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Kolumne 50: Ein Loblied auf die Nostalgie ...
Was ist eigentlich Nostalgie? Ich denke, es gibt kaum einen Aspekt in meinem Leben, über den ich mir schon so oft den Kopf zerbrochen habe. Und den habe ich mir zerbrochen, weil das Gefühl der Nostalgie in meinem Leben einen sehr wichtigen Platz einnimmt. Ich wollte einfach verstehen lernen, warum das überhaupt in so einem Maße ausgeprägt ist. Obwohl es sich im ersten Moment wie eine ganz einfache Frage anhören mag - „Was ist Nostalgie?“ - , so ist die Antwort alles andere als leicht. Es ist nicht nur einfach ein simples Wort, es ist vielmehr ein direkter Draht zur Vergangenheit, Kindheit und Jugend.
The Secret of Monkey Island (Amiga/1990)
Doch was ist das Gefühl für mich nun genau? Warum spiele ich uralte Spiele noch immer so gern? Ich denke, es ist wohl einfach diese bestimmte Emotion, sich für einen einzigen Moment wieder in sein kindliches Selbst zurückversetzen zu können. Man ist, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, wieder der kleine Junge, den die Mutter ruft, wenn es Essen gibt oder der Müll herausgetragen werden muss. Es ist das Gefühl, dass der Vater in der Tür steht und zum dritten Mal ermahnt, endlich die Musik von 'Turrican' ein wenig leiser zu machen. Es sind die Zeiten, wo es noch Computerverbot gab, wenn man sich gehörig danebenbenahm oder der kleine Bruder mit großen, leuchtenden Augen am Amiga neben einem saß und mitfieberte, ob man es denn nun schaffen würde, den schweren Bossgegner nach dem zigsten Versuch endlich zu besiegen. Ein direkter Draht ins Damals.

Ich habe für mich gelernt, dass das Gefühl die wohl vielseitigste Emotion überhaupt ist. Es ist wie eine Art Baum, dessen Wurzeln tief in das Erdreich meiner Vergangenheit greifen. Manchmal vermisst man einfach diese Zeiten, wo sich alles noch so leicht anfühlte und man keine Ahnung hatte, was einem als Erwachsenen erwarten würde. Man dachte, es würde immer so weitergehen. Kaum war man älter, wuchs für jeden von uns plötzlich das Maß an Verantwortung sein eigenes Dasein in den Griff zu bekommen und den richtigen Weg für die Zukunft einzuschlagen – Berufsausbildung, Studium… Dann kam der erste Beruf und für nicht Wenige der Start der eigenen Familie. Vor allem die letzten beiden Punkte sollten schnell dafür Sorge tragen, dass man sich an einfachere Zeiten zurückerinnert. Als Kind und Jugendlicher habe ich teilweise 6 Stunden am Tag gespielt, was im Laufe der Jahre immer mehr beschnitten werden musste. Regelmäßig nahmen Verpflichtungen den Platz ein, den man normalerweise mit Freizeit füllte. Zu den schlechtesten Zeiten kam ich vielleicht auf gerade mal 2 Stunden in der gesamten Woche, mich in Ruhe an meinen Computer zu setzen. Allerdings durfte das dann auch nicht allzu immersiv sein, denn in nur 2 Stunden in der Woche hat man schlicht keinen Nerv mehr dafür, sich derartig tiefgründig mit den Spielwelten auseinanderzusetzen. Kurzum: Man lernt einfach anders zu spielen. Dinge, für die man sich in der Vergangenheit unendlich Zeit nahm, sind heute oft nicht mehr in der Art möglich. Beispielsweise mochte ich immer toll geschriebene Dialoge, wie beispielsweise in 'Baphomets Fluch'. Immerhin ermöglichen diese, die Figuren und ihre Beweggründe besser zu verstehen. Heutzutage, geschafft vom Tag, erwische ich mich dabei, Dialoge immer mal wieder einfach wegzuklicken, wenn der Sprecher für seinen Satz länger braucht als ich mit dem Lesen der Untertitel. Zumindest ist es bei neueren Titeln so. Bei nostalgisch geprägten Spielen bekomme ich das Überspringen oft nicht über's Herz. Aus diesem Grund hebe ich mir neue Kost gern für den Urlaub auf, in der Hoffnung, mir dann die Zeit wirklich nehmen zu können.
Monkey Island II (PC/1991)
Für das Adventure-Genre ist dies allerdings eine sehr bittere Pille. Diese Spiele brauchen schlicht ein gewisses Zeitpolster. Und eben dieses ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum ich mich gern mit alten Spielen beschäftige. Man kennt sie eben in- und auswendig - derart oft hat man sie im Laufe der Jahre wieder und wieder durchlaufen. Ein Spiel so gut zu kennen, ändert die Bindung zu dem Stückchen Software völlig. Es ändert obendrein die Beziehung zu den Menschen, die das eben so erlebt haben, wie man selbst. Kaum unterhält man sich mit denen, scheint es so, als wäre eine Art unsichtbares Band zwischen beiden Gesprächsteilnehmern - als würde man sich kennen. Und man kann sich auf einer Ebene und in einem Detailgrad unterhalten, der mit Außenstehenden in keinster Weise möglich wäre. Ganz egal, ob man vielleicht die ganze Zeit alleine daheim saß und seine Lieblingsspiele rauf und runter zockte. Unter'm Strich verbindet Gaming Menschen auf eine interessante Art und Weise.

Ich versuche mir regelmäßig die Freizeit zu nehmen, die ich brauche. Spiele von einst helfen dabei, von all dem Stress des heutigen Alltags abzulenken. Das Gefühl zu beschreiben, wenn ich an einem Grübelabend erneut mit Guybrush Threepwood LeChuck eine auf die Mütze gebe, mit Indiana Jones Atlantis entdecke oder mit George Stobbart im herbstlichen Paris einen Mord aufkläre, ist ganz schwer zu beschreiben. Es entsteht wie eine Blase um einen herum, welche das wahre Leben ein Stück weit einfach ausblendet, das die innere Uhr langsamer werden lässt... Emotionaler Urlaub. Ich hatte das Glück, eine schier perfekte Kindheit haben zu dürfen, in der ich wohlbehütet von zwei liebenden Eltern und coolen Geschwistern erzogen wurde. Der große Freundeskreis tat das Übrige. Und man erinnert sich beim Spielen zum Beispiel eben wieder daran, wie es damals war. So gesehen ist dieser „emotionale Urlaub“, den ich eben beschrieb in Wahrheit eine Art Hetzjagd, nach längst vergangenen Gefühlen. Man erlebt gewisse Szenen im Spiel noch einmal und versucht manches Mal sogar beinahe exakt dasselbe zu fühlen, was man damals verspürte, als man es zum ersten Mal erlebte.

Aber nicht nur aus meiner Spielersicht schaue ich gern zurück auf längst vergangene Tage, denn ebenfalls die Entwickler waren damals einfach anders. Heute ist die Gaming-Welt ein hoch-professionalisiertes Gewerbe, das mittlerweile mehr Umsatz generiert als Hollywood mit seinen millionenschweren Blockbustern. Aber damals war die Zeit der Pioniere. Kreative Menschen, die mit Computern Dinge umsetzten, für die sie überhaupt nicht gemacht waren. Ein Manfred Trenz zum Beispiel, der mit 'Turrican' auf dem C64 riesige Welten umsetzte, die man für unmöglich hielt. Ein Chris Roberts, der durch clevere Tricks mit Bitmap-Grafiken in 'Wing Commander' eine Art 3D-Grafik erzeugte und zum ersten Mal überhaupt das Luke-Skywalker-Feeling auf den Computerbildschirm zum Selbsterleben brachte. Oder ein John Carmack, der durch ähnliche Bitmap-Spielerreien den weltweit ersten Ego-Shooter umsetzte – Jahre bevor die Konkurrenz überhaupt auf die Idee kam beziehungsweise wusste, wie das bewerkstelligt werden könnte. Ein Chris Hülsbeck, der mit seinem TFMX-Soundformat aus dem Amiga eine Musikbrillanz erreichte, für die selbst diese eigentlich musikbegabte Maschine gar nicht gemacht war – vorher hatte er Ähnliches schon beim Commodore 64 geleistet.

Des Weiteren arbeitete man in den Computerspielfirmen auf eine vollkommen andere Art und Weise als heute. In 'Day of the Tentacle Remastered' meint Tim Schafer und seine Kollegen beispielsweise in den Entwicklerkommentaren, dass das Adventure im Orignal damals das letzte war, dass man so entwickeln konnte - und spielt dabei recht deutlich auf das später viel zu steife Management an und die mangelnde Flexibilität. In meinen Augen ist Gaming eine Art Kunst und Künstler brauchen Freiraum. Kreativität auf Knopfdruck ist kaum möglich. Vielleicht waren aus diesem Grund die 'LucasArts'-Adventure der frühen Jahre eben so besonders. Weil die Art, wie sie entstanden, heute nicht mehr umzusetzen ist.
Cyberia (PC/1994)
Vieles unterschied sich zur heutigen Gegenwart. Das war schlicht und ergreifend ein Pioniergeist, den ich heute beinahe gar nicht mehr spüre. Vieles dieser Tage fühlt sich so an, als habe man all das schon zig Male in anderen Versionen erlebt. Mittlerweile würde ich den wahren Geist der Pioniere größtenteils noch den so genannten Indie-Entwicklern zusprechen, bei deren Titeln hin und wieder die Brillanz der alten Zeiten durchschimmert. Das heutige Gaming-Business hat eben viel zerstört, was in den 1990ern noch alltäglich gewesen war. Seit Spiele-Entwickler und -Vertreiber trocken wie wirtschaftliche Unternehmen geführt werden, denen die Gewinn-Marge gar nicht hoch genug sein kann, ist viel der Liebe in den Spielen spürbar auf der Strecke geblieben. Waren in den 1990ern Nerds die Käufer der Spiele, ist das einst belächelte Hobby längst tief in den Mainstream vorgedrungen, welcher mittlerweile eine deutlich größere Käuferschicht bildet. Dabei kann ich den Firmen eigentlich nicht unbedingt verdenken, dass sie ihre Fahnen in den Wind hängen und das entwickeln, was den größten Profit verspricht. Nämlich jedes Jahr das Gleiche in grün und mit neuer Verpackung. Ich habe nichts gegen Fortsetzungen, aber in manchen Reihen nimmt das absurdeste Züge an. Zwischen Marktforschung und Umsatz bleibt eben so manches auf der Strecke.

Die Charaktere liebte ich beispielsweise in den Games der 90er über alles. Natürlich sollten hier die Adventure absolut federführend sein und schufen Figuren, die selbst heute noch nicht aus den Köpfen verschwunden sind. Guybrush Threepwood, Indiana Jones, George Stobbart, Ben der Biker, Simon der Zauberer oder die WG-Klicke aus 'Day of the Tentacle'. Letztlich passte hier einfach alles, fingen diese Spiele doch ziemlich gut den damaligen Zeitgeist ein. Besonders gefiel mir immer diese Unbeschwertheit und man fühlte sich einfach wohl beim Rätseln. Dieser Effekt ist bei mir niemals gewichen. Es ist schön, sich regelmäßig wieder an diese alten Titel zu setzen und eben noch einmal das zu fühlen, was die Spiele für mich ganz besonders macht. Durch die unzähligen Dialoge lernte man die Figuren besser kennen als in jedem anderen Genre. Sie hatten Persönlichkeit und man konzentrierte sich darauf, eine Geschichte zu erzählen. Heutzutage stellt man gern den Spieler in den Mittelpunkt und ersetzt den Hauptprotagonisten durch eben jenen. Ich will das nicht vollkommen verunglimpfen, da es bei manchen Spielen passt, aber ich mag schlichtweg richtige "Persönlichkeiten" in den Games, mit denen ich mich identifizieren kann. Ich will nicht der Held der Geschichte sein, sondern möchte die Reise mit dem gemeinsam erleben. Meines Erachtents bleiben gerade so Charaktere im Gedächtnis.
Wing Commander III (PC/1994)
Was mir damals ebenfalls sehr gefiel, war der Look der Spiele. Fern von HD und 4K begnügten sich Systeme der frühen Neunziger mit geringen Auflösungen wie 320x200 oder 320x256. Ich finde es heute noch erstaunlich, was Entwickler aus diesen wenigen Bildinformationen herauskitzeln konnten. Irgendwie schien die Grafik genau in einer gewissen optischen Mitte zu liegen: Zwischen dem was man sieht und dem, was man denkt zu sehen. Das hatte einfach was. In manchen Emulatoren oder Interpretern wie 'ScummVM' kann man zwar mittels spezieller Filter die grobkörnige Grafik glätten, doch ich konnte niemals verstehen, warum Leute so etwas nutzen. Man verschandelt damit die Leistungen der damaligen Grafiker und nimmt den Spielen obendrein einen ganzen Deut ihres Charmes. Viele der alten Adventures erzeugen doch gerade durch ihre kantige Optik eine ganz spezielle Wohlfühl-Atmosphäre. An besonderen Lieblingen wie 'Monkey Island II', 'Indiana Jones IV', 'Day of the Tentacle', 'Sam & Max', 'Beneath a Steel Sky', 'Simon the Sorcerer II' oder 'Flight of the Amazon Queen' kann ich mich jedenfalls kaum sattsehen.

Pixel-Look im edelsten Gewand sollte allerdings einer Konsole vorbehalten bleiben. Wer gepixelte Welten mochte, der liebte das 'Neo Geo'. Obwohl ich niemals eines besaß, war jedes zweite Spiel ein absoluter Hingucker. Grundlegend war die Konsole im Kern nämlich ein echter Arcade-Automat im Kleinformat. In punkto Animationen machte der sündteuren Konsole jedenfalls niemals ein anderes 16-Bit-Heimsystem etwas vor. Optische Feuerwerke wie 'Metal Slug', 'Last Blade II' oder 'Blazing Star' bildeten in meinen Augen das Maximum, was überhaupt mit der Bitmap-Pixel-Technik handwerklich möglich war. Das lässt mir regelmäßig wieder das Herz aufgehen und ich liebe einfach die Atmosphäre dieser Pixel-Welten.

Später folgten höhere Auflösung bei PC-Spielen. Grafische Perlen wie die ersten beiden 'Baphomets Fluch', 'Monkey Island III' oder 'Discworld II' eroberten mit ihren 640x480 Bildpunkten mein Herz jedenfalls im Sturm. Verrückt war, dass auch dieser pixelige Look erneut einen ganz besonderen Charme innehatte. Ein ‚Baphomets Fluch‘ in Full HD würde irgendwie anders wirken und aussehen. Der kantige Look hat für mich eben einfach etwas.

Selbst das Zeitalter der Full-Motion-Video-Spiele empfand ich als sehr spannend, das mit 'Wing Commander III' und 'Wing Commander IV' wohl einen der absoluten Höhepunkte überhaupt erleben durfte. Kaum war das Medium der CD-Datenträger erhältlich, explodierten die Datenmengen durch diese Produktionen geradezu. Spitzenreiter mit gleich 7 CDs war übrigens Sierras 'Phantasmagoria', gefolgt von 'Wing Commander III' bzw. 'Wing Commander IV' mit 4 bzw. 6 CDs. Und das war zu einer Zeit als Festplatten mit Mühe und Not gerade einmal an der 500-Megabyte-Schwelle kratzten und damit die Spiele als unbeschreiblich große Datenmengen wahrgenommen worden. Nichtsdestotrotz musste bei den Videos ein ziemlich starkes Kompressionsverfahren herhalten, das die Bildqualität massiv absenkte und die Bilder oft nur im Interlace-Modus (jede zweite Zeile ist schwarz) wiedergab. Das sah dann so aus, als würde man die Filmszenen durch ein Netz betrachten, das über die Kamera gespannt wurde. Das rettete allerdings ironischerweise oft sogar die Präsentation. Als nämlich 'Wing Commander IV' später auch als DVD-Version zu haben war und die Filmsequenzen in sauberer DVD-Qualität betrachtet werden konnten, entlarvte man damit oft die doch billig wirkenden Kulissen. Dennoch haben viele dieser FMV-Spiele für mich schon einen gewissen Kultstatus erreicht. Ich bin mir allerdings natürlich auch bewusst, dass dieser Tage von einst auch gehörig viel Mist in diesem Genre veröffentlicht wurde. Jeder Möchtegern mit Kamera sah plötzlich in sich einen Regisseur oder Schauspieler. Einige der Produktionen sind dabei derart lächerlich anzusehen, dass die Fremdscham-Grenze nicht nur milde touchiert wurde.
Baphomets Fluch (PC/1996)
Nichtsdestotrotz hatte diese Vielfalt von einst im Gaming-Markt schlicht etwas. Heute ähneln sich die Titel oft so dermaßen und auch dieser „Wow“-Faktor ist dieser Tage ganz selten mal zu spüren. Mitte der 90iger war das anders. Die Spiele wuchsen mit der digitalen Evolution und jeder neue Titel wurde als Steigerung wahrgenommen. Da viel weniger Spiele erschienen, bekam man die Entwicklung besser mit. Heute werden alleine in einem Monat so viele Spiele released, dass man kaum noch den Überblick behalten kann. Ich besaß für meine Amigas zum Beispiel gerade einmal rund 200 Spiele. Davon habe ich mich vielleicht mit 50 wirklich tiefgehend beschäftigt und einfach viel mehr Zeit mit denen verbracht als es heute möglich wäre. Da dieser Tage so viele Titel erscheinen, hat man kaum noch Zeit, diese überhaupt nur ein zweites Mal anzugehen. In meiner Kindheit und Jugend war das ganz anders. Manche Spiele habe ich unzählige Male wieder hervorgekramt – die ‚Turrican‘-Reihe werde ich wohl bestimmt insgesamt an die 100 Mal durchlaufen haben; prominentestes Beispiel bei den Adventures war ‚Monkey Island II‘, das ich sicherlich ähnlich oft komplett bis zum Abspann erneut durchrätselte. So oft, dass ich die Textzeilen zum Teil auswendig kannte und meine Freunde mal total verblüffte, als ich das gesamte Intro des Spieles wortwörtlich wiedergab, noch bevor der Text überhaupt eingeblendet wurde.

Ähnlich war das bei unseren Konsolen: Mein jüngerer Bruder Heiko hatte mit seinem 'Super Nintendo' vielleicht um die 25 Spiele – später mit dem 'Nintendo 64' gar noch weniger. Aber man spielte dann eben die Titel so oft, dass man sie auswendig kannte und jedes Geheimnis gelüftet wurde: ‚Zelda – A Link to the Past‘ zum Beispiel, ‚Super Mario World‘, die geniale ‚Donkey Kong‘-Trilogie oder das grandiose ‚Zelda – The Ocarina of Time‘. Irgendwann hatte man dann eben so viel Zeit mit denen verbracht, dass sie auf eine gewisse Art und Weise zur eigenen Kindheit/Jugend dazugehörten und sich untrennbar damit verbanden.

Heute bin ich allerdings überrascht, wie Wenige ihre frühen Jahre so verbrachten. Gaming: Das gehörte in meiner Familie und im Freundeskreis dazu und war keinesfalls wegzudenken. Denn was gibt es Tolleres, als ein Hobby mit den Menschen zu teilen, die man am meisten schätzt? Wenn man sich bei Freunden traf und dort über die Geheimnisse, Charaktere oder Geschichten von irgendwelchen Titeln diskutierte, war das nicht selten stundenlanges und extrem interessantes Fachgeschwätz. Da wurde viel gelacht und der rege Meinungsaustausch ließ auch gern mal die Gemüter erhitzen. So und nicht anders muss man über sein Hobby sprechen! Diese Leidenschaft, wenn man etwas verteidigt, was man wirklich mag, findet man noch nicht einmal in der heutigen Arbeitswelt in diesem Maße und das obwohl die meisten von uns damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Leidenschaft ist eben nicht mit Geld aufwiegbar. Ich war schon immer der Meinung, dass man Motivation mit Geld kaufen kann, aber nicht die Leidenschaft für eine Sache. Denn dieses Gefühl geht weit über reine Motivation hinaus.
Metal Slug 2 (Neo Geo/1997)
Wenn ich heute meine Freunde von damals treffe, dann haben die Meisten natürlich weniger Zeit zum Zocken, aber an ihrer Leidenschaft für diese Freizeitaktivität hat sich rein gar nichts geändert. Irgendwie haben wir alle noch diesen kleinen Jungen in uns, der einfach nicht erwachsen werden will. Ich würde mich allerdings so oder so mit Händen und Füßen wehren, den kleinen Kerl in mir auch nur in die Nähe des Erwachsenwerdens zu lassen. Es ist schön, sich das bewahren zu können. Denn wenn ich mich heute mit meinen Freunden treffe und wir erneut über Spiele-Themen sprechen, ist es so, als wäre nicht eine Minute seit der letzten Diskussion vergangen. DAS ist einfach etwas ganz Besonderes.

Am Besten sind dann immer solche Tage, an denen wir die Zeit finden, uns zusammensetzen, alte Games zocken und gemeinsam so richtig schön in Nostalgie schwelgen. Da wird Pizza gegessen, viel erzählt und vor allem gelacht. Mit einem meiner besten Freunde habe ich mich erst vor wenigen Wochen getroffen und 'Phantasmagoria II' noch einmal komplett bis in die frühen Morgenstunden durchgespielt. An anderen Abenden wird dann auch gern mal der ein oder andere Emulator angeworfen, alte Amiga-Scene-Demos geschaut; auf der DOSBox Klassiker wie 'Cyberia' durchgespielt; auf dem C64 'Turrican' oder 'Giana Sister' angeworfen oder mit dem guten Colonel Christopher Blair in 'Wing Commander III' oder 'Wing Commander IV' ein paar Runden im All gedreht. Es gibt da letztlich so viele Spiele, mit denen meine Freunde oder ich selbst so Vieles verbinden. Es macht dann einfach Spaß, als Voll-Profis, die jeden Pixel im Spiel kennen, ausufernd zu diskutieren. Diese besonderen Abende mögen, aufgrund zahlreicher Verpflichtungen, nicht häufig vorkommen, aber auf diese freuen sich alle Beteiligten bereits Wochen vorher. Derart Abschalten und der Welt mal für ein paar Stunden ins Damals zu entfliehen ... Das ist unvergleichlich. Das geht übrigens auch in kleineren Dosen: Mein Handy oder PC ist voll von Musik-Titeln alter Games, die vor allem beim längeren Autofahren so richtig Spaß machen.

Auch in der Arbeitswelt bin ich immer mal wieder von Kollegen überrascht worden, die plötzlich ganz genau so über die Kindheit und Jugend schwärmen, wie man es selbst tut. Oft sind das sogar gerade die, von denen man es eigentlich am Wenigsten erwartet. Da kommt durch Zufall einfach auf ein Thema von damals - wie 'Monkey Island' - und auf einmal entsteht daraus eine langwierige schwärmende Unterhaltung über diese grandiose Adventure-Serie. Da ist eine Pause schneller herum, als es einem lieb ist. Nostalgie in anderen Menschen zu wecken, ist immer wieder eine ganz tolle Erfahrung. Nicht selten hört man dann so verblüffende Sätze wie: „Darüber habe ich mich schon Jahre nicht mehr unterhalten. In meinem Freundeskreis interessiert sich einfach niemand für so etwas.“ Jeder hat doch irgend etwas, an das er sich gern zurück erinnert.
The Legend of Zelda: Ocarina of Time (Nintendo 64/1998)
Man sieht, Nostalgie ist eine ungeheure Vielzahl von Emotionen, Eindrücken und Erlebnissen. Vor allem die 1990er waren für mich DAS Jahrzehnt meines Gaming-Lebens bislang. Hätte ich einen Wunsch frei, dann würde ich mir wünschen, wenigstens einen einzigen Tag noch einmal dort zu verbringen. In einem Bericht hatte ich mal gelesen, dass für Psychologen derartige Verbissenheit ins Damals eine Art Fluchtreaktion aus der Gegenwart darstellt. Wenn Dinge in der Moderne für uns zu schnell ablaufen, flüchten wir uns nach deren Meinung ins Bewährte unserer Vergangenheit.

„Flucht“ klingt in diesem Zusammenhang allerdings recht negativ, was es eigentlich überhaupt nicht ist. Nostalgie lässt Träger dieser Emotion herunterkommen, abschalten und durchatmen. Es tut gut, das Damals in die Gegenwart zu holen und von daher war es mir schon immer egal, was andere davon halten, dass ich so gern in Nostalgie schwelge. Immerhin haben unsere vergangenen Erlebnisse und Erfahrungen uns letztlich zu dem gemacht, der wir heute sind. Ich denke, man sollte sich immer seiner Vergangenheit bewusst sein. Nichtsdestotrotz ist es manches Mal schon eigenartig, wieviel Zeit seit dem "Damals" vergangen ist - wie schnell aus "brandneu" uralt wurde oder aus "Jetzt" die dieser Kolumne ihren Namen gebende Nostalgie. Es fühlt sich für mich oft gar nicht so an, als wäre das alles wirklich schon so verdammt lange her. Klassiker von 1996 sind dieser Tage aber nichtsdestotrotz satte 20(!) Jahre alt. Dieser Zeitraum ... Kaum vorstellbar und es zeigt mir wohl auch, dass man eben schon älter ist, als man selbst von sich denken mag.

All diese Ausführungen bedeuten allerdings keineswegs, dass mir die Gegenwart vollkommen gleich ist. Es gibt natürlich auch genug im Jetzt, was ich sehr schätze und vor allem liebe. Und selbstredend gibt es ebenfalls Spielserien von heute, die mich begeistern können. Aber die sollen eben nicht Thema dieser Kolumne sein. Irgendwann werden die sicherlich ebenfalls in mein Nostalgiempfinden übertragen werden, wenn ich mit 50 oder 60 auf mein Leben zurückblicke. Einst sagte mal ein kluger Mann: „Tolle Erlebnisse von heute, werden die Nostalgie von morgen sein“ … Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

Falko Tetzner _ 24.12.2016

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