird.
Luke Skywalkers Aufritt … Ich hätte während des Filmes mehrmals fast schon darauf gewartet, dass Luke hinter irgendeiner Ecke hervorspringt und als Deus-Ex-Gestalt den Tag rettet. Dass er nun allerdings nur kurz melancholisch zu Rey schauen darf, ohne ein einziges Wort zu sagen, fand ich tatsächlich ernüchternd. Er hätte wirklich zumindest kurz mit ihr sprechen können. Derartige Cliffhanger halte ich bei ‚Star Wars‘ jedenfalls für absolut unnütz, da man so oder so erneut für die nächste Episode eine Kinokarte kaufen wird.
Als musikalisch äußerst affiner Mensch und großer Fan des Komponisten John Williams, der praktisch alle einprägsamen Melodien der vergangenen 40 Jahre im Alleingang schuf, war ich von seiner Leistung in Episode VII doch etwas verwundert: Es gab keinerlei einprägsame Melodien, die mir im Anschluss noch im Gedächtnis geblieben sind. Irgendwie hörte ich beim ersten Schauen heute Nacht nicht eine echte Melodie heraus, die ihres Namens würdig gewesen wäre. Empfand ich zwar nicht als totales No-Go, aber eben doch enttäuschend. John Williams kann einfach deutlich, deutlich mehr!
Für den letzten diskussionswerten Punkt habe ich mir Kylo Ren aufgehoben, den ich tatsächlich zwiespältig sehe. Natürlich weiß man, dass sein Auftritt hier nur der Auftakt gewesen war und wir mehr und Größeres von ihm erwarten dürfen, doch fand ich seine frühzeitige Demaskierung etwas zu vorschnell. Denn der doch recht milchgesichtige Schauspieler entzaubert so das, was seine Erscheinung mit Maske zuerst gekonnt aufzubauen weiß: Respekt und eine extrem düstere Aura. Kaum ist seine Maske vom Kopf, verfliegt das ein ganzes stückweit. Ich finde es einerseits gekonnt, dass man es nicht Darth Vader gleichtat, der eben erst nach drei Episoden demaskiert wurde, anderseits hätte ich mir Rens Demaskierung für das finale Gespräch mit Han aufgehoben, wo es vielleicht bessere Wirkung erzielt hätte.
Mein Fazit: Ich will mehr über Rey wissen!
Wer ist Rey eigentlich? Diese Frage stellte sich mir im Laufe des Filmes immer fordernder, vor allem dann, als ihre Gabe zur Macht nicht nur entblößt wurde, sondern es sich auch zeigte, dass sie anscheinend gewaltige Kräfte in sich zu bergen scheint. Hat sie vielleicht doch etwas mit Lukes zerschlagenem Jedi-Orden zu tun, den Kylo Ren einst vernichtete? Oder etwa sogar irgend eine Verwandtschaft mit einem der originalen Garde? Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weitergehen wird – so viel ist sicher. ‚Star Wars – Das Erwachen der Macht‘ ist ein sehr würdiger Nachfolger, der gekonnt Fragen offen lässt, um jetzt schon als Appetitmacher auf die kommenden Episoden der Saga bestens zu fungieren. Er hat praktisch keine wirklichen Längen und lediglich das Aufeinandertreffen von Han und seinen Gläubigern, sowie der anschließenden Flucht vor den Tentakelviechern, hätte ich weggelassen. Außerdem ist unklar, warum die Republik am Kampf gegen die durchaus ernstzunehmende Bedrohung der „Neuen Ordnung“ total unbeteiligt war.
Mein Fazit: Ich finde es einfach richtig genial, dass es ENDLICH mit der Saga weitergeht und ich bin glücklich, dass J.J. Abrams – um ganz direkt zu sprechen – es nicht versaut hat! Ich werde mir den Teil jedenfalls noch mindestens einmal im Kino ansehen und die BlueRay wird später echt wahrlich heiß laufen! ‚Star Wars – Episode VII‘ … die Macht ist stark in diesem da …
[Sämtliche Bilder sind (C)opyright 2015 by Lucasfilm Ltd.]
Falko Tetzner _ 17.12.2015
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