
Kolumne 20: Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull
Indiana Jones – dieser Name steht für Abenteuer und Action. Als alteingesessene Fans der ersten drei Abenteuer waren wir natürlich besonders gespannt auf das neueste Sequel. Doch mittlerweile sind nicht weniger als 19 Jahre ins Land gestrichen, seit Dr. Jones den heiligen Gral in den Händen hielt. Viel Zeit – da stellt sich einfach die Frage: Kann auch der vierte Part halten, was die Serie bislang versprach?
[ Dieser Artikel ist ausschließlich für Leser geschrieben, die den Film und die Vorgänger bereits gesehen haben. Wer keinen der Filme bisher gesehen hat und sich den Zauber der Unwissenheit bewahren möchte, sollte KEINESFALLS weiter lesen. ]

Nevada, 1957
Auch in der fiktiven Welt der Indy-Archäologie sind zahlreiche Jahre ins Land gestrichen. Die Nazis stellen seit 1945 keine Bedrohung mehr dar. Doch Zeit zum Jubeln bleibt leider keine. Ein neuer Feind überschattet den Globus: Der Kommunismus. Der sorgt auch dafür, dass die östliche und westliche Welt unter einem permanenten Verfolgungswahn leidet. Jede Seite glaubt, feindliche Agenten an jeder Ecke wahrzunehmen und morgen von der Gegenseite ausgerottet zu werden. Es ist der „Kalte Krieg“, der die Welt in Atem hält und die omnipräsente, mögliche Ausrottung durch Atomwaffen niemals zur Ruhe kommen lässt. Professor Dr. Indiana Jones buddelte mit seinem Freund Mac gerade nach wichtigen Artefakten, als er von als amerikanische Soldaten getarnten, sowjetischen Militanten entführt wird – unter Führung von Stalins Augapfel Irina Spalko. Das Ziel: Ein allzu bekanntes Lagerhaus, in dem einst die Bundeslade verwahrt wurde. Dort soll Indy helfen eine für die Sowjets wichtige Kiste ausfindig zu machen. Nein, nicht die mit der Bundeslade, sondern eine, die „mumifizierte Überreste“ enthalten soll. Aufgrund des exorbitant starken Magnetfeldes, das diese Kiste ausstrahlt, kann sie letzten Endes mithilfe Indys aufgespürt werden, was nun dafür Sorge trägt, dass er, nach getaner Arbeit, für die Sowjets gar wertlos werden könnte. Doch schon beim ersten Fluchtversuch entpuppt sich ausgerechnet sein Freund Mac als Feind und Mitspieler der Gegenseite. Dennoch gelingt dem Archäologen schließlich halsbrecherisch die Flucht und er gelangt buchstäblich vom Regen in die Traufe: So er- und überlebt er den ersten Test einer Kernwaffe. Doch das Wunder seines Überlebens beeindruckt die CIA nicht im Geringsten. Die hält ihn nämlich für einen etwaigen Doppelagenten, der für die „Roten“ arbeitet. Kaum ausgesprochen, verliert Indy seinen Lehrstuhl und wird auf die Straße gesetzt. Kurz davor, ein neues Leben zu beginnen, sucht ihn die junge Schmalzlocke Mutt auf, der von seiner Mutter einen Brief mit kryptischen Zeichen erhielt, verfasst von Indys altem Freund Professor Oxley. So nimmt die Suche nach dem mysteriösen Kristallschädel seinen Lauf, der nicht von dieser Welt zu sein scheint. Doch Aliens sollen nicht die einzigen Überraschungen sein, die auf den Zuschauer warten. So wird bereits in der Hälfe des Filmes offenbart, dass es sich bei Mutts Mutter - Mary Williams - um niemand Geringeres als Marian Ravenwood aus dem ersten Abenteuer handelt, die zum Schluss auch noch den Peitschenschwinger ehelicht und dem baldigen Gatten darüber hinaus noch über seinen Sohn aufklärt. Mutt ist Henry Jones Jr. II – Indys Sohn …
„Ich habe da ein ganz mieses Gefühl“
Nach 19 Jahren eine Fortsetzung abzudrehen, ist normalerweise für jeden Regisseur ein Albtraum. Bereits George Lucas, der u.a. auch die Geschichte zum neuesten 'Indiana Jones'-Streifen mitverfasste, meinte, dass man bei so einer Fortsetzung tun kann, was man möchte – die Fans werden ohnehin enttäuscht sein. Und genau so passierte es auch. Die Kritiker lobten den Film nicht gerade in den höchsten Tönen. Er sei „zu abgedreht“, „zu unrealistisch“ und „füge sich nicht in die Reihe der drei Vorgänger ein“. Doch auf Kritikermeinungen haben Heiko und ich bislang nur wenig gegeben. Letzten Endes sollte man nur auf eine Meinung hören, nämlich seine eigene. Also haben wir uns, ausschließlich mit Trailer-Vorwissen ausgestattet, ins Kino gesetzt und hatten als Fans natürlich hohe Erwartungen, bei denen Erinnerungen an die Premiere von 'Star Wars: Episode I' wieder aufblitzten. Doch 'Indiana Jones IV' hält, in unseren Augen, genau was er verspricht. Die eben genannten Kritikerbeanstandungen können wir jedenfalls mit keiner Silbe nachvollziehen. Vor allem der Punkt, der Film sei zu „unrealistisch“ ist absoluter Nonsens. In Part eins tötete die „Macht Gottes“ nach dem Öffnen der Bundeslade eine Scharr Nazisoldaten; Part zwei beinhaltete Voodoo-Kräfte und einen Priester, der den Menschen das Herz aus der Brust reißen konnte (wobei die Opfer danach weiterlebten) und Part drei schließlich ließ Indy auf einen der Kreuzritter treffen, der dort seit über 300 Jahren den heiligen Gral bewachte. War das denn realistischer als ein Alien-Schädel? Ganz im Gegenteil: Die Geschichte, rund um den Kristallschädel, fügt sich wunderbar ein. Was man außerdem nicht ungesagt lassen sollte, ist die Tatsache, dass UFOs bereits in früheren Indy-Büchern einen gewissen Auftritt hatten. So neu ist das also für Leseratten nicht. Doch wir sind Realisten: Es wird bei einem Film mit einer derart bekannten Trilogie im Vorlauf genügend Zuschauer geben, die unsere Meinung stützen oder diese auch als absolut fehl am Platz empfinden werden. Das gehört nun mal dazu.

Was besonders gefiel
Mir persönlich hat vor allem gefallen, dass man praktisch durchgehend an der Seite von Indiana Jones auf Spurensuche ging – sogar deutlich mehr als in den drei Vorgängern. Da wird der Untergrund eines Friedhofes oder später Akator zahlreiche Minuten erforscht – spannend und interessant zugleich. Lediglich in den Romanen wurde das bislang so detailliert dargestellt. Diese archäologischen Vorgänge finden aber nun auch in Teil vier deutlich mehr Beachtung, was mich persönlich sehr freut. Alleine die Erforschung von Akator bis zum finalen Raum der Alien-Knochen ist einfach nur spannend inszeniert. Das Finale setzt dem dann noch die Krone auf. DAS nenne ich Unterhaltung! Und der Humor kam auf der Reise, rund um den Globus, auch nicht zu kurz. Ein weiterer Geniestreich ist die finale Szene des Filmes, in welcher der Wind dem jungen Mutt Indys Hut entgegen bläst. Da vermutet man schon eine symbolische Brücke, die einer möglichen Fortsetzung mit Shea LeBeauf in der Hauptrolle den Weg ebnet. Doch gerade als der den Fedora aufsetzen will, wird ihm dieser im letzten Moment von Indy aus der Hand gerissen – ganz nach dem Motto: „Das ist meiner, Kleiner, der gehört niemand anderem!“ So etwas kann nur Steven Spielberg und George Lucas einfallen! Genial, sag’ ich da nur!
Aber Steven Spielberg sollte man ohnehin loben. Denn um an die Atmosphäre der Klassiker anzuknüpfen, drehte er den Blockbuster weder digital, noch auf hochmodernen Bändern. Nein, er drehte 'Indiana Jones IV' auf Zelluloid, basierend auf den Techniken der drei Vorgänger, um die Qualität auch im neusten Streich an die Klassiker anzupassen. Was an Bildqualität herausgekommen ist, hat man seit vielen Jahren nicht mehr auf einer Leinwand gesehen. Der Stil passt wie Indys Faust auf des Russen Auge zu den Vorgängern, die Atmosphäre und Bildqualität erscheint im gleichen Antlitz. Das Endergebnis auf der Leinwand hat uns jedenfalls komplett überzeugt und steht im starken Kontrast zu praktisch sämtlichen anderen Filmen, die in den letzten Jahren zu sehen waren. Selbst die gewählte Beleuchtungstechnik wurde aus den Vorgängern entnommen, die nach dem heutigen Stand der Technik beim Filmemachen keinerlei Verwendung mehr findet.
Ebenso nicht weniger gefallen hat uns, dass der Film, trotz der fehlenden deutschen Gegenspieler, mehrmals Bezug zum Deutschen nimmt. So hat Professor Oxley unzählige Male das Wort „Rückkehr“ in diversen Sprachen an eine Gefängniswand gekritzelt und die Kamera hält fast vollständig auf das deutsche Wort. Die Erwähnung der Universitätsstadt Leipzig war für uns dann im Grunde bereits das frühe I-Tüpfelchen, was in einigen Internet-Kommentaren hingegen bemängelt wurde („Warum nicht München oder Hamburg?“ oder „Ist Indy doch ein Kommunist, weil er in der DDR lehren möchte?“ [Kommentare umformuliert]). Dass die Dauer auf das Warten der Fortsetzung ähnlich lang gewesen ist, wie das Bestehen des wiedervereinigten Deutschland scheint in diesem Fall, bezogen auf die Kommentare, leider nur bei amerikanischen Regisseuren angekommen zu sein! Auch, wenn es nicht in diesen Beitrag passt: Aber wir sind EIN Deutschland. Wer das nach so langer Zeit noch immer nicht gerafft hat, sollte sich eine andere Nationalität in den Pass schreiben. Ich selbst kann so einen Quatsch einfach nicht mehr hören oder lesen. Das jedoch, nur so nebenbei bemerkt …

Meckern auf hohem Niveau
Lediglich eine Sache ist mir als alter Fan von John Williams (verantwortlich für den Soundtrack der kompletten Indiana-Jones-Saga) leicht aufgestoßen. Nach dem genialen Soundtrack von 'Indiana Jones und der letzte Kreuzzug' habe ich auch auf neue Musikstücke für den vierten Part gehofft. Obgleich der Soundtrack erneut gelungen ist, bietet er doch leider kaum neue Themen. Vor allem das Indy-Thema selbst ist sehr dominant im Film, was bei den Vorgängern anders war. Ansonsten ertönen fast ausschließlich bekannte Noten aus 'Jäger des verlorenen Schatzes' und eben dem 'letzten Kreuzzug'. Dies aber wieder in alter Stärke und toller, weil absolut passender, Untermalung. John Williams eben! Etwas schade fand ich es trotzdem.
Indiana Jones ist zurück!
Dass Harrison Ford Mitte 60 ist, tut dem Film keinerlei Abbruch. Er hat sämtliche Stunts dennoch selbst gemacht und wirkt im Film keineswegs altersschwach. In einem Interview meinte er obendrein, dass ihm die Dreharbeiten zu 'Indy IV' so viel Spaß gemacht hätten, dass er gern auch noch ein weiteres Mal die Bullenpeitsche knallen lassen würde. Wir hoffen auf jeden Fall auf diese weitere Fortsetzung. Für die sollte man dann aber unbedingt das staubige 'Indiana Jones and the Fate of Atlantis'-Drehbuch von Hal Barwood rauskramen. Immerhin ist das eine Geschichte, die auf die Kinoleinwand gehört und nicht nur auf den PC-Bildschirm. Schlussendlich fällt uns nur eines zum vierten Abenteuer des wohl berühmtesten Archäologen der Filmgeschichte ein: Pure Action, Pure Adventure, Pure Indy, Pure Movie!!
Falko Tetzner _ 01.06.2008
