Kolumne 01: Nostalgie
Viele von uns kennen es und missen es: Das Gefühl der "alten Zeiten", als man noch nächtelang vorm Rechner saß und die genialsten Adventures spielte, die es gab. Jenseits von Rendertechnik und High-End-Computersystemen, eine Zeit, die nichts mit der heutigen gemein hat. Einfach eine Zeit, der man gerne nachtrauert und die wohl niemals vergessen wird, denn die wohl größten Adventures fanden hier ihre Kreationen, die selbst heute noch nicht in Vergessenheit sind. Ich rede grob von der Zeit zwischen 1985 und 1995, als der Computer in seinen unterschiedlichsten Arten begann, Formen anzunehmen. Systeme wie Amiga, C64, Atari, aber auch der PC wurden Teil dieser Welt und mit ihnen die Computerspiele und vor allem das Adventure-Genre, um das es hier auch gehen soll. Schnell wurde es sehr beliebt in der Spielegemeinde, denn es existierten ja nur mehr oder weniger Story-schwache Spiele. Die Abenteuerspiele entführten den Spieler in eine Art Roman, dessen Story, welche nur durch ihn und seinen klaren Verstand aufgedeckt werden konnte. Viele der Stories können noch heute überzeugen, legten sie doch den Grundstein für die komplette Spielewelt. Ein Kult war geboren, dessen Missen die Nostalgie immer stärker werden lässt.
Doch, wie begann das alles? Es begann mit den Textadventures, welche meist von nur einem Programmierer geschrieben wurde. Es wurden Locations beschrieben und der Spieler musste mittels der Eingabe über die Tastatur die gewünschten Aktionen beschreiben. Es gab sehr viele dieser Art und schon die erfreuten sich einer großen Beliebtheit. Es war eben dieser Wunsch des Weiterkommens und des Entdeckens, was den kleinen Abenteurer in jedem von uns weckte. 'Raus aus der tristen und monotonen Welt und hinein in eine fremde Welt. Obwohl die Phantasie hier eine entscheidende Rolle spielte, genügte es bald einfach nicht mehr und es entstanden - hautsächlich der Firma 'LucasArts' zu verdanken - die ersten Grafik-Adventures. Nun war es möglich, den Spieler wirklich in eine Welt abtauchen zu lassen, obwohl es sich noch um sehr grobe Grafiken handelte. Erst zu Beginn der 90ziger Jahre war diese so weit ausgereift, dass wirkliche Leckerbissen und Meilensteine der Adventures das Licht der Welt erblickten. In den Jahren 1989 bis 1994 erschienen die meisten Abenteuerspiele, denn die User waren einfach nicht "satt" zu bekommen. Durch diese Masse an Spielen konnten sich nur die Besten heraus kristallisieren und vor allem die Firma 'LucasArts' tat dies in vollem Maße. Sie lieferten ein Adventure nach dem Anderen und jedes besser, als das andere davor. Mit 'The Secret Monkey Island' von Ron Gilbert setzten sie den wohl größten und schwersten Meilensteine in der Geschichte. Mit Guybrush und seinen Freunden alte Piratenabenteuer zu erleben fesselte die Adventurier. Es war und ist einfach ein klasse Atmosphäre, die dieses Spiel bietet und wie viele von uns haben sich damals nicht gewünscht, auf Melêé Island zu leben. Okay, die Grafik war grob, aber das störte nicht, denn sie erzeugte ein solches Flair, wie man es heute kaum mehr finden kann, so sehr man auch suchen mag. Ebenfalls stieg Indiana Jones in diese Riege auf, was vor allem dem vierten Teil durch seine erstklassige Story zu verdanken ist, die wohl auch Kinoreif gewesen wäre. Ich erinnere mich noch genau, wie lange ich daran gesessen habe - ohne Lösung versteht sich, denn das war für gestandene Peitschenschwinger oder Aushilfspiraten einfach eine Beleidigung. Es war einfach spannend, weiter zu kommen, die Story voran zu treiben und es bis zum Ende zu schaffen. 'Indy IV' hatte damit wohl die Nase vorn, da man durch die drei unterschiedlichen Spielwege sehr lange brauchte. Mich faszinierte dieses Spiel so sehr, dass mich regelrechte Traurigkeit überkam, als ich das Spiel auch mit dem letzten Weg löste. Am liebsten hätte ich mein Gedächtnis gelöscht und hätte wieder von Anfang an begonnen. Ähnlich ging es mir bei den ersten beiden Monkey-Island-Teilen wobei ich sagen muss, dass ich gerade den zweiten schier zig Male schon durchgespielt habe. Ich denke, es gibt kein Adventure, das ich besitze, welches ich so oft gespielt habe. Damals noch mit meinem alten Amiga 500 mit satten 1 MB Ram und einem zweiten Diskettenlaufwerk. So allmählich konnte ich dann sehr viele der geführten Dialoge fast vollständig auswendig und auch die einzulegende Diskette wusste ich auf Anhieb. Als kleinen Beweis: Der Beginn, also Scabb Island war auf den Disketten 1,2,3 und 4, Phatt Island waren die Disketten 5 und 6, Booty Island 7 und 8, Diskette 9 war LeChuck's Festung und schließlich die letzten beiden Disketten für Dinky Island und das Ende. Kaum zu glauben, dass ich dies immer noch im Kopf habe, als hätte ich das Spiel erst gestern auf meinem Amiga gespielt. Es war aber gut zu wissen, denn so konnte man sich die Disketten unter den zwei Laufwerken einteilen und hatte so nicht solch extreme Wechselorgien. Immerhin wollte ich ja durch die Karibik reisen und keine Ausbildung zum Diskjockey machen. Dies war bei der Amiga-Version vom gerade angesprochenen 'Indiana Jones IV' präsent, denn was da zu wechseln war, ist unaussprechlich. Zu der Zeit verabschiedete sich gerade mein zweiter Floppy und so spielte ich wirklich das komplette Spiel mit nur EINEM Diskettenlaufwerk. Wenn ich daran heute zurück denke, frage ich mich, was ich denn da genommen hatte... Wie dem auch sei, wurde dort jede kleinste Aktion nachgeladen. Selbst für den Spruch "Das kann ich nicht nehmen" und dergleichen musste man eigens die erste Diskette einlegen. Die schlimmsten Locations kamen so auf rund 8 Diskettenwechsel: 1,3,9,5 - total durcheinander.
Das Verrückte aber an all dem war, dass es einfach nur Spass gemacht hatte und man sich - aus irgend einem Grund - immer wieder gern an diese Zeit erinnert, als die Computer eben noch nicht so weit waren, als Adventure-Legenden auf die Welt losgelassen wurden. Meiner Meinung nach war es einfach die schönste Zeit und das ist schmerzliche und zugleich auch wundervolle Nostalgie.
Falko Tetzner _ 30.09.2002
Kommentare xPsYcHoMaXx:
Hey Falko!! Du weißt gar nicht, wie du mir aus der Seele sprichst!! Ich dachte schon, ich wär der einzige, der am liebsten zum nächst besten Hypnotiseur gerannt wär, um sich die fantastischen LucasArts adventures von der biologischen Festplatte löschen zu lassen. Bin echt froh, dass es gleichgesinnte gibt. Übrigens find ich deine Seite verdammt klasse!
cya
(16.10.2003 _ 21:10:32)Falko Tetzner:
Weisst Du, die Adventures von ’LucasArts’ in der Vergangenheit - besonders die Monkey- und Indy-Teile - waren ungeschlagene Klassiker, die einfach fesseln konnten. Heute, ich weiß nicht, es gibt schon noch das ein oder andere gute Adventure, aber fehlt denen einfach meist etwas. Ich kann nicht direkt mit dem Finger darauf deuten, doch fesselten mich die alten Adventures einfach viel mehr. Sie konnten eben so sehr fesseln, dass man in der Tat am liebsten seinen Kopf wieder gelöscht hätte, um das Adventure noch einmal völlig ’jungfräulich’ zu entdecken und erneut den Spaß zu erleben, immer weiter zu kommen.
Ach ja, die gute, alte Zeit....
(23.10.2003 _ 11:07:25)Bennet Schulte:
Ich kann dem Artikel nur zu Stimmen auch ich feierte Disketten-Wechsel-Orgien aber ohne es bereut zu haben... Ich muss ausserdem sagen dass die AMIGA versionen von Maniac Mansion, MI1-2 und Indy3-4 wesendlich besser sind als die PC versionen :D
Das stimmigste Monkey Island ist meiner meinung dennoch MI3.. die Grafik is Wunderschön und nich ganz so... naja :) 3Dig wie in 4... ich währe ja dafür mal n paar der Adventures zu verfilmen wen George mit StarWars fertig is... nur bitte! er soll nicht Regie führen ;)
Wie dem auch sein... Die gute alte Zeit.. sie lebe hooooch
(29.12.2003 _ 02:33:10)Enforcer:
Wow... mir gehts genauso..
Angefangen mit dem C64 und Maniac Mansion... habe Tage, Wochen daran gessen um zur Lösung zu kommen (mit allen Charakteren versteht sich). Glücklicherweise gab es alle alten Adventures auch auf CD, so das ich beim PC nicht mehr wechseln brauchte.
Aber diese einmalige Atmosphäre von damals, bei den Spielen... als wäre es gestern gewesen. Die Zeiten sidn leider vorbei, aber ich denke oft voller Wehmut an die schönen tage mit den guten alten adventures...
und sehe es genauso wie du Falko!!
(18.01.2004 _ 07:56:10)AkiFox:
Mein allererstes Adventure war Sam&Max und danach Day of the Tentacle...da fing alles an. War übrigens mein 12. Geburtstag (Im September sind es dann 6 Jahre)
Ich mag alte Adventures aber zum Teil auch neue...bin zum Beispiel sehr gespannt auf dieses "Moment of Silence"
Am meisten hat es mich getroffen, dass Sam&Max 2 gecancelt wurde...denn darauf hab ich schon seit 8 jahren gewartet (solange KENN ich das spiel) naja, was soll man machen...fanprojekte :)
(29.08.2004 _ 15:41:39)
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