Kolumne 12: Problem Fan-Adventure
Nach einer derart langen Trockenperiode, die das Adventure-Genre hinnehmen musste, hat anscheinend nun ein zweiter Frühling eingesetzt: Es erscheinen mehr und vor allem aufwendige Adventures. Fans sind euphorisch wie nie und für nicht wenige ist da ein stiller Wunsch, andere Fans mit einem eigenen Fan-Adventure zu begeistern und zu fesseln. Doch viele sehen die Probleme nicht, die es mit diesem dann aber auf sich haben kann. Meine heutige Kolumne beschäftigt sich mit diesem Thema, aus der Sicht eines Webmasters...
Nach zig Adventures hat es sicherlich jedem schon einmal unter den Nägeln gejuckt, ein Adventure selbst zu verfassen. Im Nu sind Titel und eine grobe Story im Kopf, sowie ein paar Leute zum Mitmachen gefunden. Die halbe Welt wird buchstäblich darüber informiert oder gar gleich eine Webpage in den Weiten des Netzes gehostet, die mit viel Liebe und Aufwand erstellt wird. User werden buchstäblich verrückt gemacht und beginnen sich auf das Adventure zu freuen - und das alles, obwohl noch nicht ein richtiger Handschlag für das eigentliche Adventure getan wurde. Nicht selten landet bereits in diesem Stadium eine Mail in unserem Postfach, dass wir darüber berichten sollen bzw. man gibt uns reihenweise Informationen, was alles im Spiel enthalten sein wird und am Liebsten sollen wir gleich die Tastatur schwingen und ein Mega-Preview verfassen. Doch, in den meisten Fällen - so schade es auch sein mag - wäre dies absolut vergeudete Zeit...
Es passiert nicht oft, dass ein Adventure zumindest bis zum Beta-Status vorrückt. Oft ist schon weit davor bereits Schluss. Gründe gibt es dafür sichtlich viele: Einige erkennen, dass doch mehr dazu gehört, als bloß eine einfache Idee zu haben, bei anderen mangelt es an fachlichen oder programmiertechnischen Wissen und wieder andere ändern plötzlich Namen, Grafik oder Spielsinn von einem Augenblick zum Nächsten. Oder es ist schlicht und einfach keine Lust mehr da.
Während die Homepage und alles schnell vom Netz genommen wird oder vor sich hin "gammelt", hat man als Webmaster nun buchstäblich den Salat: Das Preview ist nichtig und die ganze Arbeit wandert ins Datennirwana. Vielen ist nämlich nicht bewusst, dass solche Artikel neben dem Aufwand auch Zeit fordern, die man besser nutzen hätte können, als die User mit "heißer Luft" zu informieren.
Man hat daher oft keine Wahl und wir müssen Einschränkungen auf 'Adventures Unlimited' vornehmen, dass zumindest Bildmaterial und Story vorhanden sein müssen. Selbst diese Vorkehrungen reichen bei einigen Fällen nicht aus und das Adventure wird nach Jahren dennoch einfach völlig unfertig beendet und erscheint niemals.
Doch, wir möchten Euch informieren und so bleibt uns wohl auch weiterhin keine Wahl, als immer mal wieder in den sauren Apfel zu beißen und Artikel bei Abbrüchen vom Netz zu nehmen bzw. völlig abändern zu müssen, da zu viele Dinge verändert worden sind. Wir haben vom Sinn her nichts gegen Fan-Adventures, doch diese Art der Spiele sind leider die, welche den meisten Schwankungen unterliegen. Man kann sich vom Sinn niemals sicher sein, ob ein solches Spiel irgendwann wirklich einmal auf der Festplatte landet oder das unfertige Material niemals die Datenträger der Macher verlässt. Aus diesem Grund wird das Genre der Fan-Adventure auch von vielen Seiten nur sehr nebensächlich behandelt und man bekommt im Grunde kaum brauchbare Informationen, sondern gerade mal den Namen der Macher, den Link zur Homepage und drei Sätze zur Story. Andere behandeln diese Spiele überhaupt nicht. Wir aber wollten und wollen noch immer die Fan-Adventure als (fast) ebenbürtige Spiele behandeln, wie es die kommerziellen sind. Unsere Fanprojekte-Rubrik ist genau aus diesem Grund entstanden und wir wollen Euch nicht nur kurze Infos, sondern angemesse Pre- und Reviews bieten können. Dies ist aber nur dann möglich, wenn unsere "Regeln" zur Aufnahme in unsere Rubrik nicht mit Undank oder Missverständnissen behandelt werden.
Es kommt auch nicht selten vor, dass uns gesagt wird, wie klein doch diese Rubrik der Fan-Adventures noch ist. Es ist eben nur eine Vorsichtsmaßnahme, da wir filtern müssen, um die User nicht mit "heißer Luft", sondern mit handfesteren Dingen informieren zu können. Würden wir nämlich jedes Fan-Adventure behandeln, Tests dazu schreiben, dann kann ich schon jetzt versichern, dass 80% der Beiträge aufgrund von Abbrüchen nutzlose Arbeit gewesen sind. Wir werden nur die aufnehmen können, bei denen wir das Gefühl haben, dass sie ein Release erleben und sich User daran irgendwann erfreuen können. Cancelling-Meldungen kennen wir nun mal vom 'LucasArts' mittlerweile zur Genüge. Das muss sich nicht auch noch auf andere Bereiche übertragen.
Falko Tetzner _ 06.09.2004
Kommentare Agent Calavera: Gelungener Artikel! Allerdings hab ich auch Kritik: Fanadventures werden keinesfalls erst seit der "Wiederkehr" von kommerziellen Adventures die weniger erfolgreich als zahlreich sind von jedem zweiten Neger verfasst: Fanadventures gibt es schon recht lange, im Grunde seit Adventures von action/rollen oder strategiespielspielern für tot erklärt wurden. Es ist in der tat schade, dass es so unheimlich viele unerfahrene Leute giebt die sich hinsetzen und ein Adventure erstellen wollen, und somit auch so viele verkommende Webseiten die Foren verweisen in denen nie jemand etwas gepostet hatt, doch das ganze hatt mehr vor-als Nachteile: Der einzige echte Nachteil ist, dass diese ganzen Adventureleichen es professionell oder wenigstens ehrgeizig und realistisch geplanten Fanadventures schwer machen ernst genommen zu werden. Vorteil ist aber, dass aufbrechende Adventureersteller aus ihren geplatzten und halb verrotteten Projekten lernen und von nun an, falls sie nicht allen Willen zum adventureerstellen verloren haben, sicherlich ihre Projekte besser planen werden. Eine andere Sache ist, dass kaum ein Projekt eingestellt wird sondern die meisten "gescheiterten" Titel nur vor sich hin gammeln, mit einem winzigen Fortschritt alle halbe Jahre. Doch viele totgeglaubten Projekte werden irgendwann herausgebracht werden! Viele Projekte haben auch einfach nicht den Anspruch qualitativ hochwertig zu sein und sehen daher nach aussen hin so gut wie gescheitert aus, doch ein Adventure zu machen ist keine übergrosse Schwierigkeit: Die Schwierigkeit ist am Ball zu bleiben, fleissig zu sein und sich nicht zu übernehmen. Schliesslich ist die Adventuregemeinde mit jedem fertigen AFaanadventure bereichert, nicht nur mit jedem guten! Noch etwas das bei Fanadventures stört: Dass Monkey Island und Day of the Tentacle unübertroffen bleiben werden ist genauso klar,wie dass man sie nicht noch einmahl neuauflegen muss um zu zeigen wie toll sie doch waren. Viel besser und meist erfolgreicher sind Adventures mit eigenen Themen (Patrimonium z.B.). Was die Art und Weise angeht, wie Adventures Unlimited mit Fanadventure-Previews umgeht kann ich nur zustimmen: Wirklich lohnen tun sich nur Previews über die wirklich erfolgreichen Adventures; alle anderen könnten (!!) eingestellt werden und bei den langen Previews wä#r das wirklich schade... (08.09.2004 _ 16:58:04) |